Karl Jaspers - Mohr Siebeck
229
226 Oskar Siebeck an Karl Jaspers
Typoskript; Durchschlag: VA Mohr Siebeck
20. Jan. 1921
Sehr verehrter Herr Professor,
mein Bruder hatte mir Ihren freundlichen Brief vom 7. Januar nach Heidelberg nachge-
sandt;491 leider hat meine Zeit nicht mehr gereicht, Sie persönlich aufzusuchen. Auch
habe ich lebhaft bedauert, Sie dort nicht wenigstens nach meinem Vortrag persönlich
sprechen zu können.492 Wegen Ihrer Gedächtnisrede auf Max Weber habe ich mit Frau
Professor Lederer in Abwesenheit ihres Gemahls vereinbart, dass sie ihm vorschlägt, Ihre
Gedächtnisrede an den Anfang des nächsten Heftes des »Archivs«, das als 1. Heft des 49.
Bandes erscheinen soll, zu stellen.493 Einen Schönheitsfehler vermag ich darin kaum zu
erblicken, denn die Beiträge für das Max Weber-Gedenkheft sind doch etwas anderes als
Ihre Rede. Dort handelt es sich um die Würdigung der einzelnen Teile des Gesamtwerkes
Max Webers, während Ihre Trauerrede doch die ganze Persönlichkeit behandelt. Wenn
Ihre Rede an dem genannten Platz erscheinen könnte, so würde ich dies aus 2 Gründen
begrüssen: einmal weil seit Max Webers Tod eine ziemlich lange Zeit verstrichen ist,
ohne dass eine eingehendere Würdigung Max Webers im Archiv erschienen ist. Sodann
hat Herr Professor Lederer die freundliche Absicht, in Verbindung mit Ihrer Gedenkrede
ein kurzes Gedächtnisblatt auf unsern Vater an die Spitze des neuen Bandes zu stellen.494
Im Hinblick auf die nahen persönlichen Beziehungen, die Max Weber mit ihm verban-
den, wäre dieses Zusammentreffen für uns Söhne natürlich eine besondere Freude.
Vielleicht darf ich Sie um eine kurze Mitteilung bitten, ob Sie meinem Vorschlag
zustimmen könnten, vorausgesetzt, dass Herr Professor Lederer sich damit einver-
standen erklärt.
Mit besten Empfehlungen Ihr ergebenster
Dr. O. Siebeck
227 Karl Jaspers an Oskar Siebeck
Manuskript; VA Mohr Siebeck
Heidelberg, 22. Januar 1921
Sehr verehrter Herr Doktor Siebeck!
Haben Sie vielen Dank für Ihren freundlichen Brief vom 20. Jan. Ich würde mich eben-
falls sehr gefreut haben, neulich Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen. Ihren
Vortrag habe ich mit grossem Interesse gehört.
Was den Druck meiner Gedächtnisrede für Max Weber betrifft, so möchte ich
mich ganz nach den Wünschen von Frau Marianne Weber richten, deren Meinung
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226 Oskar Siebeck an Karl Jaspers
Typoskript; Durchschlag: VA Mohr Siebeck
20. Jan. 1921
Sehr verehrter Herr Professor,
mein Bruder hatte mir Ihren freundlichen Brief vom 7. Januar nach Heidelberg nachge-
sandt;491 leider hat meine Zeit nicht mehr gereicht, Sie persönlich aufzusuchen. Auch
habe ich lebhaft bedauert, Sie dort nicht wenigstens nach meinem Vortrag persönlich
sprechen zu können.492 Wegen Ihrer Gedächtnisrede auf Max Weber habe ich mit Frau
Professor Lederer in Abwesenheit ihres Gemahls vereinbart, dass sie ihm vorschlägt, Ihre
Gedächtnisrede an den Anfang des nächsten Heftes des »Archivs«, das als 1. Heft des 49.
Bandes erscheinen soll, zu stellen.493 Einen Schönheitsfehler vermag ich darin kaum zu
erblicken, denn die Beiträge für das Max Weber-Gedenkheft sind doch etwas anderes als
Ihre Rede. Dort handelt es sich um die Würdigung der einzelnen Teile des Gesamtwerkes
Max Webers, während Ihre Trauerrede doch die ganze Persönlichkeit behandelt. Wenn
Ihre Rede an dem genannten Platz erscheinen könnte, so würde ich dies aus 2 Gründen
begrüssen: einmal weil seit Max Webers Tod eine ziemlich lange Zeit verstrichen ist,
ohne dass eine eingehendere Würdigung Max Webers im Archiv erschienen ist. Sodann
hat Herr Professor Lederer die freundliche Absicht, in Verbindung mit Ihrer Gedenkrede
ein kurzes Gedächtnisblatt auf unsern Vater an die Spitze des neuen Bandes zu stellen.494
Im Hinblick auf die nahen persönlichen Beziehungen, die Max Weber mit ihm verban-
den, wäre dieses Zusammentreffen für uns Söhne natürlich eine besondere Freude.
Vielleicht darf ich Sie um eine kurze Mitteilung bitten, ob Sie meinem Vorschlag
zustimmen könnten, vorausgesetzt, dass Herr Professor Lederer sich damit einver-
standen erklärt.
Mit besten Empfehlungen Ihr ergebenster
Dr. O. Siebeck
227 Karl Jaspers an Oskar Siebeck
Manuskript; VA Mohr Siebeck
Heidelberg, 22. Januar 1921
Sehr verehrter Herr Doktor Siebeck!
Haben Sie vielen Dank für Ihren freundlichen Brief vom 20. Jan. Ich würde mich eben-
falls sehr gefreut haben, neulich Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen. Ihren
Vortrag habe ich mit grossem Interesse gehört.
Was den Druck meiner Gedächtnisrede für Max Weber betrifft, so möchte ich
mich ganz nach den Wünschen von Frau Marianne Weber richten, deren Meinung