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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0668
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Karl Jaspers - Michel Forstetter

551

Ihre Übersetzung ein treffliches Französisch,1305 für die Franzosen gewiss leicht und
angenehm lesbar. Die einzige Frage blieb, wie viel verloren gehen könnte von dem
philosophischen Gewicht meines Buches. Es ist zum Teil eine Frage der Sprache. Sartre
hat in seinem philosophischen Hauptwerk das Französische vielleicht manchmal
vergewaltigt.1306
Darf ich vor Ihrer endgültigen Entscheidung - denn die Entscheidung überlasse
ich Ihnen - einige Erwägungen und Bitten vortragen.
Falls Sie bereit bleiben, die Übersetzung zu übernehmen, würde ich Sie bitten,
sich ein wenig mit meiner Philosophie vertraut zu machen. Dazu empfehle ich das
Buch von
Dufrenne et Ricoeur, Karl Jaspers, 1947, Editions du Seuil.I3°7
Vielleicht die Übersetzung meines Descartes von Pollnow, in Revue philosophique
1937, Band 62 (auch selbständig als Buch bei Felix Alcan),I3°8 die nach Urteil Sachver-
ständiger, und soweit ich zu sehen vermag, ausgezeichnet ist. Und vielleicht auch die
Übersetzung meiner »Schuldfrage« vonjeanne Hersch, La Culpabilite Allemande, Les
Editions de minuit 1948. Schliesslich würden Sie vielleicht Einsicht nehmen in klei-
nere philosophische Schriften, die ich Ihnen gern schenken würde:
Der philosophische Glaube
Philosophie und Wissenschaft.1309
Eine grössere Vertrautheit mit meinem Philosophieren ist wohl Voraussetzung dafür,
dass der Sinn philosophischer Sätze getroffen werde, und dass das Ethos oder auch
die Stimmung fühlbar bleibe, die in den Darlegungen dieses Buches, welche im Vor-
dergrund durchweg konkret, historisch und sociologisch sind, doch die Seelea aus-
machen.
Sie werden mit Ihrer Übersetzung - es würde die bisher umfangreichste Überset-
zung aus meinen Schriften in französischer Sprache sein, wenn ich von der leider
schlecht übersetzten Psychopathologie absehe - im Kreise der anderen Franzosen,
die meinen Schriften ihr Interesse zugewandt haben, auftreten. Sollten Sie ernstliche
Bedenken haben, so würden Sie gewiss von der Aufgabe absehen. Wenn Sie aber mei-
nen, die Aufgabe erfüllen zu können, dann bin ich meinerseits gern bereit, Ihnen diese
Sache anzuvertrauen, deren Gelingen für mein Gesicht in Frankreich von wesentli-
cher Bedeutung und für die sachliche Wirkung dieses Buches entscheidend sein wird.
Für den Zweck der Übersetzung würde ich Ihnen dann ein Exemplar der in diesem
Augenblick in München herauskommenden Parallelausgabe schicken lassen.1310 Sie ist
von einigen sinnstörenden Druckfehlern frei, grösser gedruckt und bequemer lesbar.

a Seele hs. Vdg. im Typoskript für Sache
 
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