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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0885
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768

Stellenkommentar

als Autor für ein neues Unternehmen seines Verlages gewinnen und bezog sich dabei auf
meinen hochverehrten Vater*. Ich schreibe ihm, dass ich mich gern mit ihm unterhalten
würde.« (K. Jaspers an K. Jaspers senior, 27. [4.] 1932, DLA, A: Jaspers). - Aus einem Brief
von Gertrud Jaspers an Henriette u. Karljaspers senior (o.D. [zwischen 15. u. 19. Juni 1932],
ebd.) geht hervor, dass Venzky sich für den 18. Juni 1932 ankündigte.
1012 Im Anschluss an Venzkys Besuch schrieb Jaspers sogleich begeistert nach Oldenburg:
»Dr. Vensky hat mir gut gefallen. Er macht einen offenen, gutmütigen, unternehmungs-
lustigen Eindruck [...] und scheint mir ein alter Corpsstudent von der besseren Art. [...]
Es schien ihm sehr viel daran zu liegen, überhaupt mich als Autor zu gewinnen, in wel-
cher Gestalt auch immer [...] Ich könnte meinen Max Weber-Plan auf diesem Wege viel-
leicht besser verwirklichen als in der Göschensammlung. Wir sprachen auch über Enno
mit wenigen Worten sehr sympathisch. Er sah und bemerkte Ennos Bild mit dem Flieger-
abzeichen.« (K. Jaspers an H. u. K. Jaspers senior, 21. Juni 1932, ebd.). - Die Euphorie re-
lativierte sich allerdings wenige Tage später, nachdem Venzky Jaspers einen inakzepta-
blen Vertragsentwurf geschickt hatte, »der die andere Seite seiner Liebenswürdigkeit und
Begeisterung zeigte. [...] Seine ganze Art ist eine Mischung von Grosszügigkeit, Optimis-
mus und Schläue, er hat weder die pedantische Vorsicht de Gruyters noch die überlegen
kluge Grosszügigkeit Springers.« (K. Jaspers an H. Jaspers, 25. Juni 1932, ebd.). -Jaspers un-
terschrieb den Vertrag, der ihn verpflichtete, über Max Weber künftig nur bei Stalling zu
publizieren, und sagte dem Referenten der Göschensammlung, Paul Hartmann, ab, mit
dem er zuvor eine Publikation erwogen hatte (vgl. K. Jaspers an P. Hartmann, 1. Juli 1932,
in diesem Band, S. 86). Sein Schwager Ernst Mayer versuchte im Oktober 1932, Jaspers
vom Druck der Schrift bei Stalling abzuhalten, und stellte zudem ihre Qualität in Frage,
auch Jaspers’ Schwester Erna Dugend und Hannah Arendt waren dagegen (vgl. K. Jaspers
an H. u. K. Jaspers senior, 19. Oktober 1932, DLA, A: Jaspers). Diese fühlten sich bestätigt,
als das Ehepaar Jaspers das Titelblatt zu Gesicht bekam und noch kein Honorar eingetrof-
fen war: »Sie haben d. Titelblatt unmöglich gedruckt: Karljaspers ganz gross, Max Weber
besonders klein u. anders noch. Nach Empfang d. Manuscripts schrieb V., dass er d. Geld
abschicke, es ist aber nicht gekommen. Das sind so Inkorrektheiten, die Kally bisher nicht
bei seinen Verlegern erlebte. Das Geld kommt ja, aber es ist alles ungenau.« (G. Jaspers an
H. u. K. Jaspers senior, 17. November 1932, ebd.).
1013 Venzky gründete 1932 die politisch-literarische Reihe Schriften an die Nation, in der auch
Jaspers’ Max-Weber-Buch erschien. Nach dem Selbstmord Venzkys (15. Februar 1933)
übernahm Werner Beumelburg (1899-1963) die Reihe, mit der sich der Verlag bereitwillig
in den Dienst der NS-Ideologie stellte. Vgl. dazu R. Würffel: Lexikon deutscher Verlage von
A-Z, 837; [W. Storkebaum]: 175 fahre Gerhard Stalling AG Druck- und Verlagshaus Oldenburg.
1789-1964, Oldenburg 1964, 26-27; V. Otto: »>Der geistige Niederschlag der nationalen
Wiedergeburt*. Der Verleger Heinrich Stalling auf dem Weg ins Dritte Reich«, in: Olden-
burger Stachel, 19. März 1999, 4-5. -
Jaspers war sich des Wagnisses, in einem solchen Verlag zu publizieren, durchaus be-
wusst: »Der Verlag und die neue Serie scheinen mir ausgesprochen rechts; sie machen in
Konjunktur >Nation<, wobei Venzky sein nicht ganz unsympathisches lyrisch sentimen-
tales Corpsbrudertum zustatten kommt. Da ich weder rechts noch links bin, lege ich
Wert darauf, gleich mit dem Namen >Max Weber* verbunden zu erscheinen, damit kein
 
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