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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0766
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Stellenkommentar

649

den MERKUR vorerst nicht über dieses Jahr hinaus fortführen zu können. Vielleicht wer-
den wir in den nächsten Wochen und Monaten also mit verschiedenen Appellen nach an-
deren verlegerischen und auch mäzenatischen Seiten hin um Hilfe bitten müssen.« (DLA,
A: Jaspers). Jaspers reagierte darauf wie folgt: »Mit Schrecken lese ich Ihren Brief, in dem
Sie mir mitteilen, dass Ihr Verlag und damit der >Merkur< in einer Krise stecken. Natürlich
gehöre ich mit zahllosen anderen zu denen, die die Existenz des >Merkur< in Deutschland
für ausserordentlich wünschenswert halten, wenn er auch auf einen beschränkteren Kreis
literarisch gebildeter und interessierter Menschen sich bezieht. Dieser Kreis ist eben an
sich schon wichtig. Sollten Sie meinen Namen im Zusammenhang mit den anderen brau-
chen, für eine Erklärung über die Bedeutung des >Merkur<, so stehe ich zur Verfügung. Ihre
Sache ist symptomatisch für das geistige Geschehen im Abendlande. Die illustrierten Zei-
tungen und die Revolverblätter und die Blätter gemütlicher Banalität haben Massenaufla-
gen. [...] Der finanzielle Bezug auf ein kaufwilliges Leserpublikum ist der Zwang, der in der
freien Welt an die Stelle des Staatsbeschlusses im totalitären Regime tritt. [...] Ich hoffe,
dass es Ihnen gelingt durchzukommen.« (K. Jaspers an H. Paeschke, 30. Juli 1959, DLA, D:
Merkur). Nachdemjoachim Moras Jaspers ermutigte, entsprechend auch an die Direktion
der DVA zu schreiben (vgl. J. Moras an K. Jaspers, 7. August 1959, DLA, A: Jaspers), kommt
Jaspers dieser Bitte im hier abgedruckten Brief nach.
128 Die 1945 gegründete Halbmonatsschrift Die Gegenwart wurde bis 1958 von Benno Reifen-
berg (1892-1970) herausgegeben, der zuvor ab 1924 als Leiter des Leuilletons der Frankfur-
ter Zeitung tätig war. 1959 fusionierte Die Gegenwart mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,
deren Herausgeber Reifenberg bis 1966 blieb. Vgl. D. Bussiek: Benno Reifenberg 1892-19/0.
Eine Biographie, Göttingen 2011. - Laut Protokoll einer Besprechung der Herausgeber der
Wandlung am 4. Januar 1946 (DLA, A: Jaspers) äußerte sichjaspers dort über die Gegenwart
wie folgt: »Alle anderen Zeitschriften können nicht mit der >Wandlung< konkurrieren. [...]
>Gegenwart< interessant. Begierig gelesen. Etwa zu vergleichen mit der Sonntagsausgabe
der frankfurter Zeitung<. [...] >Gegenwart< ist nicht zu vergleichen mit der Wandlung*,
eher als eine Art Bundesgenosse zu betrachten. Mehr eine Art Zeitung.«
129 Die Neue Rundschau wurde 1890 von Samuel Bischer gegründet, ab 1932 unter Leitung von
Peter Suhrkamp (1891-1959). Sie erschien bis 1944 monatlich, ab 1945 vierteljährlich, je-
weils mit einem thematischen Schwerpunkt. Über sie äußerte sichjaspers laut Protokoll
jener Herausgeberbesprechung (siehe vorigen Stellenkommentar) wie folgt: »>Neue Rund-
schau* wirkt hohl.«
130 Hans Paeschke und Joachim Moras, die Herausgeber des 1947 gegründeten Merkur, kannten
den Romanisten Ernst Robert Curtius (1886-1956) schon seit langem, Moras hatte bei ihm
1929 in Heidelberg promoviert. Sie hofften durch Curtius’ Mitwirkung am Merkur auf ein
wachsendes Ansehen ihrer Zeitschrift, während sich Curtius zur Mitarbeit und Beratung be-
reit fand, um eine Zeitschrift in seinem Sinne zu schaffen, ohne sie selbst herausgeben zu
müssen. Vgl. hierzu (unter Berücksichtigung der im DLA erhaltenen Briefwechsel der bei-
den Herausgeber und Curtius) F. Kießling: Die undeutschen Deutschen. Eine ideengeschichtliche
Archäologie der alten Bundesrepublik 1945-1972, Paderborn 2012, 43. - Den Arzt und Dichter
Gottfried Benn (1886-1956) baten Paeschke und Moras im Sommer 1948 um Mitwirkung an
ihrer Zeitschrift. Paeschke kannte ihn als letzten Herausgeber der Neuen Rundschau, während
Moras als langjähriger Herausgeber der Europäischen Revue (1933-1944) einen Aufsatz von
 
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