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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0030
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Einleitung des Herausgebers

»Die Hauptsache ist das geistige Wirken.«1 Daran glaubte Karl Jaspers eindringlich er-
innern zu müssen, als er 1946 mit dem Verlag Walter de Gruyter in Verhandlungen
über eine französische Übersetzung seiner Nietzsche-Monographie stand. Das Über-
setzungsrecht für das Buch war vertraglich zwischen Jaspers und de Gruyter geteilt;
weil aber de Gruyter nicht bereit war, es Jaspers ganz zu überlassen, drohte das Pro-
jekt an den bürokratischen Hürden der unmittelbaren Nachkriegszeit zu scheitern.
Das konnte und wollte Jaspers nicht akzeptieren: »Wenn die Übersetzung nicht zu-
stande kommt, so würde ich das wie ein Töten geistiger Auswirkung - die ich 8 Jahre
an mir in Deutschland erlebt habe - empfinden müssen. Ich bitte Sie - für die Philo-
sophie und für Deutschland - noch einmal wohlwollend zu überlegen und mir auf
Grund dieser Überlegung das Übersetzungsrecht ohne Einschränkung zurückzuge-
ben unter der Voraussetzung, dass ich jedes nach Deutschland in Zukunft transferier-
bare Honorar mit Ihnen teile.«2
Trotz der besonderen Situation nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs steht diese
Äußerung exemplarisch für die gesamte Korrespondenz, die Jaspers über Jahrzehnte
mit seinen verschiedenen Verlagen geführt hat. In der Tat war für ihn das geistige Wir-
ken die Hauptsache, und zwar von Anfang an. Das wird nirgends deutlicher als im
Briefwechsel mit Ferdinand Springer, in dessen Verlag die Allgemeine Psychopathologie
(1913), die Psychologie der Weltanschauungen (1919) und die Philosophie (1932) erschie-
nen sind, jene drei Werke also, die Jaspers über die Grenzen Deutschlands hinaus be-
kannt gemacht haben. Mit jedem dieser drei Bücher empfiehlt sich Jaspers als ein Au-
tor, der für den Verlag zum Aushängeschild werden kann, wenn Springer denn auch
tatsächlich bereit ist, auf ihn zu setzen.
Um das Vertrauen des Verlegers zu gewinnen, machte Jaspers bereits zu Beginn der
Geschäftsbeziehung deutlich, dass die von ihm in Zukunft zu erwartenden Schriften
keine Einzelprodukte waren, sondern Teile eines auf Jahre hinaus angelegten Werk-
ganzen. So etwa schrieb er Springer, nachdem die Allgemeine Psychopathologie in Fach-
kreisen für Aufsehen gesorgt hatte und bereits mehrere Übersetzungsanfragen aus
dem Ausland eingegangen waren: »Ich gestehe Ihnen, dass mir am Zustandekom-
men der Übersetzungen sehr viel liegt. Es wird dadurch eine Basis geschaffen, auf der

1 K. Jaspers an H. Cram, 22. April 1946, in diesem Band, S. 149.
2 Ebd.
 
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