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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0046
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Einleitung des Herausgebers

XLV

sophisches Kleinod«, das der wahre Kenner zu schätzen wisse: »Ich halte sie für eine
an einem konkreten Fall durchgeführte hervorragende Hegel-Kritik. Es wäre immer-
hin möglich, dass der Titel wegen des Namens Shakespeare auch literarisch interes-
sierte Käufer anzieht.«70
Doch auch für einen Verleger wie Ferdinand Springer zählte nicht zuletzt der wirt-
schaftliche Erfolg. Die ersten drei Bände verkauften sich so schlecht, dass er sich ge-
nötigt sah, Jaspers mit der Zusendung der Absatzzahlen an seine selbst formulierten
strengen Auswahlkriterien zu erinnern: »Sie wollen daraus ersehen, dass die Heraus-
gabe der Sammlung doch nicht ganz unerhebliche Opfer vonseiten des Verlages for-
dert, und dass ich daher Ihr Prinzip sehr begrüsse, auf das strengste auszuwählen.«71
Hinter dieser Erinnerung stand der unausgesprochene Appell, Jaspers möge doch
auch Arbeiten in Erwägung ziehen, die nicht bei ihm selbst entstanden waren. Denn
obwohl den Bänden jeweils ein Hinweis zu den Modalitäten der Manuskripteinrei-
chung vorangestellt war und damit der offene Charakter der Reihe betont wurde,
zeichnete sich ab, dass die »Philosophischen Forschungen« auf den engen Kreis der
Schüler beschränkt blieben. Das mochte einer der Gründe sein, warum Springer die
Arbeit Alexander Koschewnikoffs72 ablehnte, obwohl der Autor über einen höheren
Druckkostenzuschuss verfügte.73 Umgekehrt zögerte Springer nicht, ein in der Wiener
Niederlassung eingereichtes Dissertationsmanuskript an Jaspers weiterzuleiten und
ihn zu bitten, es auf seine Eignung für die Reihe zu prüfen.74 Jaspers lehnte ab,75 ver-
zichtete aber in den folgenden Jahren darauf, Springer weitere Arbeiten seiner Schüler
anzubieten.76 Erst 1937 machte er wieder einen Vorschlag, indem er die Dissertation

70 K. Jaspers an F. Springer, 28. April 1927, ebd., 325.
71 F. Springer an K. Jaspers, 25. August 1927, ebd., 327-328.
72 Vgl. A. Koschewnikoff: Die religiöse Philosophie Wladimir Solowjews, Berlin 1926 [Typoskript,
UBH], sowie zum Kontext P. König: »Alexandre Kojeve in Heidelberg«, in: M. Bitterolf u.a. (Hg.):
Intellektuelle in Heidelberg 1910-1933. Ein Lesebuch, Heidelberg 2014,141-150.
73 Vgl. F. Springer an K. Jaspers, n. Juli 1928, in diesem Band, S. 331. - Jaspers hatte die Arbeit be-
reits 1926 vorgeschlagen (vgl. K. Jaspers an F. Springer, 2. August 1926, ebd., 324), dann die Sa-
che aber nicht mehr weiterverfolgt. Erst als Koschewnikoff erneut an ihn herantrat und einen
Druckkostenzuschuss anbot, unternahm Jaspers einen weiteren Vorstoß (vgl. K. Jaspers an F.
Springer, 8. Juli 1928, ebd., 330).
74 Vgl. F. Springer an K. Jaspers, 8. März 1929, ebd., 331.
75 Vgl. F. Springer an L. C. Friedlaender, 26. März 1929, ebd., 332. Jaspers’ Gutachten ist nur indi-
rekt über diesen Brief erhalten.
76 Als Annelise Kreß, eine geborene Daab, die bei Jaspers über Kierkegaard promoviert hatte (vgl.
A. Daab: Ironie und Humor bei Kierkegaard, Diss. Heidelberg 1926), Mitte der dreißiger Jahre in
den »Philosophischen Forschungen« publizieren wollte, antwortete Jaspers: »Die zunehmenden
Schwierigkeiten der Verleger erlauben nur etwas zum Druck anzubieten, das solchen Schmiss
hat, dass es zugleich philosophisch gehaltreich und buchhändlerisch wirksam ist.« (K. Jaspers
an A. Kreß, 12. Januar 1935, Durchschlag, DLA, A: Jaspers).
 
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