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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0094
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3. SONDERGUTACHTEN FUR DEN EISENACHER BUNDESTAG

Cristlichen thün vnd wesen komen mogenn, zu weitherüng des Reichs Christi vnnd
zu allen kinderen gots nach der ordnung, die wir doch in allen alten kirchen Regulen
vnd gebreuchen schon1 vnnd herlich vorgemahlet vnnd aufs strengist gebothen ha-
benn. I 2o8r I
Were villeicht also Keiserlicher Ma[jes]t[ä]t dieser wege vorzuschlagenn, denen kir-
chen widder zu helffen, das sie jre nothwendige dienst vnnd dabei auch den recht
Cristlichen brauch vnd weis des jhenigen, so jnen von allem rechten zustehet vnnd
durch nemandt in einigen2 weg zuentfrembden jst, bekomhmen mochtenn.
Erstlich, das jre Ma[jes]t[ä]t verhelffen wolte, das der kirchen dinst vonn der welt-
lichen vnnd furstlichen Regierung gesündert würde, dann diese zwey Empter zu-
malh vonn Niemandt mogen Recht versehen werdenn, wie das nit allein das gots
wort3, alle Canones4 vnnd keiserliche gesetz5, Sonder auch die natturliche ver-
nunft6 genugsam ausweiset.
Dann solle einer nhnur ein schülteissen Ampt in einem dorf recht versehen, würdt
jme nit muglich sein, der seelsorg darbei Allein auch jm selbigen dorf nach notturft
vnnd recht Cristlich zuüersehenn. Keiner werdt je so gelert, geschickt vnd heilig,
der der einigen7 seelsorge auch in der geringsten kirchen hette genugthun mogenn,
Wann er sich gleich aller anderer gescheften entschlagen hette. Derhalbenn jst vonn
anfang der kirchenn das auf das ernstlichst versehenn, das die Bischoue I 2o8v I vnnd
priester sich so gar aller ausseren gescheften entschlagen sollenn, das sie nit ein wit-
wen oder weisenn voigtei auf sich zu nehmen gewalt haben sollenn8.
Zun zeitten des heiligen Marteres9 Cipriani10 jst in einem Concilii11 gesetzt wor-
denn, Wo einer allein die voigtei seiner weislin einem priester beuehle, das man das
gedechtnus nit solte halten jn der gemeind gottes, so er verschiede wie der anderen
Christen, darumb, das er dem herren seinen diener hette von kirchen dinst zu seinen
leiplichen gescheften abziehen wollenn12, dis wurt distinct. 88 darumb angezogen13,
das man daraus sehen solle, Wie die kirchen diener sich so gar aller weltlicher ge-
scheft entschutten14 sollenn, damit sie der seelsorge alleine auswartten.
1. schön.
2. irgendeinen.
3. Bucer denkt wohl an I Tim 3,1—13 und Tit 1,5—9, die freilich keine ausdrückhchen Hinweise
m diesem Sinne enthalten.
4. Vgl. Decr. Grat. I, Dist. 88 £. (Friedberg I, Sp. 306-313).
5. Vgl. Cod. Just. 1,3,51 (ClCiv II, S. 34h) und Nov. 123,5 £. (ClCiv III, S. 599h).
6. Vgl. oben S. 85, Anm. 5.
7. der allein der, der einzig der.
8. Vgl. hierzu unten S.457,8-10 sowie BOL 3, S. 88f.
9. Märtyrers.
10. Cyprian, Bischof von Karthago von etwa 248 bis zu seinem Märtyrertod 258.
11. das Konzil von Karthago imjahre 255 oder 256; vgl. BDS 9,1, S. 244-249 und 521.
12. Cyprian, Epistola 1,2; PL 4, Sp.399; CSEL 3/2, S.466L; CChr.SL 3B, S.4,38-45; aufgenom-
men in: Decr. Grat. I, Dist. 88, c. 14 (Friedberg I, Sp. 310).
13. Vgl. Decr. Grat. I, Dist. 88, c. 14 (Friedberg I, Sp.310).
14. losschütten, entäußern.
 
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