Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0211
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6. OB DIE FREIEN UND REICHSSTÄDTE

2°7

Das dann furgeworffen wirdt, die keyser haben die Bischoffliche Stifft vnnd ho-
here Stifft erstlich vffgericht vnnd begabet, Dieß mag auch nit pringen, das man dar-
umb die kirchen an iren rechten versaumen1 sollte, Dann was die keyser in soli-
chem angerichtet vnnd geben haben, das haben sie den kirchen Christi I J7JV I zu
guth vnnd nit zu schaden angerichtet vnnd gegeben.
Wiewol deren Stifft auch nicht viel seint, weliche die keyser von dem iren ange-
richtet hetten, die Bischofflichen kirchen am Rein seint eher gewesen2 dann die
Deutschen Keyser, welicher stifftung vnnd Begabung gerhumt werden3. So seint
die Sechsischen kirchen erstlich den mherenteil durch begabung frommer leute an-
gerichtet worden.
Dem sei aber wie ihm wolle, wen es gleich alles von den keysern angefangen vnnd
sie alles kirchen guth geben hetten, so vermag doch das kirchen- vnnd der keyser
selbst recht, das solichs den kirchen auch pleibe vnnd ihnen als ein gots gabe zum
Reich Christi dienen solle vnnd nirgent ihnen schaden: es ist alles der kirchen vnd sie
Christi4.
So hat man auch in den Canonibus5 vnnd key[serliche]n recht de iure Patrona-
rum, das die selbigen, wen sie gleich allein von dem iren die kirchen vnnd alle ire
vorsehung geben vnnd Stifften, das noch dennocht die verordenten diener zu soli-
chen kirchen, in der ordentlichen zucht der Bischoffen sein sollen, vnnd die Patro-
nen nicht mher haben die selbigen ires gefallens zusetzen I y/6r I oder zuentsetzen
noch auch die guther wieder zuuerendern, sunder beide6 die diener vnnd guther
sollen in eigenthumb vnnd verwaltung der kirchen stehen, wie das in den Canoni-
bus7 vorsehen8. Alleine hat man den Patronen zugeben, solicher irer Stifftungen
diener dem Bischofflichen examini zu presentiren vnnd wen die Patronen oder ire
kinder verarmet werden, das man sie von iren Stifftungen erhalten solle; weiter er-
strecket sich das ius patronatus nicht. Derhalben, wen gleich war were, das nicht ist,
das die keyser die Bischofflichen kirchen von dem iren allein gestifftet hetten, so
hetten sie doch die selbigen nicht wiederumb zuuerendern noch deren diener der
kirchen zuentziehen oder sie wieder die kirchen zufreien.
Das9 dann von den furstenthumben furgeben wirt, sagen wir, das es ein schwerer

1. hemmen, hindern.
2. Basel wurde 1m 7. Jahrhundert Bischofssitz; Straßburgs erster erwähnter Bischof wird auf das
Jahr 343 datiert; das Bistum Worms ist seit 614 bezeugt; die Bistümer Mainz und Köln gehen auf das
4. Jahrhundert zurück.
3. Vgl. etwa die Gründung des Magdeburger Erzbistums im Jahre 967 durch Kaiser Otto I. d.Gr.
(reg. 936-973).
4. Vgl. I Kor 3,22-23.
5. Vgl. unten Anm. 7.
6. beide ... vnnd: sowohl... als auch.
7. Vgl. Decr. Grat. II, C. 16, qu. 7, c. 10-29 (Friedberg I, Sp. 803-808) und Liber Extra, lib. 3, tit.
38, c. 4, 9, 10-13, 15—17? 21 und 23 (Friedberg II, Sp.610, 612-617).
8. versehen ist.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften