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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0208
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Karl Jaspers - de Gruyter

91

Hier scheint mir nun die Tragik des Politikers Weber zu liegen, die eben auf das
Menschliche zurückgeht: eine nicht-überwundene, - wohl auch nicht zu überwin-
dende - innere Spannung; wenn Sie wollen: eine »Disharmonie«.
Eine solche - jeweils auf ihrer besonderen Ebene - finde ich auch bei Michelangelo
und Shakespeare. Bei dem einen wie dem anderen bewundere ich das Werk aufs
höchste, fühle mich aber von der Persönlichkeit, hinter dem Werk, insoweit »distan-
ziert«, als bei mir alles nach Ausgleich, nach Harmonie, nach Serenität drängt! Des-
halb halte ich mir in meinem »Lararium« neben den beiden noch andere »Heroen«,212
bei denen ich die Serenität als Ergebnis der überwundenen oder ausgeglichenen Span-
nungen, mit Recht oder Unrecht, zu finden glaube.
Und nun finde ich genau dasselbe, was mich bei Michelangelo und Shakespeare
schreckt, der Art nach gleich bei Ihrem Weber. Was - wie bei den beiden »Grössten«
- meiner tiefsten Sympathie nicht den geringsten Abbruch thut, wohl aber einem
mich von ihnen restlos beglückt Fühlen im Wege steht.
Doch - wie sagt der alte Briest: »das ist ein weites Feld«!213 Gerade deshalb aber, weil
hier das Feld so weit ist, freue ich mich auf die sich darbietende Möglichkeit weiterer
Diskussion: Da ich leider Weber nie persönlich kennen gelernt, kann ich gar nicht viel
genug weiter von Ihnen über ihn hören.
Sie sehen also: bei mir hat Ihr »Weber« jedenfalls »eingeschlagen«! Dabei zweifle
ich nicht, dass ich nicht der Einzige bin, dem es so geht.
Nun aber - nochmals mit herzlichem Dank zugleich in der Vorfreude auf Weite-
res - stets
Ihr
ganz ergebener
P. Hartmann
84 Karl Jaspers an Paul Hartmann
Typoskript; Abschrift des Verlags: VA de Gruyter
Heidelberg, n. April 1933
Sehr verehrter Herr Hartmann!
Ihr freundlicher Besuch hat mir Anlass zu vielen Überlegungen gegeben. Endgültiges
kann im Augenblick wohl kaum beschlossen werden. Der Grundgedanke von Ihnen,
dass Sie neben der philosophischen Serie alten Stils, die Sie, soweit sie noch verlangt
wird, selbstverständlich halten, eine neue philosophische Serie begründen wollen,
findet natürlich meinen vollen Beifall. Dafür scheinen mir folgende Gesichtspunkte
relevant zu sein:
 
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