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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0141
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4. DIE FURSTLICHE SCHRIFT

137

vnderthan vnd gehorsam gehalten vnd sich kainer Exemption nie geruhmet. Man
lese allain, wie Papst Gregorius an den Kayser Mauricium geschrieben habe1.
Aber was darff es red, were es doch wider alles Naturlich recht2, das iemand zum
hochsten onrechten vnd verderben der Kirchen Christi solte gefreyet vnd von ver-
dienter straffen, die Gott so ernnstlich gebotten hatt Deut. 13[1—15?], eximiert sein.
Zum guten haben die Christlichen Kayser die clericen ettwas gefreyt vnd den ge-
mainen Gerichten mit vorgesetzter mas entzogen. Von sgehorsame abers der ober-
kait1 vnd verdienten straffen haben Sie die nieu entzogen oder Eximieret. 12jyr I Man
besehe die vor anzogne ort3 aus den Kayserlichen gesetzen.
Aus disem folget Nun, das ein Erbar R[at] mit kainen guten Eeren, wie der F[ürst]
meinet, die zwen vermainten Priester4 hette mogen on abgehalten lassen von dem
verfueren vnd verergern5 jnn seiner Kirchen vnd bey seinen burgern, Sonnder ist
von wegen Gottes gesatz, der Canonum vnd legum schuldig gewesen, jnen das zu
wehren Vnd der Vbertrettung zustraffen, Wie wol ain E[hrbarer] R[at] vil mildter
gethan, dann sie verdient hetten, weil er dieselben vermainten Priester nit der stadt
aller dingen, sonnder allain der stadt ausser der Freiheit6 veiwisen hatt.
Numero 9V will der furst, das Argument sie7 nit gut, Ein E[hrbarer] R[at] schutzet
die Priester vnd bewart sie mit Thoren vnd nageln, ergo erw hattx auch gewalt, Ober-
keit vnd jurisdiction vber sie, dann es offt komet, das einer jnn eins anndern territo-
rio wohne vnd demselbigen doch I 2 jyv I nit vnderworffen sey.
Hierzu sagen wir erstlich: welche bey ainer gemain wohnen vnd derselbigen ge-
maine güter niessen wollen, wie den Pfaffen vor anndern gegnnet8 wurdet, die
s) —s) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen.
t) danach von Bucer gestr.: aber.
u) von Bucer über der Zeile nachgetragen für gestr.: jne.
v) davor am linken Rand: Nu[mer]o 9.
w) von Bucer am Zeilenende nachgetragen.
x) danach von Bucer gestr.: er.

1. Vgl. etwa Gregor der Große, Epistolarum Registri Liber 5, Epistola 20; PL 77, Sp. 744—748;
CChr.SL 140, S. 308-311 (hier Epistola 37); MGH Ep. 1, S. 320-322 (hier Epistola 37) und ders.,
Epistolarum Registri Liber 6, Epistola 65; PL 77, Sp. 848 f.; CChr.SL 140, S. 439f. (hier Epistola 64).
Vgl. unten S. 321,8-323,1 und S.413,1h sowie Bucers detaillierte Ausführungen in >Furbereytung
zum Concilio<, BDS 5, S.337,10-338,11, in seinem Werk >Dialogi oder Gesprech<, BDS 6,2,
S. 102,36-105,21 und im Leipziger Reformationsentwurf, BDS 9,1, S. 50, Anm. 132.
2. Vgl. oben S. 115, Anm. 11.
3. Stellen.
4. Zu diesen vom Braunschweiger Rat ausgewiesenen altgläubigen Pnestern vgl. oben S. 127,15
und Spieß, Geschichte der Stadt Braunschweig, S. 72.
5. Verführen, Irreführen.
6. Möghcherweise gemeint lst die Burgfreiheit, d. h. das Gebiet 1m Herzen der Stadt um die Burg
Dankwarderode, das sich zu einer Enklave des alten Glaubens und zu einem Zentrum der Opposi-
tion zum Rat entwickelt hatte (Spieß, Geschichte der Stadt Braunschweig, S. 72; vgl. auch Haber-
kern/'Wallach 2, S. 588h).
7. sei.
8. widerfahren, begegnet.
 
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