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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0860
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Stellenkommentar

743

für den technischen Bereich sowie für Physik und Chemie zuständig als Nachfolger des
1935 auf Druck des NS-Regimes ausgeschiedenen Julius Springer. Rosbaud wurde, nach-
dem Ferdinand Springer ebenfalls aus politischen Gründen sämtliche Funktionen im Ver-
lag am 12. November 1942 hatte aufgeben müssen, von den Nationalsozialisten jeglicher
Kontakt zum Verlagschef verboten, hielt ihn aber dennoch weiterhin aufrecht. Deshalb
stellte Springer ihm im Januar 1946 folgendes Zeugnis aus: »Dr. Rosbaud [...] war ein glü-
hender Hasser der Nazis. Seine Frau ist Jüdin, so daß er sie mit ihrer Tochter vor Kriegs-
ausbruch nach England brachte. Zu mir selbst, der ich wegen meiner Abstammung 1942
von der Leitung meiner Firmen zurücktreten mußte, ist er treu gestanden. Er war die Per-
sönlichkeit, die nach meinem Ausscheiden im geheimen die Verbindung zu meinen Fir-
men aufrecht erhielt. Alles in allem: Ich kenne keinen besseren und anständigeren Men-
schen als Paul Rosbaud.« -In den 1950er Jahren verhandelte Rosbaud in London wegen
eines »Handbuchs für Physik«. Dabei kam es jedoch zum Bruch mit Ferdinand Springer,
da er auch noch andere Verlage beriet und Interessenskonflikte entstanden. So trennte
man sich 1953. Vgl. dazu H. Sarkowski: Der Springer-Verlag. Stationen seiner Geschichte, TI.
1:1842-1945, Berlin u.a. 1992,360-361 u. 405, Anm. 90; H. Götze: Der Springer-Verlag. Sta-
tionen seiner Geschichte, TI. 2:1945-1992, Berlin u.a. 1994, 28-29. Zu Rosbauds Leben und
Wirken vgl. A. Kramish: Der Greif. Paul Rosbaud - der Mann, der Hitlers Atompläne scheitern
ließ, München 1987.
835 Offenbar will Jaspers seine zweite Schrift zur Universitätsidee schnellstmöglich drucken.
Unklar bleibt jedoch, was er an dieser Briefstelle mit »hier« meint. Es könnte sich auf ei-
nen in Heidelberg ansässigen und bereits über eine Lizenz verfügenden Verleger beziehen,
doch der Verlag Lambert Schneider erhielt ebenfalls, wie Springer, erst im Oktober 1945
eine Lizenz, und zwar auch für den Verlag Carl Winter, der somit auch nicht für eine et-
waige Publikation jenes Werks in Frage kommt.
836 Zu Karl Heinrich Bauers Lebenslauf und seiner von Jaspers erwiesenen großen Wertschät-
zung seit ihrer ersten Begegnung am 5. April 1945 im Hause Jaspers vgl. K. Jaspers, K. H.
Bauer: Briefwechsel 1945-1968, hg. und erläutert von R. de Rosa, Berlin u.a. 1983, 8-15, zur
Würdigung von Bauers Verdiensten vgl. K. Jaspers an K. H. Bauer, 26. Juli 1946, ebd., 43-
44-
837 Der in Heidelberg weilende Georg Ferdinand Springer, ein Sohn Ferdinand Springers,
hatte sich während des Krieges mit dem Ehepaar Jaspers angefreundet (vgl. die Briefe Ge-
org Ferdinand Springers an das Ehepaar Jaspers, in diesem Band, S. 359-361). Zu Ferdinand
Springers Schicksal zwischen 1942 und 1945 vgl. Stellenkommentar, Nr. 1008.
838 Jörg Zutt (1893-1950), Prom. 1921 in Freiburg, Habil. 1933 in Berlin an der Charite, war Jas-
pers wohlbekannt. 1937-1946 leitete Zutt die Privatnervenklinik Kuranstalt Westend in
Berlin und war ebenso für die Nervenpoliklinik der Charite verantwortlich. Vgl. Jaspers’
Korrespondenz mit Zutt in: K. Jaspers: Korrespondenzen Psychiatrie Medizin Naturwissen-
schaften, 643-650, zu dessen Leben und Werk ebd., 683.
839 Diese Erwägung erwies sich allerdings nicht als notwendig. Denn am 25. Oktober 1945 er-
hielt Springer bereits die Lizenz durch die britische Militärregierung, einige Monate spä-
ter auch diejenige der Amerikaner. Vgl. dazu auch Einleitung, XLVI. - Oberbürgermeister
von München war seit 4. Mai 1945 der CSU-Politiker Karl Scharnagl (1881-1963), der die-
ses Amt bis 1948 bekleidete.
 
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