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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0546
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542 EINFÜHRUNG IN DEN BASLER UNIVERSITÄTSSTREIT
ren die Besoldung und stellte gegen den Willen der Universität Konrad Pellikan und
Johannes Oekolampad als Professoren an. Ferner setzte ein Aufstand der evangeli-
schen Bürger am 9. Februar 1529 mit darauf folgendem Bildersturm ein klares Zei-
chen im Blick auf das künftige Bekenntnis der Stadt. Das vom Rat erlassene Religi-
onsmandat vom 1. April 1529 besiegelte den Übergang zur Reformation1, zugleich
aber auch den Zusammenbruch der Universität, deren Lehrbetrieb mit der Auswan-
derung des größten Teils der Studenten und Professoren nach Freiburg - darunter
Erasmus von Rotterdam - fast völlig zum Stillstand kam.2
Der Reformator Johannes Oekolampad bemühte sich um eine Neuordnung der
Hochschule3, die zwar nicht ohne Frucht blieb, aber durch seinen tragischen Tod
an der Pest am 23. November 1531 unterbrochen wurde. Weniger als ein Jahr später
konnte dennoch ein neues Universitätsstatut4 beschlossen werden. Auch die Vorle-
sungen, die in der Zwischenzeit nur sporadisch stattgefunden hatten, wurden von
nun an regelmäßig und in definitiver Form wieder aufgenommen. In den kommen-
den Jahren sollten Verhandlungen zwischen Universitätsregenten und Ratsdeputa-
ten dazu führen, daß die Hochschule immer mehr Rechte vom Rat zurückerlangte
und ihrem Ziel einer freien Selbstveiwaltung immer näher kam.5 Der Streit, der
zwischen der Basler Geistlichkeit und der Universität im Sommer 1538 ausbrach
und zu persönlichen Intei-ventionen der Straßburger Reformatoren Bucer und Ca-
pito im September 1538 und Juli 1539 führen sollte, gehört in den Zusammenhang
der obengenannten, seit dem Jahr 1532 erfolgten Bemühungen der Universität, grö-
ßere Selbständigkeit gegenüber dem Magistrat zu erlangen.
Überlagert wurden diese Bemühungen jedoch von mindestens zwei weiteren
Konflikten, die den Universitätsstreit potenzierten und verschärften: Gänzlich
abgesehen von den spezifischen Forderungen der Hochschule bestanden bereits
zwischen der Basler Geistlichkeit und dem Rat der Stadt immer größer werdende
Meinungsverschiedenheiten in bezug auf die Verantwortung des Magistrats, Syn-
odalbeschlüsse durchzuführen und die Kirchenzucht durch verbindliche Maßnah-
men aufrechtzuerhalten.6 Im Laufe der 1530er Jahre warfen die Pfarrer der Obrig-

1. Vgl. Burckhardt-Biedermann, Die Erneuerung der Universität zu Basel, S. 449—451.
2. Vgl. Bonjour, Die Umversität Basel, S. 109—114; Thommen, Geschichte der Universität Basel,
S. 5-8; Triet, Universität Basel, S. 279.
3. Vgl. Beilage I: »Oecolampadu mdicium de schola«, in: Thommen, Geschichte der Universität
Basel, S. 301—311; vgl. auch van ’tSpijker; Bucer en de twist, S. 50h und Bonjour^ Die Universität Ba-
sel, S. 115-117.
4. Vgl. Thommen, Geschichte der Universität Basel, Beilage II: Statuten der Universität vom 12.
September 1532, S. 312—316; vgl. auch Vischer, Die Lehrstühle, S. 5 und Bonjour, Die Universität Ba-
sel, S. 117h
5. Vgl. hierzu bes. Thommen, Geschichte der Universität Basel, S. 21 f.
6. Dieser Aspekt des Konflikts wird von Burckhardt-Biedermann, Die Erneuerung der Umver-
sität zu Basel ungenügend beachtet und von Thommen, Geschichte der Umversität Basel fast völlig
außer acht gelassen. Dagegen behandelt ihn Burnett, Teaching the Reformation, S. 68—77 m beson-
derer Ausführhchkeit. Pollet II, S. 539 hält sogar den Umversitätsstreit für einen zu vernachlässi-
genden Zwischenfall im Vergleich zu dem eigentlichen, schwerwiegenderen Konflikt zwischen Ma-
gistrat und Pfarrerschaft.
 
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