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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0546
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Karl Jaspers - Springer

429

43la) Joseph Ratzinger: Gutachten987
Bad Godesberg, 21. Januar 1962
Ich habe die Abhandlung von Herrn Dr. M. Thiel »Über die Reinheit« durchgelesen.
Obgleich ich (was unter Geisteswissenschaftlern wohl das Natürliche ist) sachlich
nicht in allen Punkten mit ihm einig gehe, sehe ich doch darin einen bedenkens-
werten Beitrag zu dem Thema Mensch und Menschheit, der auf einem reichen Phä-
nomenbestand aufruhend eine Vielfalt wichtiger Aspekte zum Vorschein bringt und
durch die Fragen, die er aufwirft, das Gespräch über das Gesamtproblem zweifellos
bereichern wird. Er sollte deshalb zur Abrundung der in den letzten Heften des STU-
DIUM GENERALE behandelten Menschheitsthematik m. E. auf jeden Fall der Öffent-
lichkeit zugänglich gemacht werden. Über einzelne geringfügige formale Bedenken
habe ich mich mit Herrn Dr. Thiel direkt verständigt. Sie berühren die Substanz des
Ganzen nicht und ändern daher auch nichts an meinem Urteil über das Manuscript
als ganzes und an dem Wunsch, es im Studium Generale gedruckt zu sehen.
Joseph Ratzinger
432 Karl Jaspers an Heinz Götze
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers, hs. PS
Basel, den 10. Februar 1962
Lieber Herr Doktor Götze!
Sie fragen mich nach Meinung und Rat wegen Dr. Thiel. Erlauben Sie mir, dass ich der
Kürze halber in einigen Thesen antworte.
1. Mir scheint das Verhältnis zwischen dem Verlag und Dr. Thiel dieses geworden
zu sein: keiner der früheren Konflikte ist zu einer wirklichen Bereinigung gekom-
men. Dr. Thiel setzt seine Tätigkeit fort, weil sie ihm lieb ist und er keine andere für
sich sieht. Der Verlag löst die Beziehung nicht auf, weil das Studium generale ohne
Dr. Thiel schwer fortbestehen kann. Ein Ersatz Dr. Thiels würde, wenn überhaupt zu
gewinnen, so teuer sein, dass der Verlag das Studium generale nur mit sehr beträcht-
lichen Opfern tragen könnte. So bleibt im Interesse des Fortbestandes des sachlich so
notwendigen Studium generale, das sich Ansehen erworben hat, und damit des Ge-
dankens von Herrn Dr. Springer das an sich kaum zu klärende Verhältnis zu bestehen.
Und das geschieht am Ende doch deswegen, weil Dr. Thiel die Sache gut macht, eine
beträchtliche Sach- und Personenkenntnis besitzt und selber, trotz aller Abwegigkei-
ten, geistig keineswegs unwesentliche Impulse hat. Das ist, wie mir scheint, der zwi-
schen den Beteiligten selbstverständlich nicht ausdrücklich ausgesprochene Zustand.
 
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