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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0128
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4. REPLIK AUF HEINRICH VON BRAUNSCHWEIG-WOLFENBUTTEL

dienen, zuurlaubenk, als die Kirchen frey sindt vnd recht habenn, jre diener, wan die
nit recht vnnd trewlich dienen, vonn jrem dienst zuuerstossen.' Dan was rechtens der
heilig Paulus der Kirchenn zuw Corintho zugeschriebenn, das selbige recht habenn
alle Kirchenn, Daß nemlich alles jre ist, Es seye Paulus, Appollo, Cephaß, die welt etc.,
Sie aber Christivnnd Christus gottes, 1. cor. 3 [21-23]. Derhalbenn wayll1 die Kirchen
ein freye wall jrer diener habenn vnnd sie keiner diener, sonder die diener jre sindt, wie
sie Christi, So habenn sich auch keine diener einigerposseß jn jrem dienst widder die
Kirchenn zurhumen, wan gleich soliche ware diener vnnd nit schädliche verbannte
feinde der Kirchenn werenn, wie leyder alle die sindt, deren sich vnnsere Kirchen als
der I 2jir I knechtenn des Bapsts vnnd nit diener Christi entschlagenn habenn. Der-
halbenn der heilig Augustinus contra Cresconium geschriebenn, li. 2, C. 11: »Wir
seint nitm Bischoue vonn vnnsernt wegenn, sonder von wegen derenn, welchenn wir
das wort vnnd die sacramenten des herrenn auspenden. Derohalbenn sollenn wir,
demnach sich die notturfft1 zutregt, dieselbigen one anstoß zu regirenn sein oder
nit sein, Daß wir nit vmb vnnser sonder ander willenn sein«2.
Darumb es warlich zuerbarmen, daß es dahin khomenn, daß die jhenigen11, wel-
che° keine Kirchenp Christi jm dienst der Kirchenn gedulden mogen, vber die Kir-
chenn christi, die sie aus dem gebott christi getrungen lassen vnnd jnen diener nach
dem beuelch jres herrenn setzenn mussen, schreien sollenn, Man entsetze sie des
jrenn, man spoliere3 sie etc., gleichsam weren sie der Kirchenn herrenn vnnd we-
renn die lieben Kirchen jre eigenn. Oder were jnn allen Kirchenn je erhort, daß sie
jemant ein Benefitium anders dann propter offitium4 gebenn, nemlich denen, die
nicht darbenn? Wan sie doch lauter petri vnnd pauli werenn, So weren sie noch der
Kirchen vnnd nit die Kirchenn jre, werenn der Kirchenn diener vnnd nicht herren
vnnd hettenn sie die Kirchenn zur besserung zuuerloßenn oder zubehalten abe[r]
oder jnzusetzenn, vnnd nit sie die Kirchenn. Nuhn sindt aber leider dieße Leuthe
die ergestenn verderber der Kirchenn an seel, ehr, leib vnd gut vnnd halten vnnd
misprauchenn, »per apertum etq ingens sacrilegium«, ‘12 q. 2 C. Indigne'5, was sie
k) über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
l) über der Zeile nachgetragen für gestr.: weill.
m) vom linken Rand eingewiesen.
n) danach gestr.: so.
o) danach gestr.: habenn.
p) vom linken Rand eingewiesen.
q) über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
r) —r) vom linken Rand eingewiesen.
1. Notwendigkeit.
2. Augustin, Contra Cresconium 2,11; PL 43, Sp.474; CSEL 52, S. 371. Bucer zitiert diese Stelle
bereits 1533 in seinem Werk >Furbereytung zum Concilio< (vgl. BDS 5, S.299,26—30); vgl. auch
oben S. 63,2—6.
3. plündert.
4. Diesen Grundsatz betont Bucer zusammen mit anderen Reformatoren erneut m einem Gut-
achten vom 9. März 1540; vgl. BDS 9,1, S. 85,6, Liber Sextus, lib. 1, tit. 3, c. 15 (Friedberg II, Sp.943)
und Ocker; Church Robbers, S. 167L
5. Decr. Grat. II, C. 12, qu. 2, c. 21 (Friedberg I, Sp. 693 f.); dort ist allerdings folgender Wortlaut
zu lesen: »Valde enim miquum et mgens sacrilegium ...« (Sp.693); vgl. auch BDS 7, S.487,26.
 
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