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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0265
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8. EIN KURZER BERICHT

261
ordneten kirchen auch dazu, das sie, wie vorgesagt, wo sie schon keyn gemeyn kir-
chen guth haben, freywillig zusamen tragen vnd selbst yhnen1 eyn freyhe scha-
tzunge2 (als der lieb marter Tertulianus vor 1300 jarn3 geschrieben hat4, ja wie er
der Hfeilige] Geist bey der Apostel kirchen gleich jm anfang geleret vnd gevbet hat
Acto. 4(32-37]) vff sich legen, dadurch allen durfftigen bey yhnen geholffen werde
vnd vber all nyemants keynen5 mangel leyde. Ja, sie strecken jre milte hende auch
den vnglaubigen dar6, dann sie wie jr himlischer vater gutig seyn wollen, das sie
auch den bosen guts beweißen7, doch sie damit zu gutem anzureitzen, nit jmm ar-
gen zu stercken.
Wo sie dann zuvor eyn kirchen guth haben, versehen sie das von dem selbigen vnd
dem, so dennoch die frommen Christen teglich dem herren vffopferen, aller not-
torfft jnn gemeyn vnd besonders desto statlicher8 vnd milter rath beschee, I joV
zyo I Vnd das nit alleyn in der letzten not, wie an1 den bettlern, die sich etwa mutwil-
lig durch jre gottloß’ weßen jn soliches darben selbk gefurt haben, sonder noch9
außweisunge der liebe, die wir vnsern brudern als den kindern Gottes vnd mitbru-
dern in Christo schuldig seyn, wilche vermag, das eyn jeder nach seynem thun vnd
wessen gantz fruntlich vnd ehrlich10 gehalten werde: Eynen ehrlich wol herkome-
nen man anders dann11 eynenn von gemeynen vnd liederlichen pobel, Eynen alten
anders dann eynen Jungen, Eynen, der vmb die gemeyn wol verdienet, anders dann
der sie wol verletzet hat. Jn Summa: die waren Christen halten jre mitchristen wie jre
glieder vnd eyn yedenn nach dem stat vnd werck, das er am leib Christi hat12, Thun
wol den schwachen vnd nachgultigen13 gliedern von wegen jrer blodikeit14 etwan
mehr ehr an, dann den starken vnd ehrlichen15, doch1 das sie die starcken vnd herli-
i) über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
j) wohl fälschlich £ür: gottloß.
k) von Bucer über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
l) davor von Bucer am linken Rand notiert: i. cor. 12.
1. sich.
2. freiwilhge Abgabe.
3. Tertullian (geb. um 160, gest. nach 220) schneb sein >Apologeticum< gegen Ende des Jahres
197.
4. Tertullian, Apologeticum 39,5-11; PL 1, Sp.469-472; CSEL 69, S.92,18-93,48; CChr.SL 1,
S. 150,19-151,49.
5. überhaupt memand lrgendeinen.
6. Vgl. etwa Tertullian, Apologeticum 42,8; PL 1, Sp.494; CSEL 69, S. 102,35-37; CChr.SL 1,
S. 157,35—158,36 und Sozomenus, Historia ecclesiastica 5,16; PG 67, Sp. 1262L; vgl. auch unten
S. 454,21 £.
7. Vgl. Mt 5,45.
8. gründlicher.
9. nach.
10. ehrenhaft, angesehen, vornehm.
11. als.
12. Zum Standesdenken Bucers vgl. Moeller, Die Brautwerbung Bucers für Capito, S.318 und
Wolgast, Hochstift und Reformation, S.49 mit Anm. 30.
13. geringen, medrigen, verachteten.
14. Schwachheit, Unvermögen.
15. Vgl. oben Anm. 10.
 
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