Martin Bucers Deutsche Schriften

3. STRASSBURGER BEDENKEN IN RELIGIONSSACHEN

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Das aber die alten waren Canones dis auch vermogenn, hat man aus dem woll zuuer-
nehmen, das wir haben distinc. 8 Co. Quo iure1, Q. 1 Co. si tributum2, Co. Ma-
gnum3 et 16. q.c. generaliter4 et 23. q. 8. C. convenior5, tributum6, jnn welchen
orten7 wir haben, das die kirchen alle aussere besitzung durch den eusseren gewalt
haben, vnnd wie der her sich selb der eusseren oberkeit vnderworffen hatt, das sich
deren alle Cristen, wie hoch vnd geistlich sie sind, auch vnderwerffen sollenn vnnd
von dem, das sie eusserlich besitzen, Tribut gebenn.
Vnnd weil sich die hernn wedter8 so ondertheniglich der oberkeit jn der leibli-
chen steuer vnderworffen haben, moge daran niemandt zweiueln, das sie sich denen
auch in allen gotseligen, guten ordenungen, gebotten vnnd verpottenn vnnd straf
des argens nit entzogen habenn, Wie sie dann auch die oberkeiten widder die, die
sich sonst zum guten nicht zuchtigen lassenn, erkennet, haben anzuruffenn sein,
vnnd selb auch angeruffet haben, alls wirs 23. q. }9, Item 23. q. 50. princeps10 et c.
de liguribfus]11 vnnd an andern ortten mher habenn.
Die jungern Babst habenn woll sich vnnd die jren allen gerichtszwang der gemeinen
oberkeitenn entzogenn, Wie sie sich dan jn allen andern dingen, Auch dem wort
christi entzogen vnnd entgegen gesetzt habenn, vnnd solle aber mher gelten, was die
hfeiligen] vetter Ambrosius12, Crysostomus13, Augustinüs14, Gregorius15 vnnd
dergleichen jn dem vnd andern als das kirchen recht gehalten 12o6r I vnnd geleret ha-
benn, Welche alle nach dem wort gots leren, das niemandt, der vnrecht thut, der
straffe [der] oberkeit frey sey oder den guten gebothen vnnd verbotten der oberkei-
ten nit gehorsamen solte. Die geistlichen sollen die oberen zür straffe des argen er-
mahnen, Wann sie daran seumig sindt - vnnd sie solten allein freihet habenn, one
straf vbell vnd ergerlich zuleben?

1. Decr. Grat. I, Dist. 8, c. 1 (Friedberg I, Sp. nf.).
2. Decr. Grat. II, C. 11, qu. 1, c. 27 (Friedberg I, Sp. 634); vgl. oben S. 83,3.
3. Decr. Grat. II, C. 11, qu. 1, c. 28 (Friedberg I, Sp.634).
4. Decr. Grat. II, C. 16, qu. 1, c. 40 (Friedberg I, Sp.772f.).
5. Decr. Grat. II, C. 3, qu. 8, c. 21 (Friedberg I, Sp.959-961).
6. Decr. Grat. II, C. 3, qu. 8, c. 22 (Friedberg I, Sp. 961-962).
7. Textstellen m einer Scbrift; Grimrn 13 (= VII), Sp. 1359.
8. sc. wieder; vgl. Grimm 29 (= XIV,1,2), Sp. 867h; denkbar lst auch »weiter«.
9. Decr. Grat. II, C. 23, qu. 3 (Friedberg I, Sp. 895-898).
10. Decr. Grat. II, C. 23, qu. 5, c. 20 (Friedberg I, Sp.936f.).
11. Decr. Grat. II, C. 23, qu. 5, c. 43 (Friedberg I, Sp.943).
12. Vgl. etwa Ambrosius, Epistola 17; PL 16, Sp. 961-966.
13. Vgl. oben S. 85, Anm. 4.
14. Vgl. etwa Augustin, De civitate Dei 19,17; PL 41, Sp.645f.; CSEL 40/1, S.402-405. Mögli-
cherweise denkt Bucer auch an Augustins >Epistola ad comitem Bomfacium< (Epistola 185; CSEL
57, S. 1—44); für die von Wolfgang Musculus besorgte deutsche Ubersetzung dieses Werkes (>Vom
Ampt der oberkait<) verfaßte Bucer 1535 ein Vorwort (Edition in: BDS 6,2, S. 27-38).
15. Vgl. etwa Gregor der Große, Epistolarum Registri Liber 3, Epistola 65; PL 77, Sp. 662—665;
CChr.SL 140 (hier Epistola 61), S. 209-211; MGH Ep. 1 (hier Epistola 61), S. 219-222.