Karl Jaspers - Stalling
443
447 Karl Jaspers an den Vorstand der Gerhard Stalling A.G.
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Heidelberg, den 16. II. 1933
Sehr verehrte Herren!
Mit Bestürzung und tiefer Trauer empfange ich Ihre Nachricht von dem Tode Dr. Venz-
kys. Dass dieser kräftige, von Jugendfrische strahlende Mann nicht mehr leben soll,
ist zunächst unfasslich. Ich habe während unserer kurzen Bekanntschaft seit vorigem
Sommer einen so grossen Eindruck dieser Persönlichkeit erhalten, dass ich ein we-
nig glaube ermessen zu können, was Sie verloren haben. Diese Verbindung von Füh-
lung für die geistigen Bewegungen der Zeit mit kluger Berechnung und ungewöhnli-
chem Wagemut, diese Einheit von Geistigkeit und Verlegertum machte ihn zu einer
ganz ungewöhnlichen Gestalt, zu der man sofort Vertrauen bekam. Mir schien eine
fast kindlich liebenswürdige Natur sich zu verschwenden und doch, um so erstaunli-
cher, zugleich die Kraft zum Einhalten einer Linie zu haben.1012 Seine gesamten Leis-
tungen kann ich aus Mangel an Kenntnis nicht beurteilen, aber die »Schriften an die
Nation« sind allein schon etwas so Eigentümliches und Grosszügiges, dass sie die aus-
serordentlichen Qualitäten ihres Schöpfers zeigen.1013 Ich selbst bin diesem Manne zu
grossem Dank verpflichtet und werde ihn nicht vergessen.1014
Dass Sie, sehr verehrter Herr Geheimrat, in ihm zugleich Ihren Schwiegersohn
verloren haben, wird Ihnen auch einen menschlich unersetzlichen Verlust bedeuten.
In tiefer Bewegung und Teilnahme
448 Heinrich Stalling an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers
Beigefügt sind Todesanzeigen und ein Nachruf auf M. Venzky in der »Täglichen Rundschau« von Dr.
Ernst Keienburg.
Oldenburg, den 25. 2. 33
Sehr verehrter Herr Professor!
Sie haben uns so freundliche, teilnehmende Worte aus Anlass des unerwarteten To-
des meines lieben Schwiegersohns Martin Venzky gesandt, dass ich doch nicht ver-
fehlt haben möchte, Ihnen sehr, sehr herzlich und aufrichtig für diese Teilnahme zu
danken. Mit Martin Venzky hat ein junges, vielversprechendes deutsches Verlegerle-
ben nur allzu frühzeitig diese Erde verlassen müssen.
Ich erinnere mich noch, wie Dr. Venzky im vorigen Herbst, wie ich meine, nach-
dem er Sie besucht hatte, aus Heidelberg zurückkehrte und in begeisterten Worten
von der freundlichen Aufnahme, die Sie ihm zuteil werden liessen, und von der inte-
443
447 Karl Jaspers an den Vorstand der Gerhard Stalling A.G.
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Heidelberg, den 16. II. 1933
Sehr verehrte Herren!
Mit Bestürzung und tiefer Trauer empfange ich Ihre Nachricht von dem Tode Dr. Venz-
kys. Dass dieser kräftige, von Jugendfrische strahlende Mann nicht mehr leben soll,
ist zunächst unfasslich. Ich habe während unserer kurzen Bekanntschaft seit vorigem
Sommer einen so grossen Eindruck dieser Persönlichkeit erhalten, dass ich ein we-
nig glaube ermessen zu können, was Sie verloren haben. Diese Verbindung von Füh-
lung für die geistigen Bewegungen der Zeit mit kluger Berechnung und ungewöhnli-
chem Wagemut, diese Einheit von Geistigkeit und Verlegertum machte ihn zu einer
ganz ungewöhnlichen Gestalt, zu der man sofort Vertrauen bekam. Mir schien eine
fast kindlich liebenswürdige Natur sich zu verschwenden und doch, um so erstaunli-
cher, zugleich die Kraft zum Einhalten einer Linie zu haben.1012 Seine gesamten Leis-
tungen kann ich aus Mangel an Kenntnis nicht beurteilen, aber die »Schriften an die
Nation« sind allein schon etwas so Eigentümliches und Grosszügiges, dass sie die aus-
serordentlichen Qualitäten ihres Schöpfers zeigen.1013 Ich selbst bin diesem Manne zu
grossem Dank verpflichtet und werde ihn nicht vergessen.1014
Dass Sie, sehr verehrter Herr Geheimrat, in ihm zugleich Ihren Schwiegersohn
verloren haben, wird Ihnen auch einen menschlich unersetzlichen Verlust bedeuten.
In tiefer Bewegung und Teilnahme
448 Heinrich Stalling an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers
Beigefügt sind Todesanzeigen und ein Nachruf auf M. Venzky in der »Täglichen Rundschau« von Dr.
Ernst Keienburg.
Oldenburg, den 25. 2. 33
Sehr verehrter Herr Professor!
Sie haben uns so freundliche, teilnehmende Worte aus Anlass des unerwarteten To-
des meines lieben Schwiegersohns Martin Venzky gesandt, dass ich doch nicht ver-
fehlt haben möchte, Ihnen sehr, sehr herzlich und aufrichtig für diese Teilnahme zu
danken. Mit Martin Venzky hat ein junges, vielversprechendes deutsches Verlegerle-
ben nur allzu frühzeitig diese Erde verlassen müssen.
Ich erinnere mich noch, wie Dr. Venzky im vorigen Herbst, wie ich meine, nach-
dem er Sie besucht hatte, aus Heidelberg zurückkehrte und in begeisterten Worten
von der freundlichen Aufnahme, die Sie ihm zuteil werden liessen, und von der inte-