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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0072
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Einleitung des Herausgebers

LXXI

zigen politischen Verhältnisse« als »nicht geeignet« angesehen werden könnten,238
war er empört und fassungslos. Der Verlag dachte offenbar immer noch in Katego-
rien der Parteiamtlichen Prüfungskommission mit ihren »Unbedenklichkeitsver-
merken« -Jaspers’ Geduld war erschöpft: »Ihre Formulierung ist dieselbe, wie sie Ihr
Verlag in der nationalsocialistischen Zeit mir gegenüber verwendete. [...] Ich habe
den Eindruck, dass Sie mit mir als Autor sich Sorge machen. Ich bin gern bereit, Sie
von diesen Sorgen ohne weiteres zu befreien, indem Sie mir sämtliche Verlagsrechte
zurückgeben.«239 Für Die geistige Situation der Zeit verlangte Jaspers die Rückgabe der
Autorenrechte sofort, da er schon seit Ende 1945 auf einen Neudruck warte: »Ich weiss
nicht, ob der Neudruck der geistigen Situation gescheitert ist an Ihrem Willen oder
an irgendwelchen technischen Schwierigkeiten. Dass unter den gegenwärtigen deut-
schen Verhältnissen der Druck ohne weiteres möglich ist, dafür habe ich eine voll-
kommene Gewissheit durch Aufforderung und Zusagen anderer Verlage.« Zwar würde
er sich freuen, wenn seine bisher bei de Gruyter erschienenen Werke auch weiterhin
bei de Gruyter erscheinen könnten. »Jedoch werden Sie Verständnis dafür haben, dass
ich weder den Willen zum Aufschub anerkennen kann noch technische Schwierig-
keiten, wenn diese bei anderen Verlagen zu beheben sind.«240
Man würde erwarten, dass damit der Kontakt zwischen Jaspers und de Gruyter
vollends zum Erliegen kam. Doch durch die persönliche Intervention des Verlagslei-
ters Herbert Cram, der Jaspers kurze Zeit später besuchte,241 gelang es, die Konflikte
zu entschärfen und die Beziehung auf eine neue Grundlage zu stellen. Noch im glei-
chen Jahr, 1947, erschien die zweite Auflage des Nietzsche und ein Wiederabdruck der
Geistigen Situation der Zeit, ein Jahr später, 1948, die zweite Auflage des Descartes. So
blieb Jaspers bei de Gruyter.
3. Im Schatten der Reichsschrifttumskammer:
Jaspers und die Verlagspolitik in der NS-Diktatur
Wer in Deutschland nach 1933 publizieren wollte, musste der Reichsschrifttumskam-
mer, einer von sieben Einzelkammern der Reichskulturkammer, angehören.242 Sie

238 F. Kropp an K. Jaspers, 20. Februar 1947, in diesem Band, S. 153.
239 K. Jaspers an F. Kropp, 5. März 1947, ebd., 154-155.
240 Ebd., 155.
241 Vgl. H. Cram an K. Jaspers, 27. März 1947, ebd.
242 Zum Aufbau der Reichsschrifttumskammer vgl. H. Hinkel (Hg.): Handbuch der Reichskulturkam-
mer, Berlin 1937, 135-208, zur Organisation des deutschen Buchhandels in der Reichsschrift-
tumskammer vgl. J.-P. Barbian: »Die organisatorische, personelle und rechtliche Neuordnung
des deutschen Buchhandels«, 81-87. Vgl. außerdem ders.: Literaturpolitik im NS-Staat. Von der
>Gleichschaltung< bis zum Ruin, Frankfurt a.M. 2010,100-125; A. Königseder: Walter de Gruyter,

20-22.
 
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