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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0526
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522

IO. GUTACHTEN FUR DEN HAMBURGER RAT

tes conservaturos. qQuod ad electionem attinet accedunt ad speciem regiae potesta-
tis, quam Aristoteles eorum scribit esse, quos Aesymnetos1 vocabant2.? I i8iv I De
modo huius custodiae concesso ab imperatoribus, comitibus ac deinde ducibus Hol-
satiae et Stormariae3 videndum est.4 Tamen quantuscunque is modus sit, ut is1 nul-
lum aliud summi imperii opus reipub[licae] aufert aut imminuit, ita nec procuratio-
nem religionis.
Fil sind zu diser zeit wie zu allen zeiten gewesen, welche zum theil vmb jres eigens
nutzes willen, zum theil quod ingenio sunt adeo servili, von keinem rechten oder an-
deren maß der regierung wissen wöllen, dann von dem rechten vnd der massen zure-
gieren der verderbten natur, dauon Plato im Gorgia, das nemlich der schwecher solle
dem sterckeren vndei-worffen sein5.
Die selbigen haben jren herren ein recht gemacht, wa ein gewaltiger vnd richer
Stifft oder closter gewesen, des sie haben konden mechtigs sein, das sie das selbige
haben eingezogen vnd jrem Land vnd Herrschafften eingeleibet vnnd sich zu £der
selbigen1 aduocaten vnd patronen verordnet, wie sie jnen6 auch tutelas et curationes
ditiorum pupillorum et viduarum zueignen, nit zum besten den weisen vnd witwen,
also auch nit den Stifften vnd Clösteren, wie aber officium patroni, tutoris et curato-
ris fordert, sonder zu beforderung jren selb, der gewaltigen nutz vnd herrschafft.
I 182r I
Der gleichen ists auch mit etlichen bistumben ergangen, die nemlich sich des nit
haben eiweren mögen, wa aber die bistumb etwas mochtig, da haben sich die Bi-
schoue selbs zu fursten gemacht, welche so vil macht vnd geschicklicheyt gehapt,
auch über dieu Stett jrer bischoueliche sitze, die anderen doch uber das land, solchen
kirchen zukommen. Das haben jnen die keiser mit der zeyt zum theyl von jrer on-
uermöglicheit wegen, zum theil auch durch list also hindergangen, zu recht ge-

q) —q) von Bucer am Zeilenende und am unteren Seitenrand nachgetragen.
r) von Bucer über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
s) von Bucer korr. aus: mochtig.
t) —t) von Bucer über der Zeile nachgetragen für gestr.: jrem.
u) von Bucer über der Zeile nacbgetragen und eingewiesen.

1. Vgl. unten S. 527, Anm. 12.
2. Vgl. Aristoteles, Politica III,14 (= IX,4-X,2); Bekker, Bd.2, S. 12853-^; Immisch, S. 105,29-
107,33; Aoss, S.98,29-100,33.
3. Stormarn, holsteimsche Landschaft nordösthch von Hamburg.
4. Hamburg unterstand pohtisch dem Grafen (seit der Vereimgung von Schleswig und Holstein
1386 Herzog) von Holstein; seit 1460 waren Dänemark und Schleswig-Holstein tn Personalumon
verbunden (vgl. hierzu Lohse, Hamburg, S. 406). So waren die dämschen Könige Friednch I. (reg.
1523-1533) und Christian III. (reg. 1534-1559) die Landesfürsten Hamburgs während der Refor-
mationszeit (vgl. Postel, Obngkeitsdenken, S. I 8 2 f.; Schwarz Lausten, Church History of Den-
mark, S. 94—120). Freihch hatte Hamburg seit dem Spätmittelalter faktisch Reichsstadtcharakter
(vgl. hierzu Reincke, Hamburgs Aufstieg).
5. Vgl. Platon, Gorgias 483d.
6. sich.
 
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