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2. GUTACHTEN FUR DEN SCHMALKALDISCHEN BUND
Dan die selbigen vnnd nit die Bischoue hatt er gewöhlet, die Oberhandt haben uber
Leyb vnnd gütt aller kirchen diener, auch der Öbersten Bischöuen1. Daher haben
wir Jn Codice2 vnnd Authenticis3 souyl gesetz der Christlichen keiser von der
wahle, von der haltung vnd wandell, von dem dienst vnnd der versehung aller kir-
chendiener4, Auch mit angehenckter trouwung5 der straffen an Lyb vnnd gütt.
Vnnd dis haben alle heilige vätter ye vnnd ye also gebilliget vnnd sich dem gericht
ordenlicher6 7 Oberkeit nie entzogen, wan das schon jr Leben belanget hatt vnnd nit
allein das kirchen gütt.
Es hatten die Christlichen keyser Arcadius7n vnnd Honorius8 zun zeitten des
Hfeiligen] Augustini vmb das 398. jare nach der geburt Christi den Donatisten Jre
tempel vnnd kirchen gutter genommen vnd den rechten kirchen vnnd gemeinden
Christi zugestellet. Des beschwereten sich die Donatisten vnnd meynten, solichs
stünde den keisern nicht zu, also über das kirchen gütt zugebietten. Da antwortet
jnen der Hfeilige] Augustinus mit disen worten, die wir auch als recht vnnd wolge-
schriben angetzogen haben, °Distinct. 8, C. Quo iure°n9: »Nit sage: was hab ich
vnnd der kunig jn dem miteinander zuthun? Dan sunst sage ich: wass I i8v / ijo I
hastu mit besitzung der gütter zuthun? Dan durch die Recht der künigen hatt man
die besitzung der gütter. Hastu gesagt, was hat der kunig mit mir zuthun? So sage
nit, das die besitzungen dein seyen, Dan du hast jn dem schon das menschlich recht
vffgesagt, dadurch10 die gutter besessen werden«11.
Dis redet nun der Hfeilige] Augustinus von den kirchen gutteren vnnd setzet di-
ser seiner antwurt gegen den Donatisten keinen anderen grund, dan das yederman
den Oberen, die das schwert tragen, gehorsamen solle, zeucht des die Sprüch pauli
an, Roman. 13^1] vnnd Tit. 3fr] vnnd das der vnderscheid vnnd alle besitzung der
zeittlichen gütter durch niemandt anders beschehen soll, Dan12 durch die ordenli-
n) davor am linken Rand von anderer Hand m roter Tinte: Exemplum Arcadn et Honorn: b.
o) —o) von anderer Hand mit roter Tinte unterstrichen; davor am linken Rand von derselben
Hand m roter Tinte: dis. 8. c. quo mre: b.
1. Zum Verhältms zwischen weltlicher und geisthcher Obrigkeit bei Bucer vgl. Backus, Bucer’s
View, S. 97-99.
2. Vgl. oben S.49, Anm. 11.
3. sc. m den Novellen; vgl. oben S.41, Anm. 7.
4. Vgl. etwa Cod. Just. 1,3,19 (ClCiv II, S.20); Nov. 6 (ClCiv III, S.35-48); Nov. 123,1h und
12-14 (ClCiv III, S. 594h und 604h).
5. Androhung.
6. Vgl. oben S. 64, Anm. 7.
7. oströmischer Kaiser von 383 bis 408.
8. weströmischer Kaiser von 393 bis 423.
9. Augustin, In Ioannis Evangehum Tractatus 124,6,26; PL 35, Sp.1437; CChr.SL 36, S.66,3 —
67,8; aufgenommen in: Decr. Grat. I, Dist. 8, c. 1 (Friedberg I, Sp. 13).
10. wodurch.
11. »Noh dicere: Quid mihi et regi? Quid tibi ergo et possessiom? Per iura regum possidentur
possessiones. Dixisti: Quid mihi et regi? Noh dicere possessiones tuas, quia ad ipsa iura humana
renuntiasti, quibus possidentur possessiones«; hierzu vgl. auch BOL 3, S. 16.
12. als.
