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Stellenkommentar
setzen.« Da der Autor, so Jaspers weiter in jenem Brief, aber wünschen müsse, »in dem
betreffenden Sprachgebiet wirklich bekannt zu werden«, schlage er vor, »jene Vertrags-
bestimmung, die der Artemis-Verlag guthiess, auch für uns zu machen, mit der weiteren
bestimmten Formulierung: falls innerhalb eines Jahres nicht mindestens 1200 Exemplare
in Frankreich abgesetzt sind, erhalten Übersetzerin und Verfasser das Recht zu jener Paral-
lelausgabe mit den entsprechenden näheren Bestimmungen.« (K. Jaspers an P. Thevenaz,
19. März 1951, Durchschlag, DLA, A: Jaspers). Dem weiteren Verlauf des Briefes lässt sich
entnehmen, dass für die Übersetzung von Textauszügen aus Von der Wahrheit ein weiterer
Vertrag nötig sei und Jeanne Hersch das Manuskript der Philosophie bis September 1952
ab liefern werde (vgl. ebd.).
79 Vgl. K. Jaspers anj. Hersch, 26. April 1951, Zentralbibliothek Zürich, Nachl. Hersch, 2.8.2.
80 Es kam wenig später zu Vertragsabschlüssen mit dem Verlag Pion (Paris) für Übersetzun-
gen von Der philosophische Glaube und Strindberg und van Gogh. Das Projekt einer französi-
schen Ausgabe mit ausgewählten Texten aus Von der Wahrheit und der Philosophie wurde
hingegen nicht verwirklicht.
81 Vgl. K. Jaspers: Von der Wahrheit, München 1947; Der philosophische Glaube, München 1948;
Die Idee der Universität [1946], KJGI/21,103-202.
82 Reinhold Niebuhr (1892-1971), amerikanischer Theologe, Politikwissenschaftler und Phi-
losoph deutscher Herkunft, seit 1928 Prof, für Ethik und Religionsphilosophie am Union
Theological Seminary (New York), gründete 1941 die Zeitschrift Christianity and Crisis,
die sich der theologisch-politischen Auseinandersetzung mit Nazismus und Kommunis-
mus widmet. Obwohl Niebuhr gegenüber Karl Barth und Emil Brunner stets sehr kritisch
blieb, wurde seine eigene Theologie häufig als »Neo-Orthodoxie« bezeichnet. Auf diese
Weise geriet Niebuhr, unbeabsichtigt, in deren Nähe. - Jaspers kannte Niebuhr; denn er
hatte von ihm studiert: Die Kinder des Lichts und die Kinder der Finsternis. Eine Rechtferti-
gung der Demokratie und eine Kritik ihrer herkömmlichen Verteidigung (München 1947, KJB
Oldenburg: KK 2246). Andererseits besprach Niebuhr später Jaspers’ Atombombenbuch
in The New York Times Book Review (29. Januar 1961, 6), worüber Hannah Arendt befand:
»freundlich, aber ohne jegliches Verständnis« (vgl. H. Arendt an K. Jaspers, 5. Februar
1961, in: dies.: Briefwechsel 1926-1969, 457). - Niebuhrs Ethik und Theologie wird syste-
matisch beschrieben in: The Nature and Destiny ofMan. A Christian Interpretation (2 Bde.,
New York 1946). Weitere Werke (Auswahl): Moral man and immoral society. A study in eth-
ics and politics (New York 1932); Beyond Tragedy. Essays on the Christian Interpretation of
History (New York 1937); Jews after the war (London 1942); Faith and History. A Compari-
son of Christian and Modern Views of History (New York 1949). Zu Niebuhrs späterem, an
Augustins philosophischen Dualismus angelehnten, dialektischen Konzept des »Christ-
lichen Realismus«, wonach der Mensch zur Herstellung des Guten durch seine intellek-
tuelle Freiheit fähig sei, vgl. neuerdings C. Rode: Die Geburt des Christlichen Realismus aus
dem Geist des Widerstandes, Berlin 2016. - Zu Leben und Wirken Niebuhrs vgl. L. Bily:
»Niebuhr, Reinhold«, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 6 (1993), Sp. 723-
730, bes. 724-726, u. J. M. Gustafson: »Niebuhr, Karl Paul Reinhold (1892-1971)«, in: TRE
24 (1994) 470-473-
83 Der zehnte internationale Philosophenkongress, an dem Jaspers nicht teilnahm, fand
nach einer Unterbrechung von über einem Jahrzehnt vom n. bis 18. August 1948 in
Stellenkommentar
setzen.« Da der Autor, so Jaspers weiter in jenem Brief, aber wünschen müsse, »in dem
betreffenden Sprachgebiet wirklich bekannt zu werden«, schlage er vor, »jene Vertrags-
bestimmung, die der Artemis-Verlag guthiess, auch für uns zu machen, mit der weiteren
bestimmten Formulierung: falls innerhalb eines Jahres nicht mindestens 1200 Exemplare
in Frankreich abgesetzt sind, erhalten Übersetzerin und Verfasser das Recht zu jener Paral-
lelausgabe mit den entsprechenden näheren Bestimmungen.« (K. Jaspers an P. Thevenaz,
19. März 1951, Durchschlag, DLA, A: Jaspers). Dem weiteren Verlauf des Briefes lässt sich
entnehmen, dass für die Übersetzung von Textauszügen aus Von der Wahrheit ein weiterer
Vertrag nötig sei und Jeanne Hersch das Manuskript der Philosophie bis September 1952
ab liefern werde (vgl. ebd.).
