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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0549
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545

EINFÜHRUNG IN DEN BASLER UNIVERSITÄTSSTREIT
des Grynaeus und des Myconius, auch wenn er in den kommenden Monaten eine
eher untergeordnete Rolle spielen sollte.1
Kompliziert wurde der Streit dadurch, daß einige der sich bekämpfenden Gegner
zugleich Inhaber von Lehrstühlen an der Universität sowie von Pfarrämtern an Ba-
sels Hauptkirchen waren. Es handelte sich also nicht um einen simplen Streit zwi-
schen Pfarrern einerseits und Professoren andererseits, sondern zwischen Protago-
nisten, die oft zugleich Pfarrer und Professoren waren.2
Angesichts der zunehmenden Verfeindung beider Lager bat der Basler Rat die
Straßburger Theologen im Herbst 1538 um eine vermittelnde Stellungnahme. Bucer
und Capito hielten sich zu diesem Zweck vom 20. September bis zum 3. Oktober in
Basel auf und führten Gespräche mit beiden Seiten. Am 14. Oktober 1538 verfaßte
Capito ein an Artulf, Karlstadt und Amerbach gerichtetes Gutachten3 zur Beile-
gung des Streits. Darin unterstützt Capito, wohl auch im Sinne Bucers, den Wunsch
der Prediger, sich der Universität nicht unterordnen zu lassen, betrachtet aber eine
etwaige organisatorische Verflechtung der Pfarrerschaft mit der theologischen Fa-
kultät als nicht unvorteilhaft für die Kirchendiener. Was die Zwistigkeiten über die
Gradverleihung betrifft, schlägt er der Universität als diplomatische Lösung vor,
Grynaeus das Amt eines Professors der Theologie in einem feierlichen Akt zu über-
tragen und Myconius als Basler Bischof und Freund der Wissenschaft einen Dok-
tortitel honoris causa zu verleihen. Obwohl auch Capito akademische Titel durch-
aus nicht für wichtig hielt, war er nicht wie seine Freunde Grynaeus und Myconius
prinzipiell dagegen.
Zu etwa derselben Zeit klagte der Rektor der Universität, Hieronymus Artulf, in
einem Brief an den gerade abwesenden Bonifacius Amerbach bitter darüber, daß
Myconius und Grynaeus dabei seien, durch ihre öffentliche Hetze gegen die Dokto-
ren der Universität und deren Grade den Verfall der Wissenschaften herbeizuführen
und eine Tyrannei der Geistlichen zu errichten.4
Etwa in diesen Zeitraum fällt Bucers Stellungnahme zum Streit in Form eines
Briefes an Jakob Meyer von fast gutachterlichem Charakter, den er nach seinem
1. Vgl. Burckhardt-Biedermann, Die Erneuerung der Universität zu Basel, S.454 und Stein-
mann, Opormus, S. 17.
2. Andreas Karlstadt zum Beispiel nahm neben seiner Professor für Altes Testament aucb das
Pfarramt an St. Peter wahr (vgl. oben S. 543). Der Mathematik lehrende Wolfgang Wissenburg war
zugleich Pfarrer zu St. Theodor, einer weiteren der vier Hauptkirchen Basels. Deren Gegner Myco-
nius hatte als Nachfolger Oekolampads neben dessen Prädikatur am Münster auch dessen Profes-
sur für Neues Testament an der Universität übernommen, die er zunächst allein und ab 1536 mit der
Unterstützung des Grynaeus wahrnahm. Wie Grynaeus bestand auch Myconius — obwohl er an der
Universität unterrichtete — darauf, unter keinen Umständen den Doktortitel anzustreben, ge-
schweige denn anzunehmen. Auch unter den Professoren der Artistenfakultät, die kein geistliches
Amt mnehatten, gab es entschiedene Anhänger der Sache der Geistlichen, etwa Johannes Oporinus
(vgl. Steinmann, Oporinus, S. 17). Vgl. hierzu auch die Auflistung von Professoren in Simmler
Sammlung Vol. 52, Ms. 100.
3. Regest m: Millet, Nr.691, S.242. Eine ausführhche Besprechung bietet Burckhardt-Bieder-
mann, Die Erneuerung der Universität zu Basel, S. 461—464.
4. Amerbachkorrespondenz V, Nr. 2269, S. 172 h; vgl. van ’t Spijker, Bucer en de twist, S. 57.
 
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