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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0167
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5. GOTT HAT UNS ERWECKT

1*3

Wiewol nhun ander fursten vnnd potentaten von kirchen guthern zu iren ge-
schefften getzogen vnnd nit alleine gegen dem Turcken, sunder auch in ander krie-
gen vnnd gemeinen obliggen, ist vnuerborgen.
In Hispania, da dem Konnig Ferdinand1, Key[serliche]r Ma[iestä]t anher2, die
krieg gegen den Sarracenen vberlegen3, hat er merckliche grose gefelle4 von kir-
chen guthern geordnet vff etliche Rittersorden5, die er angerichtet zu guth seinem
Konnigkreich, 1339* I weliche orden auch noch pleiben vnnd, so nit kreig6 seint, in
andern konniglichen geschefften gebraucht werden, wie man das an Key[serliche]r
Ma[iestä]t houe7 sicht, bei welicher die furnembsten diener von diesen newen or-
den seint vnnd daher merckliche grose einkommens iarlich haben vnnd niessen, wie
an Her Frantzen von Cauesv8 etc., Item herrw Niclausen von Granweil9, dem her-
ren von Newkirchen10 vnnd ieder andern von menniglich11 gesehen wirt.
v) Cleues: b.
w) mit b und c konj. fiir wohl fälschlich: Ehr: a.
1. Ferdinand V. >der Katholische<, Kömg von Kastilien (reg. 1474—1516) und von Aragon (als
Ferdinand II., reg. 1479-1516).
2. Ferdinands Tochter Johanna die Wahnsinmge (Kömgin von Kastilien 1504—1516) war die
Mutter Karls V.
3. Gemeint lst Ferdinands ab 1482 begonnene, 1492 vollendete Rückoberung des Emirats von
Granada, der letzten Enklave arabischer Herrschaft auf der iberischen Halbinsel.
4. Einkünfte.
5. Hier vermischt wohl Bucer diejemge Zeit der Reconquista (11.—13. Jahrhundert), m der die
spanischen Könige die Ritterorden mit großen Ländereien belohnten, mit der abschließenden, nur
ein Jahrzehnt dauernden Wiedereroberung Granadas, für die eine solche Vorgehensweise nicht ty-
pisch war; diesen Fehler wiederholt der Straßburger später in >Von Kirchengütern< (vgl. unten
S. 438,8—12), m dem er Vorgänge, die eindeutig m das 12. Jahrhundert zu datieren sind, wie die
Gründung der spanischen Ritterorden von Alcäntara und Calatrava, in die letzten Jahrzehnte des
15. Jahrhunderts verlagert. Womöghch verwechselt er König Ferdinand III. von Kastilien (reg.
1217—1252) mit dem obengenannten Ferdinand V.
6. Kneg.
7. Hof.
8. Francisco de los Cobos y Molina, geb. zwischen 1475 uncl gest* 1557- Seit 1516 persönli-
cher Vertrauter und Sekretär Karls V., wurde er ab etwa 1529 in der Nachfolge Jean Lalemands und
Mercurino Gattinaras zum führenden Berater und zum Staatssekretär des habsburgischen Monar-
chen; 1519 trat er dem Jacobusorden (Orden de Santiago) bei; 1529 übernahm er innerhalb dessel-
ben die Großkomturei Leön; zu ihm vgl. Ausstellungskatalog Karl V., S. 167; Brandi, Kaiser Karl V.,
S. 163, 241 f. und passim; Lenz I, S. 151 f.
9. Nicolas Perrenot de Granvelle (Nikolaus Granvella), geb. um 1484/85, gest. 1550, Staatsrat
Kaiser Karls V. seit 1524 und später einflußreicher Pohtiker m habsburgischen Diensten (vgl.
Schneider, Granvelle, Sp. 1250 und Dooley, Granville); Eigentümer des Landgebiets von Granvelle
m der Freigrafschaft Burgund (vgl. MBW, Bd. 12, S. 172); 1m Zuge der Rehgionsgespräche von Ha-
genau und Worms sollte Bucer später engen Kontakt mit lhm unterhalten (vgl. Greschat, Bucer,
S. 184-189; BDS 9,1, S. 323-326; BDS 9,2, S. 15 und passim).
10. Dieser Ort konnte mcht identifiziert werden. Möghcherweise schreibt Bucer Nikolaus
Granvella die Herrschaft über das Kirchengut Neuenkirchen 1m Hochstift Osnabrück (vgl. Großer
Historischer Weltatlas, S. 68, Karte b, Ci, 2/10; dort als »Kirchengut mit fremder Vogtei und Besitz
welthcher Herren« bezeichnet) zu.
11. jedem, jedermann.
 
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