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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0057
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LVI

Einleitung des Herausgebers

sich nun persönlich und als Herausgeber der Philosophischen Rundschau beleidigt.
Nach einer Auflistung der straf- und zivilrechtlichen Tatbestände bat der Anwalt um
Mitteilung, ob Springer im Interesse seines Verlages »diese Angelegenheit in einer
Herrn Professor Gadamer befriedigenden Weise regeln« wolle.142
Jaspers, abermals mit der Situation konfrontiert, bezweifelte, dass Gadamer Klage
erheben würde. »Bei einem Gerichtsverfahren müsste vieles erörtert werden, was
nicht angenehm ist, und der Ausgang ist ungewiss.«143 Mit dieser Vermutung sollte
er Recht behalten. Denn Gadamers Anwalt erhielt einige Wochen später den Hinweis,
von gerichtlicher Verfolgung abzusehen, und schrieb daraufhin seinem Mandanten:
»Wir hatten eine solche [Verfolgung] wohl auch nicht beabsichtigt, da eine Beleidi-
gungsklage gegen Dr. Thiel persönlich zu richten wäre, eine Klage auf Widerruf der sit-
tenwidrigen Wettbewerbshandlungen aber von Ihrem Verlag geführt werden müsste.
Unsere Absicht ging wohl mehr darauf hin, dem Springer Verlag die Ernsthaftigkeit
der erfolgten Verletzungen klarzumachen.«144
Nach den durchgefochtenen Konflikten mit Blumenberg und Gadamer sprach der
Springer-Verlag seinem Schriftleiter im Mai 1960 die Kündigung aus, ließ sie aber, da
sich die Lage wieder deutlich beruhigt hatte und ein Nachfolger noch nicht gefun-
den war, vorerst nicht wirksam werden. Die Zusammenarbeit wurde erst beendet, als
Thiel im Herbst 1964 den Springer-Verlag darüber in Kenntnis setzte, dass er das An-
gebot eines anderen Verlages vorliegen habe, der mit ihm als Herausgeber - und zwar
mit angemessener Bezahlung - eine Zeitschrift gründen wolle.145 Angesichts der dann
vorliegenden Konkurrenz zum Studium Generale schlug Thiel dem Springer-Verlag vor,
die Zeitschrift an den anderen Verlag abzutreten, der zur Übernahme bereit wäre. Je-
nes Angebot würde er nur dann ausschlagen, wenn der Springer-Verlag ihn ab sofort
angemessen bezahle. Hierzu verlangte er 2 000 DM als Monatsgehalt. Von Verlagsseite
hieß es dazu knapp: »Eine Übergabe des von Herrn Dr. Ferdinand Springer gemein-
sam mit den Herren Prof. Karl Jaspers und Prof. Hans Peters begründeten Studium
Generale an einen anderen Verlag kommt für uns selbstverständlich nicht in Frage.
Die Weiterführung dieser Zeitschrift ist unsere Sache.«146
Mit der endgültigen Trennung von Thiel endete mehr oder weniger auch die Kor-
respondenz zwischen Jaspers und dem Springer-Verlag. Letztlich trat das ein, was Jas-
pers leitmotivisch seit den ersten Ärgernissen 1954 befürchtet und weswegen er Thiel

142 O. von Braunbehrens an F. Springer, 27. November 1959, in diesem Band, S. 414.
143 K. Jaspers an H. Götze, 9. Dezember 1959, ebd., 419.
144 O. von Braunbehrens an H.-G. Gadamer, 31. Dezember 1959, DLA, A: Gadamer.
145 Vgl. M. Thiel an H. Götze, 2. November 1964, Kopie, DLA, A: Jaspers. - Offenbar stammte das An-
gebot von Wilhelm von Cornides (1920-1966), dem Gründer des Europa-Archivs und der Deut-
schen Gesellschaft für Auswärtige Politik (vgl. M. Thiel: »Vorwort«, XIII-XIV).
146 H. Götze an M. Thiel, 23. November 1964, Durchschlag, DLA, A: Jaspers.
 
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