Karl Jaspers - E. B. Ashton
533
Mit herzlichen Wünschen für das neue Jahr, auch für Ihre Frau, die ich kurz am
Telephon sprach,
Ihr ergebener
550 Karl Jaspers an E. B. Ashton
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Basel, den 26. November 1965
Lieber Herr Ashton!
Zunächst: Ich kann Ihnen nicht genug danken, dass Sie diese grosse Leistung der
Übersetzung meines dicken Buches vollendet haben, und offenbar nach Hannah
Arendts und Ihrer eigenen kritischen Meinung so, dass sie hervorragend und für
Amerikaner lesbar ist. Sehr froh bin ich, dass die Arbeit Ihnen Freude gemacht hat.1256
Ihre Veränderungen und Auslassungen habe ich im Buche verglichen. Natürlich
bin ich mit allem einverstanden.
Der einzige Punkt, an dem ich zweifelte, waren die Zitate von Soden und Overbeck
(S. 176 Z. 7-10).1257 Man kann gewiss die deutschen Bücher dort nicht nachschlagen.
Aber in diesem Falle scheint mir der Inhalt der von diesen Theologen geschriebenen
Sätze sehr wesentlich. Vielleicht sehen Sie noch einmal nach. Wenn Sie bei Ihrer Auf-
fassung bleiben, bin ich einverstanden. Overbeck ist übrigens ein so bedeutender Au-
tor (auch Freund Nietzsches), dass Theologen in Amerika ihn vermutlich kennen.1258
Die rund zwanzig Stellen brauchen Sie mit Hannah Arendt nicht zu besprechen.
Ich verlasse mich auf Sie.
Von der Genauigkeit Ihrer Lektüre zeugt, dass Sie in dem Abschnitt »Aufrichtig-
keit« meine fehlerhafte Nummerierung entdeckt haben. Das muss ich in der deut-
schen Ausgabe bei eventueller Neuauflage ändern. Die Streichung des letzten Absat-
zes leuchtete mir ein.
Haben Sie übrigens die erste oder zweite Auflage gehabt? Die zweite ist, denke ich,
später erschienen als zu dem Zeitpunkt, an dem Ihre Übersetzung begann. In dieser
Auflage ist wenig korrigiert, wichtig nur S. 487 unten, wo eine Zeile fehlt. Vor allem
aber ist ein Register beigegeben. Für alle Fälle schicke ich Ihnen gleich ein Exemplar.
Ob für die Übersetzung das Register angefügt werden sollte, werden Sie entscheiden.
Was Sie aus dem Hiob ohne die Zitate gemacht haben, werde ich sehen. Die Zi-
tate in der englischen Übersetzung zu finden, war gewiss schwierig, da ich die Kapi-
tel nicht angegeben habe. Ich vermute, dass Sie, wo es nötig war, an Stelle der Zitate
einen Bericht gesetzt haben.1259
Nun bin ich gespannt, ob und wie dieses Buch von den Amerikanern aufgenom-
men wird. Dass eine solche Aufnahme überhaupt möglich wird, ist allein Ihnen zu
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Mit herzlichen Wünschen für das neue Jahr, auch für Ihre Frau, die ich kurz am
Telephon sprach,
Ihr ergebener
550 Karl Jaspers an E. B. Ashton
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Basel, den 26. November 1965
Lieber Herr Ashton!
Zunächst: Ich kann Ihnen nicht genug danken, dass Sie diese grosse Leistung der
Übersetzung meines dicken Buches vollendet haben, und offenbar nach Hannah
Arendts und Ihrer eigenen kritischen Meinung so, dass sie hervorragend und für
Amerikaner lesbar ist. Sehr froh bin ich, dass die Arbeit Ihnen Freude gemacht hat.1256
Ihre Veränderungen und Auslassungen habe ich im Buche verglichen. Natürlich
bin ich mit allem einverstanden.
Der einzige Punkt, an dem ich zweifelte, waren die Zitate von Soden und Overbeck
(S. 176 Z. 7-10).1257 Man kann gewiss die deutschen Bücher dort nicht nachschlagen.
Aber in diesem Falle scheint mir der Inhalt der von diesen Theologen geschriebenen
Sätze sehr wesentlich. Vielleicht sehen Sie noch einmal nach. Wenn Sie bei Ihrer Auf-
fassung bleiben, bin ich einverstanden. Overbeck ist übrigens ein so bedeutender Au-
tor (auch Freund Nietzsches), dass Theologen in Amerika ihn vermutlich kennen.1258
Die rund zwanzig Stellen brauchen Sie mit Hannah Arendt nicht zu besprechen.
Ich verlasse mich auf Sie.
Von der Genauigkeit Ihrer Lektüre zeugt, dass Sie in dem Abschnitt »Aufrichtig-
keit« meine fehlerhafte Nummerierung entdeckt haben. Das muss ich in der deut-
schen Ausgabe bei eventueller Neuauflage ändern. Die Streichung des letzten Absat-
zes leuchtete mir ein.
Haben Sie übrigens die erste oder zweite Auflage gehabt? Die zweite ist, denke ich,
später erschienen als zu dem Zeitpunkt, an dem Ihre Übersetzung begann. In dieser
Auflage ist wenig korrigiert, wichtig nur S. 487 unten, wo eine Zeile fehlt. Vor allem
aber ist ein Register beigegeben. Für alle Fälle schicke ich Ihnen gleich ein Exemplar.
Ob für die Übersetzung das Register angefügt werden sollte, werden Sie entscheiden.
Was Sie aus dem Hiob ohne die Zitate gemacht haben, werde ich sehen. Die Zi-
tate in der englischen Übersetzung zu finden, war gewiss schwierig, da ich die Kapi-
tel nicht angegeben habe. Ich vermute, dass Sie, wo es nötig war, an Stelle der Zitate
einen Bericht gesetzt haben.1259
Nun bin ich gespannt, ob und wie dieses Buch von den Amerikanern aufgenom-
men wird. Dass eine solche Aufnahme überhaupt möglich wird, ist allein Ihnen zu