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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0049
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XLVIII

Einleitung des Herausgebers

lung über die ihm bisher unbekannt gebliebene, bereits bei Piper in Druck befindli-
che Schrift Von der Wahrheit als Kränkung empfand: Es werde von außen so aussehen,
»als sei der Autor mit dem alten Verleger nicht mehr ganz zufrieden. Dies trifft mich in
dem Augenblick besonders, in dem ich im Begriff stehe, nach Heidelberg zu übersie-
deln, ein Entschluss, zu dem mich die Beziehungen zu Ihnen mit in erster Linie ver-
anlasst haben.«96 In der Tat hatte Springer nur wenige Wochen zuvor voller Hoffnung
geschrieben: »Wir rechnen sehr auf unsere Heidelberger Freunde bei dem Bestreben,
dort möglichst rasch nicht nur beruflich, sondern auch menschlich Fuss zu fassen.«97
Für den Austausch von Empfindlichkeiten blieb jedoch wenig Zeit, denn längst be-
stimmte ein neues Projekt die Korrespondenz. Schon im Dezember 1945 war Springer
an Jaspers mit dem Plan herangetreten, unter dem anspruchsvollen Titel Universitas
litterarum eine interdisziplinär ausgerichtete Zeitschrift zu gründen, ein Herzens-
wunsch, den er seit den zwanziger Jahren hegte und für dessen Realisierung er nun
den rechten Augenblick gekommen sah. Das Problem bestehe mehr denn je: »In einer
Zeit begrifflicher und methodischer Auseinandersetzung zwecks Erkennung und För-
derung der Wahrheit bedarf es einer Arena, in der diese Kämpfe von hierzu Berufenen
ausgetragen werden vor den Augen derjenigen, die selber einmal dazu berufen sein
wollen oder die ihre Welt auf den erkämpften Wahrheiten aufzubauen gedenken.«98
Jaspers sah das zunächst genauso: »Eine solche Zeitschrift brauchen wir«, bekräftigte
er, und wenn sie sich dauerhaft etablieren könnte, wäre das »ein Segen für das Neu-
entstehen eines öffentlichen wissenschaftlichen Lebens in Deutschland.«99
Allerdings suchte Jaspers die Erwartungen an seine Mitarbeit von Anfang an zu
dämpfen. Für Springer schien es selbstverständlich, dass die Zeitschrift »unter philo-
sophischer Oberleitung« stehen sollte, und er hatte gehofft, Jaspers als »leitenden Phi-
losophen« gewinnen zu können, assistiert von einem höchstens sechsköpfigen Her-
ausgeberkollegium und einem die eigentlichen Geschäfte führenden Redakteur.100
Jaspers wollte nicht rundweg ablehnen - er stehe gern zur Verfügung, sofern Sprin-
ger an seinem Namen wie auch an seinem Rat und Urteil gelegen sei. Dennoch stellte
er klar, dass Springer an ihm »keine grosse Kraft« haben werde, zumal seine persönli-
chen Beziehungen »nicht umfangreich« und seine Personalkenntnisse »beschränkt«
seien. Mit einem freundlichen, aber bestimmten Fazit schloss er seine Ausführun-
gen in dieser Sache: »Sie bleiben also frei in der Wahl der Ihnen geeignet scheinen-
den Persönlichkeit.«101

96 F. Springer an K. Jaspers, 2. August 1946, in diesem Band, S. 374.
97 F. Springer an K. Jaspers, n. Juli 1946, ebd., 371-372.
98 F. Springer an K. Jaspers, 10. Dezember 1945, ebd., 365.
99 K. Jaspers an F. Springer, 31. Dezember 1945, ebd., 367 u. 369.
100 F. Springer an K. Jaspers, 10. Dezember 1945, ebd., 366.
101 K. Jaspers an F. Springer, 31. Dezember 1945, ebd., 368.
 
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