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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0656
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Karl Jaspers - E. B. Ashton

539

556 E. B. Ashton an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, mit dem Stempel 102 Woodhull Road Huntington, L. I., N. Y.
2. Juli 1966
Verehrter Herr Professor!
Die University of Chicago Press, die mich mit der Übersetzung Ihres Buches über die
Bundesrepublik betrauen will, schrieb mir von Ihrer Befürchtung, dass die Arbeit an
Ihrer Philosophie darunter leiden könne.1270 Mein heutiges Schreiben soll Sie darü-
ber beruhigen.
Meine Hauptarbeit an der Philosophie liegt natürlich vor der eigentlichen Über-
setzung. Bevor ich ein englisches Wort zu Papier bringe, werde ich Ihren Text Zeile
für Zeile durchgearbeitet und dann zum zweiten, vielfach zum dritten und vielleicht
zum vierten Mal durchgedacht haben, bis ich »aufrichtig« zu wissen glaube, was jeder
Satz bedeutet. Das geht nicht in einem Zug. Ich muss dabei Pausen machen und mich
zwischendurch mit anderen Arbeiten beschäftigen, während derer manchmal das
Verständnis Ihres philosophischen Denkens unterbewusst fortzuschreiten scheint.
Es scheint mir nun sehr förderlich, wenn es sich bei dieser eingeschalteten Tätig-
keit nicht um andere Autoren, sondern um nichtphilosophische Texte von Ihnen
handelt - wie z.B. um die Bundesrepublik. Ich kann so unterbrechen, ohne aus Ihrer
Denk- und Schreibweise herauszukommen, und der Zeitverlust wird geringer sein, als
es bei einer Rückkehr zur Philosophie von irgendwelch anderen Arbeiten der Fall wäre.
Mit Hannah Arendt sprach ich über die Frage der ersten zwei Teile der Bundesre-
publik, die man in Chicago ganz oder grösstenteils streichen will. Dabei fiel uns ein
Weg ein, wie die zwei Teile - die uns gleich faszinierend und wichtig scheinen - den-
noch vor das amerikanische Publikum zu bringen wären, und zwar auf eine für Sie
recht vorteilhafte Weise. Frau Hannah wird Ihnen darüber schreiben.1271
Ich hoffe, verehrter Herr Professor, dass diese Zeilen Sie bei bestem Wohlsein fin-
den. Da Sie, wie ich höre, Ihre Korrespondenz ohne Hilfskraft bewältigen, will ich Sie
nicht um eine Antwort bemühen; wenn Sie Frau Hannah wissen lassen, was Sie mir zu
sagen haben, so wird sie mich verständigen. Nur eine Bitte: ich wäre Ihnen dankbar,
wenn Sie ihr mitteilen könnten, ob mein Brief vom 27. April (mit »Translator’s Note«
zum Philosophischen Glauben und Besprechung des 2. Bandes der Grossen Philoso-
phen) Sie erreicht hat, da ich Ihnen sonst die zwei Anlagen nochmals senden möchte.
Mit den herzlichsten Grüssen und Wünschen,
in Verehrung
Ihr
E. B. Ashton
 
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