2. GUTACHTEN FUR DEN SCHMALKALDISCHEN BUND
Dan die selbigen vnnd nit die Bischoue hatt er gewöhlet, die Oberhandt haben uber
Leyb vnnd gütt aller kirchen diener, auch der Öbersten Bischöuen1. Daher haben
wir Jn Codice2 vnnd Authenticis3 souyl gesetz der Christlichen keiser von der
wahle, von der haltung vnd wandell, von dem dienst vnnd der versehung aller kir-
chendiener4, Auch mit angehenckter trouwung5 der straffen an Lyb vnnd gütt.
Vnnd dis haben alle heilige vätter ye vnnd ye also gebilliget vnnd sich dem gericht
ordenlicher6 7 Oberkeit nie entzogen, wan das schon jr Leben belanget hatt vnnd nit
allein das kirchen gütt.
Es hatten die Christlichen keyser Arcadius7n vnnd Honorius8 zun zeitten des
Hfeiligen] Augustini vmb das 398. jare nach der geburt Christi den Donatisten Jre
tempel vnnd kirchen gutter genommen vnd den rechten kirchen vnnd gemeinden
Christi zugestellet. Des beschwereten sich die Donatisten vnnd meynten, solichs
stünde den keisern nicht zu, also über das kirchen gütt zugebietten. Da antwortet
jnen der Hfeilige] Augustinus mit disen worten, die wir auch als recht vnnd wolge-
schriben angetzogen haben, °Distinct. 8, C. Quo iure°n9: »Nit sage: was hab ich
vnnd der kunig jn dem miteinander zuthun? Dan sunst sage ich: wass I i8v / ijo I
hastu mit besitzung der gütter zuthun? Dan durch die Recht der künigen hatt man
die besitzung der gütter. Hastu gesagt, was hat der kunig mit mir zuthun? So sage
nit, das die besitzungen dein seyen, Dan du hast jn dem schon das menschlich recht
vffgesagt, dadurch10 die gutter besessen werden«11.
Dis redet nun der Hfeilige] Augustinus von den kirchen gutteren vnnd setzet di-
ser seiner antwurt gegen den Donatisten keinen anderen grund, dan das yederman
den Oberen, die das schwert tragen, gehorsamen solle, zeucht des die Sprüch pauli
an, Roman. 13^1] vnnd Tit. 3fr] vnnd das der vnderscheid vnnd alle besitzung der
zeittlichen gütter durch niemandt anders beschehen soll, Dan12 durch die ordenli-
n) davor am linken Rand von anderer Hand m roter Tinte: Exemplum Arcadn et Honorn: b.
o) —o) von anderer Hand mit roter Tinte unterstrichen; davor am linken Rand von derselben
Hand m roter Tinte: dis. 8. c. quo mre: b.
1. Zum Verhältms zwischen weltlicher und geisthcher Obrigkeit bei Bucer vgl. Backus, Bucer’s
View, S. 97-99.
2. Vgl. oben S.49, Anm. 11.
3. sc. m den Novellen; vgl. oben S.41, Anm. 7.
4. Vgl. etwa Cod. Just. 1,3,19 (ClCiv II, S.20); Nov. 6 (ClCiv III, S.35-48); Nov. 123,1h und
12-14 (ClCiv III, S. 594h und 604h).
5. Androhung.
6. Vgl. oben S. 64, Anm. 7.
7. oströmischer Kaiser von 383 bis 408.
8. weströmischer Kaiser von 393 bis 423.
9. Augustin, In Ioannis Evangehum Tractatus 124,6,26; PL 35, Sp.1437; CChr.SL 36, S.66,3 —
67,8; aufgenommen in: Decr. Grat. I, Dist. 8, c. 1 (Friedberg I, Sp. 13).
10. wodurch.
11. »Noh dicere: Quid mihi et regi? Quid tibi ergo et possessiom? Per iura regum possidentur
possessiones. Dixisti: Quid mihi et regi? Noh dicere possessiones tuas, quia ad ipsa iura humana
renuntiasti, quibus possidentur possessiones«; hierzu vgl. auch BOL 3, S. 16.
12. als.