79 Vgl. K. Jaspers anj. Hersch, 26. April 1951, Zentralbibliothek Zürich, Nachl. Hersch, 2.8.2.
80 Es kam wenig später zu Vertragsabschlüssen mit dem Verlag Pion (Paris) für Übersetzun-
gen von Der philosophische Glaube und Strindberg und van Gogh. Das Projekt einer französi-
schen Ausgabe mit ausgewählten Texten aus Von der Wahrheit und der Philosophie wurde
hingegen nicht verwirklicht.
81 Vgl. K. Jaspers: Von der Wahrheit, München 1947; Der philosophische Glaube, München 1948;
Die Idee der Universität [1946], KJGI/21,103-202.
82 Reinhold Niebuhr (1892-1971), amerikanischer Theologe, Politikwissenschaftler und Phi-
losoph deutscher Herkunft, seit 1928 Prof, für Ethik und Religionsphilosophie am Union
Theological Seminary (New York), gründete 1941 die Zeitschrift Christianity and Crisis,
die sich der theologisch-politischen Auseinandersetzung mit Nazismus und Kommunis-
mus widmet. Obwohl Niebuhr gegenüber Karl Barth und Emil Brunner stets sehr kritisch
blieb, wurde seine eigene Theologie häufig als »Neo-Orthodoxie« bezeichnet. Auf diese
Weise geriet Niebuhr, unbeabsichtigt, in deren Nähe. - Jaspers kannte Niebuhr; denn er
hatte von ihm studiert: Die Kinder des Lichts und die Kinder der Finsternis. Eine Rechtferti-
gung der Demokratie und eine Kritik ihrer herkömmlichen Verteidigung (München 1947, KJB
Oldenburg: KK 2246). Andererseits besprach Niebuhr später Jaspers’ Atombombenbuch
in The New York Times Book Review (29. Januar 1961, 6), worüber Hannah Arendt befand:
»freundlich, aber ohne jegliches Verständnis« (vgl. H. Arendt an K. Jaspers, 5. Februar
1961, in: dies.: Briefwechsel 1926-1969, 457). - Niebuhrs Ethik und Theologie wird syste-
matisch beschrieben in: The Nature and Destiny ofMan. A Christian Interpretation (2 Bde.,
New York 1946). Weitere Werke (Auswahl): Moral man and immoral society. A study in eth-
ics and politics (New York 1932); Beyond Tragedy. Essays on the Christian Interpretation of
History (New York 1937); Jews after the war (London 1942); Faith and History. A Compari-
son of Christian and Modern Views of History (New York 1949). Zu Niebuhrs späterem, an
Augustins philosophischen Dualismus angelehnten, dialektischen Konzept des »Christ-
lichen Realismus«, wonach der Mensch zur Herstellung des Guten durch seine intellek-
tuelle Freiheit fähig sei, vgl. neuerdings C. Rode: Die Geburt des Christlichen Realismus aus
dem Geist des Widerstandes, Berlin 2016. - Zu Leben und Wirken Niebuhrs vgl. L. Bily:
»Niebuhr, Reinhold«, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 6 (1993), Sp. 723-
730, bes. 724-726, u. J. M. Gustafson: »Niebuhr, Karl Paul Reinhold (1892-1971)«, in: TRE
24 (1994) 470-473-
83 Der zehnte internationale Philosophenkongress, an dem Jaspers nicht teilnahm, fand
nach einer Unterbrechung von über einem Jahrzehnt vom n. bis 18. August 1948 in