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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0077
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2. DAS BEDENCKEN VONN KERCHENNGUTERENN

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sagt, das bey fürstenn vnnd inn Stetten der keyserlich vnnd recht ordenlich oberge-
walt vnd regierung ist.
Es ist auch in dem allweg1 zumercken, das die bosheyt zuschützenn vberal2 kein
recht noch privilegiumc vonn yemandt gegeben werdenn mage, C. Si contra ius vel
util., L. omnes3 et Consti. 314 5. Auch ist offenbar, das alle exemption, den kirchenn
dienerenn verlühen, darumb verluhen worden ist, das sie am kirchen dienst nit ver-
hinderet vnnd die mengel besser vnnd scherffer dann durch die gemeinen richter ge-
straffet würden, Vnnd gar nicht, das denen allein on alle straff gepüren solte arges
zuthun, die sich wider alles arges vff das einferigst setzenn vnnd fechten sollen. Dar-
umb hat auch der keyser Justinianus das gericht inn fpeinlichen sachenr/ vber alle
kirchenn diener seinen richteren vorbehalten, Constfitutione] 83^, I 23v / 140 I C. de
Episcopis et clericis, 1. Generaliter6: da ercläret der keyser die vrsachen aller freihei-
ten vnnd exemptionen, die den geystlichen gepuren mögen, vnnd setzet also: »Doch
so wollen vnnd setzen wir, das diejenigen kirchenn diener vnd mönich solche genad
vnd guthat haben (redet von freyheyten), die bey den heiligen kirchenn oder clöste-
ren bleibenn, nit daraffter schweiffen, die auch jnn göttlichem dienst nit träg sind,
Dieweyl wir jnen darumb dise guthat bewisen vnnd nachgeben, vff das sie alles an-
ders verlaßen vnnd dem dienst des allmechtigen anhangen vnnd obligen, Vnnd die
wöllen vnnd setzen wir, das es nit allein jn dem alten Rom oder in diser koniglichenn
Stat, sonder jn allem Land, wa man den christlichen namen hat, also gehalten wer-
denn solle«7 8. Dis sind die wort des keysers Justinianj. Ein mal hat niemandt in der
kirchen gewalt zu zerstoren, sonder allein zu beßeren, 2. Corint. io[8] et 13[10].
Es muße ja auch yemand sein, der der kirchen Christi zu jrem recht helffe. Nun hat
sie kein recht mer bey den genanten geistlichen, wie Papst Adrian selb bekennetg8,
sie sind alle verderbt, vom Papst an bis vff die sigeristen. Wolle man sich des gottlo-
sen wesens gemeiner pfaffen bey den Bischöffen beclagen, so ists bei den I 2jr / 141 I
e) von anderer Hand mit roter Tinte imterstrichen; davor am linken Rand von derselben Hand
m roter Tinte: Privilegia: b.
£)-f) Criminalib[us] bede burgerlichen vnd peinhchen: a.
g) davor am linken Rand von anderer Hand m roter Tinte: Testim[omum] Adnam Papae: b.

1. immer, für alle Fälle.
2. überhaupt.
3. Cod. Just. 1,22,6 (ClCiv II, S. 75 f.).
4. Nov. 31 (ClCiv III, S. 23 5—239) kann unmöglich gemeint sein; hier liegt wohl ein Schreibfeh-
ler vor, den Bucer bei der Uberarbeitung seines Gutachtens übersah und der von der gesamten
Uberheferung übernommen wurde; unmittelbar relevant dagegen lst Nov. 51 (ClCiv III, S.295 f.).
5. Nov. 83,2 (ClCiv III, S.410); vgl. auch oben S.72, Anm. 5.
6. Cod. Just. 1,3,51 (ClCiv II, S. 34f.).
7. ClCivII, S.35.
8. Bucer bezieht sich auf die Instruktion, die Papst Hadrian VI. bei der Sitzung des 2. Reichsta-
ges zu Nürnberg am 3-Januar 1523 vom Nuntius Francesco Chieregati verlesen heß (RTA 3,
S.397,14-18); vgl. unten S. 117,5-7, S.365,27 sowie BDS 9,1, S. 136,13-16 und 137,15-18 mit
Anm. 100; vgl. auch TRE 28, S. 459,20-29.
 
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