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6. GUTACHTEN ZUM IUS REFORMANDI DER REICHSSTÄDTE
widtwen versamlungen gehalten worden; soliche Closter priester aber seint von iren
Clostern vnderhalten worden.
Zum dritten, als die Monch wieder die heiligen Canones vnnd ir herkommen sich
von der handt arbeit, zu singen, lesen vnnd priesterlichen diensten gewandt, haben
etliche Konnige vnnd Keyser viel solicher Kloster gestifftet, derhalben, das in den
Clostern etwas zuchtiger vnnd ordentlicher gelebt ward.
Doch haben die fursten in Stifftung vnnd begabung solicher Closter fast die pfar-
ren beraubt, dann sie die selbigen sampt iren zehenden1 vnnd gefellen2 I j66r I den
Clostern eingeleibt3 haben.
Zum vierden seint diessen alten Monchen newe orden nachkommen, die sich zum
teil gleich im anfang zu singen vnnd lesen begeben haben, zum teil als sie zum predi-
gen verordnet, wie der prediger- vnnd barfusser orden4, nach dem die recht eiffri-
gen abgestorben seint. Dermassen ists auch zugangen mit den frawen Clostern.
Wie mannicherlei vnderschiedt aber aller kirchen vnnd kloster sein muge, so ists das
vnbeweglich recht der kirchen, in gottes wort gegrundet vnnd in den Canonibus
vnnd Keyserlichen gesetzen filfaltig dargeben, das alles kirchen guth allein zu erhal-
ten den dienst der sehlsorge, vorsehung5 der durfftigen vnnd vnderhaltung der
tempel vnnd was instrument die Religion erfordert, gebraucht werden solle, vnnd
was vber das ist, das solichs zu gemeiner noturfft trewlich behalten vnnd angelecht
werde.
Item, das keinem, er sei wie geistlich er wolle, etwas vom kirchen guth gegeben
werde vmb seins besundern betens, singens, fastens vnnd anderer geistlichen vbun-
gen willen, darumb den Closterleuten vffgelecht, das sie irer eigen arbeit geleben
sollen, deiwegen die Cistertzer6, als sie ire reformacion furnhamen Anno 1107, ha-
ben \ j66v I sie alle zehendt vnnd kirchenguther von sich geben vnnd bekennet, das
sie soliches auß den heiligen Canonibus zuthun schuldig gewesen seint7.
Alleine die8 den kirchen dienen am wort, Sacramenten, Christlicher zucht vnnd
versehung der armen oder durch ire eigen arbeit oder ehrliche vnnd nutzliche dienst
vnnd hendel, die sie dem nechsten leisten oder treiben, oder ire narung nit haben
1. Zehnten.
2. Einkünften, fälligen Abgaben.
3. sc. inkorporiert; bierzu vgl. Haberkern/Wallach, S. 304.
4. sc. die monastischen Orden der Domimkaner (1215—1217 entstanden) und Franziskaner
(1223 von Papst Honorius III. bestätigt); zu Bucers eigener dominikanischen Vergangenheit vgl.
Greschat, Bucer, S. 25—31 und 36—46 sowie ders., Martin Bucer als Dominikanermönch.
5. Versehung.
6. Zisterzienser; vgl. oben S. 168, Anm.9.
7. Sigeberti Gemblacensis Chromca cum continuationibus. Auctanum Mortui Maris; MGH
Scriptores 6, S.464,8-55, bes. den Abschnitt 464,33-46 (= PL 160, Sp. 392-394, bes. Sp.393). Vgl.
auch oben S. 168,20-23 un<^ tinten S. 352,3-353,5.
8. Allein diejemgen, die.
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6. GUTACHTEN ZUM IUS REFORMANDI DER REICHSSTÄDTE
widtwen versamlungen gehalten worden; soliche Closter priester aber seint von iren
Clostern vnderhalten worden.
Zum dritten, als die Monch wieder die heiligen Canones vnnd ir herkommen sich
von der handt arbeit, zu singen, lesen vnnd priesterlichen diensten gewandt, haben
etliche Konnige vnnd Keyser viel solicher Kloster gestifftet, derhalben, das in den
Clostern etwas zuchtiger vnnd ordentlicher gelebt ward.
Doch haben die fursten in Stifftung vnnd begabung solicher Closter fast die pfar-
ren beraubt, dann sie die selbigen sampt iren zehenden1 vnnd gefellen2 I j66r I den
Clostern eingeleibt3 haben.
Zum vierden seint diessen alten Monchen newe orden nachkommen, die sich zum
teil gleich im anfang zu singen vnnd lesen begeben haben, zum teil als sie zum predi-
gen verordnet, wie der prediger- vnnd barfusser orden4, nach dem die recht eiffri-
gen abgestorben seint. Dermassen ists auch zugangen mit den frawen Clostern.
Wie mannicherlei vnderschiedt aber aller kirchen vnnd kloster sein muge, so ists das
vnbeweglich recht der kirchen, in gottes wort gegrundet vnnd in den Canonibus
vnnd Keyserlichen gesetzen filfaltig dargeben, das alles kirchen guth allein zu erhal-
ten den dienst der sehlsorge, vorsehung5 der durfftigen vnnd vnderhaltung der
tempel vnnd was instrument die Religion erfordert, gebraucht werden solle, vnnd
was vber das ist, das solichs zu gemeiner noturfft trewlich behalten vnnd angelecht
werde.
Item, das keinem, er sei wie geistlich er wolle, etwas vom kirchen guth gegeben
werde vmb seins besundern betens, singens, fastens vnnd anderer geistlichen vbun-
gen willen, darumb den Closterleuten vffgelecht, das sie irer eigen arbeit geleben
sollen, deiwegen die Cistertzer6, als sie ire reformacion furnhamen Anno 1107, ha-
ben \ j66v I sie alle zehendt vnnd kirchenguther von sich geben vnnd bekennet, das
sie soliches auß den heiligen Canonibus zuthun schuldig gewesen seint7.
Alleine die8 den kirchen dienen am wort, Sacramenten, Christlicher zucht vnnd
versehung der armen oder durch ire eigen arbeit oder ehrliche vnnd nutzliche dienst
vnnd hendel, die sie dem nechsten leisten oder treiben, oder ire narung nit haben
1. Zehnten.
2. Einkünften, fälligen Abgaben.
3. sc. inkorporiert; bierzu vgl. Haberkern/Wallach, S. 304.
4. sc. die monastischen Orden der Domimkaner (1215—1217 entstanden) und Franziskaner
(1223 von Papst Honorius III. bestätigt); zu Bucers eigener dominikanischen Vergangenheit vgl.
Greschat, Bucer, S. 25—31 und 36—46 sowie ders., Martin Bucer als Dominikanermönch.
5. Versehung.
6. Zisterzienser; vgl. oben S. 168, Anm.9.
7. Sigeberti Gemblacensis Chromca cum continuationibus. Auctanum Mortui Maris; MGH
Scriptores 6, S.464,8-55, bes. den Abschnitt 464,33-46 (= PL 160, Sp. 392-394, bes. Sp.393). Vgl.
auch oben S. 168,20-23 un<^ tinten S. 352,3-353,5.
8. Allein diejemgen, die.
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