Karl Jaspers - Artemis
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chen zu unsern wirksamsten Propagandamitteln gehört und sich erfahrungsgemäss
auf die Nachfrage nach unsern Titeln spürbarer auswirkt als z.B. Zeitungsinserate.
Ich wäre Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, lieber Herr Professor Jaspers, wenn Sie
meinen Wunsch zu erfüllen bereit wären.
In aufrichtiger Hochschätzung und mit herzlichen Grüssen bin ich
Ihr sehr ergebener
Friedrich Witz
8 Karl Jaspers an Friedrich Witz
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: faspers
Basel, den 15. III. 1949
Sehr verehrter Herr Dr. Witz!
Zunächst meinen herzlichen Dank für Ihren Geburtstagsglückwunsch und das Ge-
schenk des schönen Buches mit den vorsokratischen Fragmenten.9
Beifolgend schicke ich einen Entwurf für die Bücherpost.10 Hoffentlich entspricht
er Ihren Intentionen. Mir liegt so etwas nicht, die Begabung fehlt, mich in wenigen
Sätzen an ein grosses Publikum zu wenden. Wenn Ihnen der Entwurf mißfällt, bitte,
lassen Sie die Veröffentlichung.
Die französische Übersetzung ist, wie mir scheint, weniger eine Frage des Verlegers
als des Übersetzers. Ich habe vor zwanzig Jahren meine Psychopathologie für die fran-
zösische Übersetzung an den Verlag Alcan in Paris verkauft. Die Übersetzung wurde
ganz schlecht und schadete m.E. der Sache.11 Jetzt habe ich mit den Editions de Minuit
eine Beziehung derart, dass eine Reihe kleinerer Sachen dort von mir erscheinen.12 Sie
möchten auch mein grosses Werk »Von der Wahrheit« (1100 Seiten) bringen, bisher
ist der Übersetzer nicht da. Fräulein Dr. Hersch möchte es machen, brauchte aber für
eine so grosse Arbeit sehr viel Zeit und eine teilweise Entlastung von Berufspflichten.13
Dieses kleinere Buch, das jetzt bei Ihnen erscheint, würde sie vielleicht eher schaffen
können, aber auch da bin ich zweifelhaft. Die Editions de Minuit erwarten, dass ich
französische Übersetzungsrechte nicht vergebe, ohne sie vorher zu informieren und
ihnen die Chance zu geben. Juristisch bin ich nicht gebunden. Aber es wäre mir nach
den bisherigen Beziehungen unangenehm, sie einfach zu übergehen. Das könnte ich
unter Mitteilung des Tatsächlichen nur dann, wenn ein reales Angebot eines guten
Verlags vorliegt, der einen anerkannten Übersetzer zur Verfügung stellt und ein Ho-
norarangebot macht. Dann könnten Sie und ich entscheiden, und die Editions de Mi-
nuit könnten mir keinen moralischen Einwand machen, wenn sie keinen entspre-
chenden Übersetzer an der Hand haben. Wenn etwas unklar sein sollte, könnten wir
vielleicht telefonisch sprechen.
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chen zu unsern wirksamsten Propagandamitteln gehört und sich erfahrungsgemäss
auf die Nachfrage nach unsern Titeln spürbarer auswirkt als z.B. Zeitungsinserate.
Ich wäre Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, lieber Herr Professor Jaspers, wenn Sie
meinen Wunsch zu erfüllen bereit wären.
In aufrichtiger Hochschätzung und mit herzlichen Grüssen bin ich
Ihr sehr ergebener
Friedrich Witz
8 Karl Jaspers an Friedrich Witz
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: faspers
Basel, den 15. III. 1949
Sehr verehrter Herr Dr. Witz!
Zunächst meinen herzlichen Dank für Ihren Geburtstagsglückwunsch und das Ge-
schenk des schönen Buches mit den vorsokratischen Fragmenten.9
Beifolgend schicke ich einen Entwurf für die Bücherpost.10 Hoffentlich entspricht
er Ihren Intentionen. Mir liegt so etwas nicht, die Begabung fehlt, mich in wenigen
Sätzen an ein grosses Publikum zu wenden. Wenn Ihnen der Entwurf mißfällt, bitte,
lassen Sie die Veröffentlichung.
Die französische Übersetzung ist, wie mir scheint, weniger eine Frage des Verlegers
als des Übersetzers. Ich habe vor zwanzig Jahren meine Psychopathologie für die fran-
zösische Übersetzung an den Verlag Alcan in Paris verkauft. Die Übersetzung wurde
ganz schlecht und schadete m.E. der Sache.11 Jetzt habe ich mit den Editions de Minuit
eine Beziehung derart, dass eine Reihe kleinerer Sachen dort von mir erscheinen.12 Sie
möchten auch mein grosses Werk »Von der Wahrheit« (1100 Seiten) bringen, bisher
ist der Übersetzer nicht da. Fräulein Dr. Hersch möchte es machen, brauchte aber für
eine so grosse Arbeit sehr viel Zeit und eine teilweise Entlastung von Berufspflichten.13
Dieses kleinere Buch, das jetzt bei Ihnen erscheint, würde sie vielleicht eher schaffen
können, aber auch da bin ich zweifelhaft. Die Editions de Minuit erwarten, dass ich
französische Übersetzungsrechte nicht vergebe, ohne sie vorher zu informieren und
ihnen die Chance zu geben. Juristisch bin ich nicht gebunden. Aber es wäre mir nach
den bisherigen Beziehungen unangenehm, sie einfach zu übergehen. Das könnte ich
unter Mitteilung des Tatsächlichen nur dann, wenn ein reales Angebot eines guten
Verlags vorliegt, der einen anerkannten Übersetzer zur Verfügung stellt und ein Ho-
norarangebot macht. Dann könnten Sie und ich entscheiden, und die Editions de Mi-
nuit könnten mir keinen moralischen Einwand machen, wenn sie keinen entspre-
chenden Übersetzer an der Hand haben. Wenn etwas unklar sein sollte, könnten wir
vielleicht telefonisch sprechen.