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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0542
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538

IO. GUTACHTEN FUR DEN HAMBURGER RAT

Primus enim Canon Concilii Chalcedonensis11 sic habet: »Regulasv S[anctorum]
Patrum per singula usque nunc Concilia Constituta proprium robur obtinere decre-
vimus«1. Nota: »per concilia« et »usque nunc«. Justinianus, der keiser, erkennet,
das die Canones im Reich sollen als viel als die keiserlichen gesetz gelten vnd gehal-
ten werden, vnd das die leges nach den Canonibus sollen gerichtet werdenw2.
Da sehe man nun, was zu der zeyt für Canones Ecclesiae seien gehalten worden,
die würt, so viel deren die rechte bestellung vnd verrichtung des kirchen diensts, sein
walhe3, bewerung4 vnnd heiligkeit5 der kirchen diener belanget, befinden, der re-
gel göttlicher schrifft gemäß sein.
Jnn massen der buß vnnd forderen des coelibats findt man wol in disen elteren
Canonibus eingemischet, das zu streng vnd dem gottes wort nit gemäß ist; die praxis
aber diser buß Canonum, I I Wie man die bei den h[eiligen] vätteren findet, hat
dise buß regulen der schrifft nach gemessiget6, So würt auch der gegentheyl sich di-
ser strenge der buß regulen oder des coelibats vil weniger wöllen vnderwerffen,
dann wir dises theils.
Das dritte, das sie die leges de Ecclesiasticis rebus, die man hat in den ersten titulen
Codicis7 et in Novellis8 auch erkennen vnd halten woltenx als ware leges, die dem
gottesy vnd Canonibus gemeß sind, wie sie warlich sind, vnnd von den h[eiligen]
vättern vnnd Bischouen, die sich vmbs kirchen recht am besten verstanden, vnd sich
des auch zum besten, niemandt darunder angesehen, gehalten haben, darfur erken-
net vnnd gehalten worden sindz.
Welche iurisconsulti in warer gottesforcht dise trey achtungen9 vnd erkentnüßen
bei jnen10 wolten gelten lassen, die wurden wol erkennen vnd dann auß jren gemei-
u) davor am linken Rand: 25. q. 1 Sanctis.
v) fälschlich: Regulis.
w) davor am linken Rand: Authenti. Quomodo oport[eat] Episcopos.
x) möghcherweise fälschhch für: wollen.
y) Hamburger Uberheferung (vgl. Schubert, Beteihgung, S. 62, Anm. 6): gottes wort.
z) danach gestr.: Welche mr.

1. COD, S. 87,25—28; die von Bucer angegebene Marginalie verweist auch auf Decr. Grat. II, C.
25, qu. 1, c. 14 (Friedherg I, Sp. 1010); dort wird der erste Kanon des Konzils von Chalkedon m einer
anderen Formulierung wiedergegeben.
2. Vgl. Nov. 6 (ClCiv III, S. 35—48), besonders den Abschnitt 6,1,8 (ClCiv III, S. 38: »et a nobis
lpsis recte dictum est oportere sacras regulas pro legibus valere«) sowie den Epilogus (ClCiv III,
S.47: »nos, qui haec secundum sacrarum regularum explanationem apostohcamque traditionem
cons tituimus «).
3. Wahl.
4. Prüfung, Examimerung.
5. sc. angemessener Lebenswandel.
6. eingerichet, geordnet.
7. Vgl. etwa Cod. Just. 1,1-13 (ClCiv II, S. 5-67).
8. Vgl. etwa die Novellen 3, 5, 6, 7 und 10 (ClCiv III, S. 18-24, 28-63 un<i 92f-)-
9. Vgl. oben S. 537,21-538,21.
10. sich.
 
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