432 Ecce homo. Wie man wird, was man ist
Drame Contemporain von „Wollust der Hölle" die Rede, und zwar dort, wo er
über den Parsifal spricht und sich pathetisch direkt an Kundry wendet: „Ainsi,
tu as essaye la lutte! un etre serait en toi, que la volupte d'enfer n'aurait pas
tue entierement... dans ta beaute affreuse, quelque chose subsisterait encore
de cette autre beaute qui te faisait semblable aux anges?" (Ernst 1887, 294. „Auf
diese Weise hast du versucht zu kämpfen! Ein Wesen wäre in dir, das die
Wollust der Hölle nicht ganz getötet hätte... in deiner schrecklichen Schönheit
würde noch ein Stück überlebt haben von dieser anderen Schönheit, die dich
den Engeln ähnlich machte?") Allerdings ist eine Bekanntschaft N.s mit diesem
Werk Ernsts nicht nachzuweisen.
Im Doktor Faustus lässt Thomas Mann die Wendung unter deutlicher
Anspielung auf N. in die Beschreibung der Hölle einfließen, die der Teufel
im Gespräch mit dem Protagonisten Adrian Leverkühn höchstpersönlich gibt:
„Nicht zu vergessen das ungeheuere Ächzen der Wollust, das sich hinein-
mischt, denn eine unendliche Qual, der kein Versagen des Erleidens, kein Kol-
laps, keine Ohnmacht als Grenze gesetzt ist, artet statt dessen in Schandver-
gnügen aus, weshalb solche, die einige intuitive Kunde haben, ja auch von der
,Wollust der Hölle' sprechen." (Mann 1990, 6, 327; Wimmer / Stachorski 2007,
577 notieren als Beleg zu dieser Stelle nur EH Warum ich so klug bin 6.) Scho-
penhauer hatte die „Schadenfreude" — bei Mann heißt es „Schandfreude" —
als „Gelächter der Hölle" gebrandmarkt (Parerga und Paralipomena, Bd. 2,
Kapitel VIII, § 115 [EA: § 114] — Schopenhauer 1873-1874, 6, 230 f.).
7
Der Abschnitt war ursprünglich als „Intermezzo" für NW gedacht, vgl. KSA 6,
420, 19-421, 22 u. NK ÜK EH Warum ich so klug bin sowie Podach 1961, 25.
Veränderungen in den Druckfahnen von NW Intermezzo sind dokumentiert in
NK KSA 6, 420, 31; 420, 31-421, 3 und 421, 17.
290, 26 eigentlich] „jetzt" steht im Hinweis für den Drucker, vgl. NK ÜK EH
Warum ich so klug bin. Da N. in den Korrekturen von NW „eigentlich" stehen
ließ, halten Colli / Montinari diese Lesart für „letztgültig" (KSA 14, 478).
290, 30-32 Was man deutsche Musiker nennt, die grössten voran, sind Aus-
länder, Slaven, Croaten, Italiäner, Niederländer — oder Juden] Während Offen-
bach, Giacomo Meyerbeer (1791-1864) und der von Wagner mit antisemitischen
Ausfällen drangsalierte Felix Mendelssohn-Bartholdy (1791-1864) jüdischer
Abstammung waren, von N. gelegentlich genannte italienische Komponisten
wie Gaspare Spontini (1774-1851) und Niccolö Jommelli (1714-1774) sich lange
Drame Contemporain von „Wollust der Hölle" die Rede, und zwar dort, wo er
über den Parsifal spricht und sich pathetisch direkt an Kundry wendet: „Ainsi,
tu as essaye la lutte! un etre serait en toi, que la volupte d'enfer n'aurait pas
tue entierement... dans ta beaute affreuse, quelque chose subsisterait encore
de cette autre beaute qui te faisait semblable aux anges?" (Ernst 1887, 294. „Auf
diese Weise hast du versucht zu kämpfen! Ein Wesen wäre in dir, das die
Wollust der Hölle nicht ganz getötet hätte... in deiner schrecklichen Schönheit
würde noch ein Stück überlebt haben von dieser anderen Schönheit, die dich
den Engeln ähnlich machte?") Allerdings ist eine Bekanntschaft N.s mit diesem
Werk Ernsts nicht nachzuweisen.
Im Doktor Faustus lässt Thomas Mann die Wendung unter deutlicher
Anspielung auf N. in die Beschreibung der Hölle einfließen, die der Teufel
im Gespräch mit dem Protagonisten Adrian Leverkühn höchstpersönlich gibt:
„Nicht zu vergessen das ungeheuere Ächzen der Wollust, das sich hinein-
mischt, denn eine unendliche Qual, der kein Versagen des Erleidens, kein Kol-
laps, keine Ohnmacht als Grenze gesetzt ist, artet statt dessen in Schandver-
gnügen aus, weshalb solche, die einige intuitive Kunde haben, ja auch von der
,Wollust der Hölle' sprechen." (Mann 1990, 6, 327; Wimmer / Stachorski 2007,
577 notieren als Beleg zu dieser Stelle nur EH Warum ich so klug bin 6.) Scho-
penhauer hatte die „Schadenfreude" — bei Mann heißt es „Schandfreude" —
als „Gelächter der Hölle" gebrandmarkt (Parerga und Paralipomena, Bd. 2,
Kapitel VIII, § 115 [EA: § 114] — Schopenhauer 1873-1874, 6, 230 f.).
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Der Abschnitt war ursprünglich als „Intermezzo" für NW gedacht, vgl. KSA 6,
420, 19-421, 22 u. NK ÜK EH Warum ich so klug bin sowie Podach 1961, 25.
Veränderungen in den Druckfahnen von NW Intermezzo sind dokumentiert in
NK KSA 6, 420, 31; 420, 31-421, 3 und 421, 17.
290, 26 eigentlich] „jetzt" steht im Hinweis für den Drucker, vgl. NK ÜK EH
Warum ich so klug bin. Da N. in den Korrekturen von NW „eigentlich" stehen
ließ, halten Colli / Montinari diese Lesart für „letztgültig" (KSA 14, 478).
290, 30-32 Was man deutsche Musiker nennt, die grössten voran, sind Aus-
länder, Slaven, Croaten, Italiäner, Niederländer — oder Juden] Während Offen-
bach, Giacomo Meyerbeer (1791-1864) und der von Wagner mit antisemitischen
Ausfällen drangsalierte Felix Mendelssohn-Bartholdy (1791-1864) jüdischer
Abstammung waren, von N. gelegentlich genannte italienische Komponisten
wie Gaspare Spontini (1774-1851) und Niccolö Jommelli (1714-1774) sich lange