474
16. BRIEF BUCERS AN LANDGRAF PHILIPP VON HESSEN
geschehen vnd möchte man jn anderen puncten cdesto besserc fortfaren; wa nicht,
so hetten wyr vns doch dieweyl1 einander mehr bekant vnd zu volgender handlung
fertiger gemacht.
Dis haben aber die presidenten nach vilen handlungen nicht wollen zugeben also,
das2 sie solichem colloquio vorweren. Sagten wol, sie möchten leyden vnd sehe sie
vor gut an, das wyr colloquenten beyder theylen vor3 vns selb ein sollich collo-
quium mittler weyl, biß die kfaiserlicher] M[ajestä]t resolution ankeme,4 5 I 8oz’ I
vbeten.d5 Das kondten wyr aber nicht thun, dann wyr die gegen colloquenten,
vorab den Maluenda6, in gegenwertigkeit der presidenten, offt nit haben könden
bey richtiger handlung behalten, das er nemlich hette red vmb rede lassen gohn vnd
were nit immer mit vergeben7 geschrey in die rede gefallen vnd hette damit rechte
erörterung der articel zerstöret. Auß disem ist nun leicht zuerkennen, das8 das col-
loq[ui]um angestellet worden, on vnser schuld geschehen ist, dann ye kein recht ver-
stendiger Christ das immer mehr fur recht wurt erkennen mögen, das wyr vns mit
eyd solten verstricken, keinem menschen cetwas anzuzeigenc von diesen göttlichen
sachen vnd höchsten articeln Christlicher leer, die der herre gebotten allen creaturen
zupredigen,9 da von dann allein vnser colloquium hat sollen gehalten werden1;
Vnd vns dazu auch des begeben10, das man vns der gegencolloquenten summarische
vnd endtliche schrifften wider vnser Confession nit solte zustellen, das wyr vnsere
letste antwort vff ire argument ordenlich hetten geben mögen; Welche ordnung
doch gehalten wurdt in erörterung aller gemeinen vnd weltlichen streittigen hend-
len, damit die richter eigentlich sehen mögen, was yeder theil fugs oder onfugs
habe.11
Das khan ia ein yeder Christ wol erkennen, weyl kein handel vff erden ist, an
des12 vergleychung allen menschen mehr vnd höher gelegen, dann der handel seye
christlicher religion, das man auch in erörterung der streittigen religion artickel I 81’ I
c) —c) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen für gestr.: auch.
d) In der Vorlage wird der Satz fortgeführt.
e) —e) von Bucer am Rand ergänzt und eingewiesen.
f) wohl von Bucer danach gestr.: ettwas anzuzeigen.
1. m der Zwischenzeit.
2. also, das: auf die Weise, daß; m der Form, daß. Vgl. Frühneuhochdt. WB i, Sp. 855.
3. für.
4. Die Präsidenten erwarteten eine Antwort auf ihr Schreiben an den Kaiser vom 9. März. Darin
hatten sie die Entwicklungen mfolge der zweiten kaiserlichen Resolution geschildert und um weite-
ren Befehl gebeten. Vgl. Vogel, Religionsgespräch, S.444 mit Anm. 798.
5. Dies äußerten die Präsidenten am 10. März zu dem Gesprächsvorschlag der Protestanten vom
5. und 8. März; s. oben S.403 f., 408-411; vgl. auch Vogel, Religionsgespräch, S. 444f.
6. Pedro de Malvenda; s. oben S. 303 Anm. 1.
7. grundlosem. Vgl. Götze, S.77.
8. daß, daß.
9. Mk 16,15.
10. verpflichten. Frühneuhochdt. WB 3, Sp. 544h
11. Für dieses Argument s. auch oben S.451 f. mit S.452 Anm. 1.
12. dessen.
16. BRIEF BUCERS AN LANDGRAF PHILIPP VON HESSEN
geschehen vnd möchte man jn anderen puncten cdesto besserc fortfaren; wa nicht,
so hetten wyr vns doch dieweyl1 einander mehr bekant vnd zu volgender handlung
fertiger gemacht.
Dis haben aber die presidenten nach vilen handlungen nicht wollen zugeben also,
das2 sie solichem colloquio vorweren. Sagten wol, sie möchten leyden vnd sehe sie
vor gut an, das wyr colloquenten beyder theylen vor3 vns selb ein sollich collo-
quium mittler weyl, biß die kfaiserlicher] M[ajestä]t resolution ankeme,4 5 I 8oz’ I
vbeten.d5 Das kondten wyr aber nicht thun, dann wyr die gegen colloquenten,
vorab den Maluenda6, in gegenwertigkeit der presidenten, offt nit haben könden
bey richtiger handlung behalten, das er nemlich hette red vmb rede lassen gohn vnd
were nit immer mit vergeben7 geschrey in die rede gefallen vnd hette damit rechte
erörterung der articel zerstöret. Auß disem ist nun leicht zuerkennen, das8 das col-
loq[ui]um angestellet worden, on vnser schuld geschehen ist, dann ye kein recht ver-
stendiger Christ das immer mehr fur recht wurt erkennen mögen, das wyr vns mit
eyd solten verstricken, keinem menschen cetwas anzuzeigenc von diesen göttlichen
sachen vnd höchsten articeln Christlicher leer, die der herre gebotten allen creaturen
zupredigen,9 da von dann allein vnser colloquium hat sollen gehalten werden1;
Vnd vns dazu auch des begeben10, das man vns der gegencolloquenten summarische
vnd endtliche schrifften wider vnser Confession nit solte zustellen, das wyr vnsere
letste antwort vff ire argument ordenlich hetten geben mögen; Welche ordnung
doch gehalten wurdt in erörterung aller gemeinen vnd weltlichen streittigen hend-
len, damit die richter eigentlich sehen mögen, was yeder theil fugs oder onfugs
habe.11
Das khan ia ein yeder Christ wol erkennen, weyl kein handel vff erden ist, an
des12 vergleychung allen menschen mehr vnd höher gelegen, dann der handel seye
christlicher religion, das man auch in erörterung der streittigen religion artickel I 81’ I
c) —c) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen für gestr.: auch.
d) In der Vorlage wird der Satz fortgeführt.
e) —e) von Bucer am Rand ergänzt und eingewiesen.
f) wohl von Bucer danach gestr.: ettwas anzuzeigen.
1. m der Zwischenzeit.
2. also, das: auf die Weise, daß; m der Form, daß. Vgl. Frühneuhochdt. WB i, Sp. 855.
3. für.
4. Die Präsidenten erwarteten eine Antwort auf ihr Schreiben an den Kaiser vom 9. März. Darin
hatten sie die Entwicklungen mfolge der zweiten kaiserlichen Resolution geschildert und um weite-
ren Befehl gebeten. Vgl. Vogel, Religionsgespräch, S.444 mit Anm. 798.
5. Dies äußerten die Präsidenten am 10. März zu dem Gesprächsvorschlag der Protestanten vom
5. und 8. März; s. oben S.403 f., 408-411; vgl. auch Vogel, Religionsgespräch, S. 444f.
6. Pedro de Malvenda; s. oben S. 303 Anm. 1.
7. grundlosem. Vgl. Götze, S.77.
8. daß, daß.
9. Mk 16,15.
10. verpflichten. Frühneuhochdt. WB 3, Sp. 544h
11. Für dieses Argument s. auch oben S.451 f. mit S.452 Anm. 1.
12. dessen.