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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0064
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Einleitung des Herausgebers

LXIII

Mitentscheidung aufgerufen fühlen.«185 Nachdem man ihm Gestaltungsfreiheit zu-
gestanden hatte, willigte Jaspers ein.
Mit der Sammlung Göschen (Auflage: 10000 Exemplare) konnte Jaspers große
Lesermengen erreichen und die abzufassende Schrift zugleich als Werbung für seine
dem Abschluss zustrebende Philosophie verwenden: »Das Werkchen sollte mir zu-
gleich Leser werben für meine Philosophie, von der ich hoffe, dass sie in den nächs-
ten Jahren herauskommt.«186 Der etwas distanziert klingende Diminutiv zeigte an,
wie Jaspers beide Schriften gewichtete. In der Tat war das Göschen-Bändchen ledig-
lich ein Ableger des großen Hauptwerks. Alles, was er dort zur gegenwärtigen Situa-
tion geschrieben hatte, wurde herausgenommen und in kurzer Zeit zu einem eigenen
Text zusammengestellt.187 Obwohl er »Lust« habe, »etwas Derartiges zu schreiben«,188
stand der Werbeaspekt der Schrift eindeutig im Vordergrund. Nicht nur, dass er das
im September 1930 abgeschlossene Manuskript in der Schublade verwahrte, bis auch
die Philosophie vollendet war.189 Er drang auch darauf, dass am Ende des Bändchens
eine Anzeige seines Hauptwerks positioniert wurde. Dazu hatte Jaspers extra das Ein-
verständnis Springers eingeholt, dem gegenüber er ebenfalls den Werbeaspekt des
Bändchens betonte.190
Lediglich beim Titel war man sich bis zuletzt noch uneinig. Bereits bei seiner vor-
behaltlichen Zusage gegenüber Konrad Grethlein im Februar 1929 hatte Jaspers den
Wunsch nach einer Änderung des gestellten Themas geäußert - »eine Darstellung der
»geistigen Bewegung< [ist] wenigstens für mich zu verwegen« - und stattdessen »Die
geistige Situation der Gegenwart« vorgeschlagen.191 Paul Hartmann, der rasch eine
Sympathie für Jaspers entwickelte, hielt zwar zunächst an einem Titel wie »Die geistige
Krise des Abendlands von heute« oder »Die geistige Krise des abendländischen Men-
schen von heute« fest, fügte sich aber letztlich dem Wunsch und Willen des Autors.192

185 Ebd.
186 K. Jaspers an K. Grethlein, 1. März 1929, ebd., 70.
187 Vgl. K. Jaspers: Philosophische Autobiographie, 72.
188 K. Jaspers an K. Grethlein, 1. März 1929, in diesem Band, S. 70.
189 »Nach so langer Pause in meinen Veröffentlichungen wollte ich mit der >Philosophie< und nicht
mit einer kleinen, für sich ohne die >Philosophie< nicht begründeten Schrift an die Öffentlich-
keit treten.« (K. Jaspers: Philosophische Autobiographie, 72).
190 Vgl. K. Jaspers an Springer-Verlag, 25. August 1931, in diesem Band, S. 335, und Springer-Verlag
an K. Jaspers, 2. September 1931, Durchschlag, VA Springer, sowie K. Jaspers: Die geistige Situa-
tion derZeit, Berlin, Leipzig 1931,194.
191 K. Jaspers an K. Grethlein, 24. Februar 1929, in diesem Band, S. 69. - Später erinnerte sich Jaspers
daran wie folgt: »Er schlug mir vor das Thema »Die geistigen Bewegungen unserer Zeih. Darauf
ich: »Das kann ich nicht, ich übersehe sie nicht, ich könnte höchstens über unsere geistige Situ-
ation schreiben^« (K. Jaspers an W. Zilius, 30. November 1956, ebd., 206) Vgl. auch K. Jaspers:
Philosophische Autobiographie, 71.
192 Vgl. P. Hartmann an K. Jaspers, 17. u. 24. Juli 1931, in diesem Band, S. 73 u. 74.
 
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