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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0832
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Stellenkommentar

715

627 Gleichwohl haben sie sich in Heidelberg getroffen, und zwar am 21. Juni 1913, als Häber-
lin zu Verhandlungen in Heidelberg weilte (vgl. Stellenkommentar, Nr. 625). Der sich da-
ran anschließende kurze Briefwechsel ist teilweise abgedruckt in: Paul Häberlin, Ludwig
Binswanger: Briefwechsel 1908-1960, hg. u. kommentiert von J. Luczak, Basel 1997, 358-
370. Vgl. P. Häberlin an K. Jaspers, 27. Juli 1913: »Ich habe mich über Ihren Brief um so
mehr gefreut, als auch ich nach unserem Gespräch das Gefühl gehabt habe, als hätten wir
uns in eine Opposition hineingeredet, die der wirklichen Sachlage gar nicht angemessen
war. Sie betonen ja gewiss mit Recht das Dilettantische an Fr[eud] und der ganzen Psy-
choanalyse, und dagegen allein hätte ich mich nie gewendet; ich habe oft genug Freudi-
anern gegenüber nicht viel anders gesprochen als Sie an jenem Abend. Ich wollte Ihnen
gegenüber nur sagen, dass auch Forscher, die selber nicht der strengen Wissenschaft sich
unterstellen, doch indirekt der Wissenschaft dienen und sogar zu grossen Anregern wer-
den können. Und diese anregende Funktion Freuds schätze ich vielleicht höher ein als
Sie. Ich weiss, Sie weisen auf Nietzsche und Andre hin, und Sie haben so weit Recht. Aber
Freud hat doch manches hervorgezogen, in Fluss gebracht, ausgemünzt, wenn Sie wol-
len breit geschlagen, was sonst wohl nicht ohne weiteres in die Hände der wissenschaft-
lichen Psychologen gekommen wäre.
Indessen ist es ja schliesslich nicht die Hauptsache, wie Sie oder ich die historische
Bedeutung Freuds einschätzen. Was uns über die Differenz auf diesem Punkte hinweg
verbindet, ist offenbar der ernsthafte Wille zu einer Psychologie als selbständiger Wis-
senschaft, die sie bis heute ja eigentlich nicht ist, - und daneben die Überzeugung, dass
Wertfragen durch genetische Untersuchungen nicht tangiert werden: wissenschaftliche
Psychologie - kein Psychologismus. Diese Gemeinsamkeit zu konstatieren freut mich
ganz besonders.
Ludwig Binswanger habe ich Ihre Bitte um ein Separatum seiner Entgegnung auf Ihre
Arbeit (Dementia praecox) ausgerichtet. Sie können versichert sein, dass er Sie, trotzdem
er Ihnen entgegnet hat, sehr schätzt.» (Ebd., 361). - Zu Binswangers Besprechung vgl.
L. Binswanger: »Bemerkungen zu der Arbeit Jaspers’ Kausale und /verständliche* Zusam-
menhänge zwischen Schicksal und Psychose bei der Dementia praecox (Schizophrenie),
in: Internationale Zeitschrift für ärztliche Psychoanalyse 1 (1913) 383-390.
628 Hier fordert Jaspers bei dem Psychologen Häberlin Springer gegenüber wissenschaftliche
Fachbildung ein. Dies steht in völligem Gegensatz zu seiner späteren, gemeinsam mit Hei-
degger vertretenen Frontstellung gegen die »Professoren-Philosophie«. Vgl. K. Jaspers an
P. A. Schilpp, 18. August 1951, in diesem Band, S. 597.
629 P. Häberlin: Wissenschaft und Philosophie. Ihr Wesen und Verhältnis, Bd. 1: Wissenschaft, Ba-
sel 1910, Bd. 2: Philosophie, Basel 1912.
630 Gemäß der Ankündigungen (vgl. H. F. Fulda: »Der Philosoph Karl Jaspers«, 103) hat Jas-
pers die Vorlesung »Allgemeine Psychologie« im Sommersemester 1914 und diejenige
über »Psychologie der Weltanschauungen« im damals gerade laufenden Semester gehal-
ten. Möglicherweise hat er letztere aber in der Vorlesung »Allgemeine Psychologie« mit-
verwendet, so dass er jene - zumindest in Auszügen - zweimal hielt.
631 Vgl. H. Ehrenberg: Kritik der Psychologie als Wissenschaft. Forschungen nach den systemati-
schen Principien der Erkenntnislehre Kants, Tübingen 1910.
632 Vgl. F. Springer an K. Jaspers, 18. Mai 1917, DLA, A: Jaspers.
 
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