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Karl Jaspers - Artemis
ringfügige Änderungen des Vortragstextes empfehlen. Der Ausdruck »wir Deutsche«
und damit Zusammenhängendes lässt sich wohl so wandeln, dass die Absicht der Aus-
sage keinen Schaden nimmt und dass doch das Allgemeingültige und über Deutsch-
lands Grenzen hinaus Wirkende sich abhebt. Wie Sie hier vorgehen, wollen wir voll-
ständig Ihnen überlassen. Ich betrachtete es lediglich als meine Pflicht, Ihnen die
Rücksicht auf die »andere« Leserschaft nahezulegen.
Ich hoffe sehr, der Zeitpunkt sei nicht mehr fern, da ich Sie endlich persönlich ken-
nen lernen darf, und freue mich aufrichtigen Herzens auf unsere erste Begegnung.
In Verehrung bin ich Ihr ergebener
3 Karl Jaspers an Friedrich Witz
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: faspers
Beigefügt sind Bemerkungen zu den Correkturbogen »Der philosophische Glaube« (ebd.).
Basel 7. August 1948
Sehr verehrter Herr Dr. Witz!
Eben erhielt ich zur Einsicht die Correkturen des »Philosophischen Glaubens«. Die
Verantwortung für das Lesen der Correkturen hat ja der Verlag übernommen. Ich kon-
trolliere im Einzelnen nicht. Bei der Durchsicht habe ich einige Bemerkungen ge-
macht, die ich Ihnen beilege zur freundlichen Weitergabe.
Gegenwärtig bin ich beim Abschluss meines neuen Buches, wegen dessen ich Sie
um Ihre Meinung bitten möchte. Der Titel ist mir noch nicht endgiltig. Etwa:
Vom Ursprung und Ziel des Menschen und der Einheit der Geschichte
oder:
Vom Ursprung und Ziel des Menschen in der Geschichte.
Die Abschrift, die meine Frau macht, begreiflicherweise nur nebenher und daher
langsam, wird zwei bis drei Monate dauern. Der Umfang ist etwa 360 Schreibmaschi-
nenseiten zu 30 Zeilen. 100 Seiten handeln von der Weltgeschichte, 150 Seiten von
der Gegenwart und Zukunft, der Rest vom Sinn der Geschichte. Die Schrift ist die ge-
schichtliche Ergänzung zu meiner »geistigen Situation der Zeit« - 1931 (eben unver-
ändert neu erschienen, nachdem das Buch in der Zeit des Nationalsocialismus nicht
mehr gedruckt werden konnte).2 Das frühere Buch ist ganz ungeschichtlich, das ge-
genwärtige geschichtlich gedacht, beide sind um die Gegenwart bemüht. Ich halte es
für möglich, dass die Schrift breitere Kreise interessiert wie die frühere. Dafür wäre
es entscheidend, ob Sie sich nach Kenntnis des Buches auf das Wagnis einlassen wol-
len, für die Verbreitung in Erwartung entsprechenden Absatzes einen niederen Laden-
preis anzusetzen, wie ich ihn bei manchen Büchern in der Schweiz wahrnehme. Mir
Karl Jaspers - Artemis
ringfügige Änderungen des Vortragstextes empfehlen. Der Ausdruck »wir Deutsche«
und damit Zusammenhängendes lässt sich wohl so wandeln, dass die Absicht der Aus-
sage keinen Schaden nimmt und dass doch das Allgemeingültige und über Deutsch-
lands Grenzen hinaus Wirkende sich abhebt. Wie Sie hier vorgehen, wollen wir voll-
ständig Ihnen überlassen. Ich betrachtete es lediglich als meine Pflicht, Ihnen die
Rücksicht auf die »andere« Leserschaft nahezulegen.
Ich hoffe sehr, der Zeitpunkt sei nicht mehr fern, da ich Sie endlich persönlich ken-
nen lernen darf, und freue mich aufrichtigen Herzens auf unsere erste Begegnung.
In Verehrung bin ich Ihr ergebener
3 Karl Jaspers an Friedrich Witz
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: faspers
Beigefügt sind Bemerkungen zu den Correkturbogen »Der philosophische Glaube« (ebd.).
Basel 7. August 1948
Sehr verehrter Herr Dr. Witz!
Eben erhielt ich zur Einsicht die Correkturen des »Philosophischen Glaubens«. Die
Verantwortung für das Lesen der Correkturen hat ja der Verlag übernommen. Ich kon-
trolliere im Einzelnen nicht. Bei der Durchsicht habe ich einige Bemerkungen ge-
macht, die ich Ihnen beilege zur freundlichen Weitergabe.
Gegenwärtig bin ich beim Abschluss meines neuen Buches, wegen dessen ich Sie
um Ihre Meinung bitten möchte. Der Titel ist mir noch nicht endgiltig. Etwa:
Vom Ursprung und Ziel des Menschen und der Einheit der Geschichte
oder:
Vom Ursprung und Ziel des Menschen in der Geschichte.
Die Abschrift, die meine Frau macht, begreiflicherweise nur nebenher und daher
langsam, wird zwei bis drei Monate dauern. Der Umfang ist etwa 360 Schreibmaschi-
nenseiten zu 30 Zeilen. 100 Seiten handeln von der Weltgeschichte, 150 Seiten von
der Gegenwart und Zukunft, der Rest vom Sinn der Geschichte. Die Schrift ist die ge-
schichtliche Ergänzung zu meiner »geistigen Situation der Zeit« - 1931 (eben unver-
ändert neu erschienen, nachdem das Buch in der Zeit des Nationalsocialismus nicht
mehr gedruckt werden konnte).2 Das frühere Buch ist ganz ungeschichtlich, das ge-
genwärtige geschichtlich gedacht, beide sind um die Gegenwart bemüht. Ich halte es
für möglich, dass die Schrift breitere Kreise interessiert wie die frühere. Dafür wäre
es entscheidend, ob Sie sich nach Kenntnis des Buches auf das Wagnis einlassen wol-
len, für die Verbreitung in Erwartung entsprechenden Absatzes einen niederen Laden-
preis anzusetzen, wie ich ihn bei manchen Büchern in der Schweiz wahrnehme. Mir