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Stellenkommentar
237 Doch bleibt Grethlein diesbezüglich beharrlich: »Recht leid tut es mir, dass ich Ihnen mit
der Bitte, mir ein sachliches Resume zu liefern, das ich für den anzufertigenden Prospekt be-
nötige, ungelegen gekommen bin, ich hoffe doch, dass es Ihnen möglich sein wird, das Ge-
wünschte anzufertigen, denn Sie vermögen den Inhalt des Buches doch zweifellos am besten
selbst zu schildern.« (K. Grethlein an K. Jaspers, 12. März 1936, Durchschlag, VA de Gruyter).
238 Für das Sommersemester 1936 kündigte Jaspers als Thema des Seminars »Übungen über
Nietzsche« an. Vgl. H. F. Fulda: »Der Philosoph Karl Jaspers«, 106.
239 Grethlein schickte Jaspers wenige Tage vorher einen Korrekturabzug zu mit der Bitte um
Begutachtung jenes Projekts und baldige Rücksendung (vgl. K. Grethlein an K. Jaspers,
18. April 1936, Durchschlag, VA de Gruyter). Im Jaspers-Nachlass ist dieser deshalb nicht
mehr erhalten.
240 Offenbar handelt es sich hier um eine Bestellkarte für Bücher aus dem Prospekt, die Kor-
rekturen bezogen sich auf den Text über Jaspers in jenem Prospekt.
241 Ein Anschreiben konnte nicht aufgefunden werden.
242 Jaspers’ Vorbehalte gegenüber dem Weimarer Nietzsche-Archiv dürften zweifacher Art
gewesen sein: einerseits aus wissenschaftlichen, andererseits aus politischen Gründen.
Jaspers hatte sorgfältig die Forschungen Hofmillers und Karl Schlechtas »Philologischen
Nachbericht« studiert, um sich ein Bild über die schon zwischen 1905 und 1910 ausge-
fochtenen Streitigkeiten um die Editionsweise und die Zweifel an der philosophischen
und philologischen Kompetenz des Archivs zu machen, auch was den damals schon im
Raume stehenden Vorwurf der Verfälschung von Nietzsches Werk und Person, vor al-
lem durch Elisabeth Förster-Nietzsche, angeht (vgl. dazu die Stellenkommentare Nr. 386
u. 387). Damit eng zusammenhängend ist die politische Haltung des Nietzsche-Archivs:
Bereits 1925 nahm es Kontakt zu Mussolini bzw. dem italienischen Faschismus auf, we-
nig später in Deutschland zu den Nationalsozialisten. Adolf Hitler hat das Archiv mehr-
fach besucht und nahm auch 1935 an der Trauerfeier für Elisabeth Förster-Nietzsche teil.
Während des Zweiten Weltkrieges repräsentierte das Archiv folglich das nationalsozialis-
tisch-ideologische Nietzschebild. Vor diesem Hintergrund wird noch mehr als aus wissen-
schaftlichen Gesichtspunkten verständlich, warum Jaspers bereits 1936 nicht an einer als
Annäherung interpretierbaren Kontaktaufnahme mit dem Archiv gelegen sein konnte.
243 Rolf Hoffmann (1888-1951), Prof, an der University of California (Los Angeles), hatte bereits
Anfang Juni 1936 Jaspers sein Interesse an einer englischen Übersetzung der Nietzsche-Mo-
nographie bekundet, ebenfalls an der Geistigen Situation derzeit, und ihn zu Gastvorlesun-
gen nach Los Angeles eingeladen (R. Hoffmann an K. Jaspers, 4. Juni 1936, DLA, A: Jaspers).
Dieser verwies ihn an de Gruyter und teilte ihm mit, dass die Geistige Situation seit langem
ins Englische übersetzt sei. Hoffmann nimmt Kontakt mit de Gruyter auf, bittet um zwei
Exemplare für die Übersetzungsarbeit, mit der er bereits begonnen habe: »Wir haben in Los
Angeles einen neuen Verlag, der auch auf würdigen Druck und Ausstattung sieht, und un-
sere Staatsuniversität ist auch drüben für höchsten Standard bekannt.« (R. Hoffmann an
de Gruyter, 15. Juli 1936, VA de Gruyter). Grethlein erwidert nach Rücksprache mit Jaspers,
dass dieser bereits mit einem anderen Übersetzer Verhandlungen aufgenommen habe und
Aussicht auf Einigung bestehe. »Wir können infolgedessen Ihnen gegenüber zunächst kei-
nerlei Verpflichtungen eingehen, stellen es Ihnen aber anheim, Ihre Anfrage in etwa ei-
nem halben Jahr zu wiederholen. Bis dahin dürften wir klar sehen, ob die angeknüpften
Stellenkommentar
237 Doch bleibt Grethlein diesbezüglich beharrlich: »Recht leid tut es mir, dass ich Ihnen mit
der Bitte, mir ein sachliches Resume zu liefern, das ich für den anzufertigenden Prospekt be-
nötige, ungelegen gekommen bin, ich hoffe doch, dass es Ihnen möglich sein wird, das Ge-
wünschte anzufertigen, denn Sie vermögen den Inhalt des Buches doch zweifellos am besten
selbst zu schildern.« (K. Grethlein an K. Jaspers, 12. März 1936, Durchschlag, VA de Gruyter).
