Karl Jaspers - Harper & Row
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Nun erhielt ich vor einigen Tagen einen Brief von Professor Wallraff (University of
Arizona, Tucson, Head of the Department of Philosophy). Wallraff hat ein umfang-
reiches Werk von mir über Nietzsche übersetzt (in der University of Arizona Press er-
schienen), das nach kurzer Zeit, wie ich höre, in zweiter Auflage schon gedruckt
wird.371 Die Auflage hatte allerdings eine geringe Höhe. Ich selber habe kein Urteil über
den Wert der Übersetzung. Walter Kaufmann hat in einer Rezension die Übersetzung
für gut erklärt.372 Von Hannah Arendt habe ich noch kein Urteil.373 Wallraff, der mir
in seinen Schriften und Briefen seit Jahren als solide und zuverlässig und sehr seriös
bekanntgeworden ist, schreibt mir nun:
»I find myself haunted by your Der Philosophische Glaube angesichts der
Offenbarung. To my mind it is the clearest - and perhaps most challenging -
of all your larger books. It seems to me that it would have a terrific impact in
this country were it to appear soon in straightforward English. If you have not
found a translator for it, I wonder what you would think of letting me try my
hand at it. I could, of course, if you wished, proceed independently of the U. of
A. Press. And I don’t think I need a co-translator any more. I think I could fin-
ish the job around Jan. 1968 - that is, unless they give me the year of Sabbatical
leave that I intend to apply for, in which case I might finish sooner. I find it an
extremely powerful book and believe that it would be widely discussed in the
U.S.A.«374
Der beauftragte Übersetzer, Herr Ashton, ist ausgewiesen als ausgezeichneter Über-
setzer, auch einiger meiner kleinen Schriften. Aber wenn er nicht abliefert, könnte
nicht damit die Frage aufgeworfen werden, ob die Übersetzung geteilt würde zwischen
ihm und Prof. Wallraff, falls beide Herren damit einverstanden sind? Das hätte natür-
lich nur Sinn, wenn schon beträchtliche Teile einer Übersetzung seitens Ashton vor-
lägen.
Ich kann von hier aus nicht eingreifen, darum bitte ich Sie, die Sache zu überlegen
und in die Hand zu nehmen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar. Es würde mir übrigens sehr
lieb sein, wenn jede Kürzung unterbliebe. Sie kann doch nur schaden. Ich sehe bei den
amerikanischen Ausgaben meiner »Grossen Philosophen«, meiner »Atombombe und
die Zukunft des Menschen« (diese allerdings gekürzt) und meines »Nietzsche« (völlig
ungekürzt), dass auch umfangreiche Werke gut abgesetzt werden. Die Schädigungen
durch Streichungen sind zu gross, als dass man damit zufrieden sein könnte. Sie set-
zen das Buch in seinem Wert für die Zukunft herab und fordern im Laufe der Zeit viel-
leicht eines Tages eine neue Übertragung.
4. Das kleine Buch »Existenzialismus und Humanismus« ist eine Auswahl von drei
Aufsätzen aus meiner grösseren Sammlung »Rechenschaft und Ausblick«.375 Ich meine,
die Übersetzung sei von Ashton (ich habe das Buch nicht zur Hand), und dann wäre
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Nun erhielt ich vor einigen Tagen einen Brief von Professor Wallraff (University of
Arizona, Tucson, Head of the Department of Philosophy). Wallraff hat ein umfang-
reiches Werk von mir über Nietzsche übersetzt (in der University of Arizona Press er-
schienen), das nach kurzer Zeit, wie ich höre, in zweiter Auflage schon gedruckt
wird.371 Die Auflage hatte allerdings eine geringe Höhe. Ich selber habe kein Urteil über
den Wert der Übersetzung. Walter Kaufmann hat in einer Rezension die Übersetzung
für gut erklärt.372 Von Hannah Arendt habe ich noch kein Urteil.373 Wallraff, der mir
in seinen Schriften und Briefen seit Jahren als solide und zuverlässig und sehr seriös
bekanntgeworden ist, schreibt mir nun:
»I find myself haunted by your Der Philosophische Glaube angesichts der
Offenbarung. To my mind it is the clearest - and perhaps most challenging -
of all your larger books. It seems to me that it would have a terrific impact in
this country were it to appear soon in straightforward English. If you have not
found a translator for it, I wonder what you would think of letting me try my
hand at it. I could, of course, if you wished, proceed independently of the U. of
A. Press. And I don’t think I need a co-translator any more. I think I could fin-
ish the job around Jan. 1968 - that is, unless they give me the year of Sabbatical
leave that I intend to apply for, in which case I might finish sooner. I find it an
extremely powerful book and believe that it would be widely discussed in the
U.S.A.«374
Der beauftragte Übersetzer, Herr Ashton, ist ausgewiesen als ausgezeichneter Über-
setzer, auch einiger meiner kleinen Schriften. Aber wenn er nicht abliefert, könnte
nicht damit die Frage aufgeworfen werden, ob die Übersetzung geteilt würde zwischen
ihm und Prof. Wallraff, falls beide Herren damit einverstanden sind? Das hätte natür-
lich nur Sinn, wenn schon beträchtliche Teile einer Übersetzung seitens Ashton vor-
lägen.
Ich kann von hier aus nicht eingreifen, darum bitte ich Sie, die Sache zu überlegen
und in die Hand zu nehmen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar. Es würde mir übrigens sehr
lieb sein, wenn jede Kürzung unterbliebe. Sie kann doch nur schaden. Ich sehe bei den
amerikanischen Ausgaben meiner »Grossen Philosophen«, meiner »Atombombe und
die Zukunft des Menschen« (diese allerdings gekürzt) und meines »Nietzsche« (völlig
ungekürzt), dass auch umfangreiche Werke gut abgesetzt werden. Die Schädigungen
durch Streichungen sind zu gross, als dass man damit zufrieden sein könnte. Sie set-
zen das Buch in seinem Wert für die Zukunft herab und fordern im Laufe der Zeit viel-
leicht eines Tages eine neue Übertragung.
4. Das kleine Buch »Existenzialismus und Humanismus« ist eine Auswahl von drei
Aufsätzen aus meiner grösseren Sammlung »Rechenschaft und Ausblick«.375 Ich meine,
die Übersetzung sei von Ashton (ich habe das Buch nicht zur Hand), und dann wäre