238 Für das Sommersemester 1936 kündigte Jaspers als Thema des Seminars »Übungen über
Nietzsche« an. Vgl. H. F. Fulda: »Der Philosoph Karl Jaspers«, 106.
239 Grethlein schickte Jaspers wenige Tage vorher einen Korrekturabzug zu mit der Bitte um
Begutachtung jenes Projekts und baldige Rücksendung (vgl. K. Grethlein an K. Jaspers,
18. April 1936, Durchschlag, VA de Gruyter). Im Jaspers-Nachlass ist dieser deshalb nicht
mehr erhalten.
240 Offenbar handelt es sich hier um eine Bestellkarte für Bücher aus dem Prospekt, die Kor-
rekturen bezogen sich auf den Text über Jaspers in jenem Prospekt.
241 Ein Anschreiben konnte nicht aufgefunden werden.
242 Jaspers’ Vorbehalte gegenüber dem Weimarer Nietzsche-Archiv dürften zweifacher Art
gewesen sein: einerseits aus wissenschaftlichen, andererseits aus politischen Gründen.
Jaspers hatte sorgfältig die Forschungen Hofmillers und Karl Schlechtas »Philologischen
Nachbericht« studiert, um sich ein Bild über die schon zwischen 1905 und 1910 ausge-
fochtenen Streitigkeiten um die Editionsweise und die Zweifel an der philosophischen
und philologischen Kompetenz des Archivs zu machen, auch was den damals schon im
Raume stehenden Vorwurf der Verfälschung von Nietzsches Werk und Person, vor al-
lem durch Elisabeth Förster-Nietzsche, angeht (vgl. dazu die Stellenkommentare Nr. 386
u. 387). Damit eng zusammenhängend ist die politische Haltung des Nietzsche-Archivs:
Bereits 1925 nahm es Kontakt zu Mussolini bzw. dem italienischen Faschismus auf, we-
nig später in Deutschland zu den Nationalsozialisten. Adolf Hitler hat das Archiv mehr-
fach besucht und nahm auch 1935 an der Trauerfeier für Elisabeth Förster-Nietzsche teil.
Während des Zweiten Weltkrieges repräsentierte das Archiv folglich das nationalsozialis-
tisch-ideologische Nietzschebild. Vor diesem Hintergrund wird noch mehr als aus wissen-
schaftlichen Gesichtspunkten verständlich, warum Jaspers bereits 1936 nicht an einer als
Annäherung interpretierbaren Kontaktaufnahme mit dem Archiv gelegen sein konnte.
243 Rolf Hoffmann (1888-1951), Prof, an der University of California (Los Angeles), hatte bereits
Anfang Juni 1936 Jaspers sein Interesse an einer englischen Übersetzung der Nietzsche-Mo-
nographie bekundet, ebenfalls an der Geistigen Situation derzeit, und ihn zu Gastvorlesun-
gen nach Los Angeles eingeladen (R. Hoffmann an K. Jaspers, 4. Juni 1936, DLA, A: Jaspers).
Dieser verwies ihn an de Gruyter und teilte ihm mit, dass die Geistige Situation seit langem
ins Englische übersetzt sei. Hoffmann nimmt Kontakt mit de Gruyter auf, bittet um zwei
Exemplare für die Übersetzungsarbeit, mit der er bereits begonnen habe: »Wir haben in Los
Angeles einen neuen Verlag, der auch auf würdigen Druck und Ausstattung sieht, und un-
sere Staatsuniversität ist auch drüben für höchsten Standard bekannt.« (R. Hoffmann an
de Gruyter, 15. Juli 1936, VA de Gruyter). Grethlein erwidert nach Rücksprache mit Jaspers,
dass dieser bereits mit einem anderen Übersetzer Verhandlungen aufgenommen habe und
Aussicht auf Einigung bestehe. »Wir können infolgedessen Ihnen gegenüber zunächst kei-
nerlei Verpflichtungen eingehen, stellen es Ihnen aber anheim, Ihre Anfrage in etwa ei-
nem halben Jahr zu wiederholen. Bis dahin dürften wir klar sehen, ob die angeknüpften