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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0580
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19. PAPST PAULI III. BREVE

kaufften1 gleich ertragen moge. Vnd darumb, das sein heiligkeit ein vnge-
horte2 3 sach seiner Maiestat verwilliget, so sollen solliche verkauffte der Clo-
ster guter, so jnen ersetzt sollen werden, beschehen mit allen güten mittlen
vnd nach seiner heiligkeit gefallen vnnd mit seiner Commissarien ansehen
vnd willen.3 0
0 Hie sehen das exempel, jr dorechten4, verherteten Bischoffe vnnd Prelaten Deütscher
Nation, wie man euch halten würde, wo man vnsere Fürsten vnd Stende hinunder brechte5.
Dann das weder m Hispanien noch Niderlanden new ist, das man ewers gleichen das halb
einkommen des jars zu geben auffgelegt. So habt jr noch wol I Diijb I in gedechtnus, was
Bapst Clemens6 dem Romischen Komg auff dem Reichstag zü Augspurg Anno xxx für ein
Bull hat geben, ligende vnd farende güter der Kirchen zü verkauffen.7 Man hat euch nun so
lang angebotten ein gantz Christliche vnd euch allen nutzlichste vergleichung vnd verbesse-
rung, wie der gantzen Religion, also auch der Kirchen güter halben, bei deren euch hetten
ewer einkommen vor solchem zügriff wol sollen versichert werden vnd hetten allein den
Kirchen zü güt lassen angelegt vnd bewendt werden, das sunst durch die aller nichtigsten
leut vnd auff das thun, dadurch mcht allein kein mensch gebesseret, sonder Gott auch
schwerlich erzürnet vnd das arme volck verergeret, verschwendet wirt.
Hie sehe man auch, wie billich dise leuth vnsere Fürsten des Kirchen vnd Closter berau-
bens schelten8 Vnd wahin9 sie brauchen, das sie von Kirchen vnd Closter güter an sich zie-
hen, nemlich, die Religion, Kirchen vnd Vatterland zü verderben vnd zü vertilgen.
So es sich begebe oder zütragen wurde, das einicher Fürste oder herrlicheit
oder herschafften sich erhüben one besonder billich vnd redliche vrsach vnd
sich fürneme Bapstlicher heiligkeit vnd Kei[serlicher] Mai[estät] in disem
jrem fürnemen vnderstünden zü betrieben vnd zü verhmdern, das als dann
sein heiligkeit vnd Keiserliche Maiestat einer dem anderen schuldig vnnd ver-
pflichtig sein, ein anderen mit allen mittlen beistand zuthun, nach allem ver-
mogen solliche verhmderung einhelliglich zü rechen, damit in disem güten
fürnemmen sie nit gejrret noch gehindert werden, Welche verpflicht soll alle
dieweil10 in krefften stehn, so lang der krieg weret vnd nach11 sechs monat
darnach.71
71 Hiemit meinet der Bapst, das er vns wolle alle hilff abstricken12. Gott weiß vns aber von
himel zü helffen, wann vns schon auff Erden alle menschen wolten verlassen.

1. Verkäufen.
2. me dagewesene; ungewöhnliche; außerordentliche. Grimm 24 (= XI,3), Sp.486.
3. Zu den hier formulierten Bewilligungen vgl. Kannengiesser, Reichstag, S. 58, 60.
4. töricht. Grimm 21 (= XI, 1,1), Sp.401.
5. zu Boden brächte; bezwänge. Vgl. Grimm 10 (= IV,2), Sp. 1532.
6. Papst Clemens VII. (1523-1534).
7. Infolge der Belagerung Wiens durch die Türken berechtigte Clemens VII. am 27. Ja-
nuar 1530 den römischen König Ferdinand I., zur Finanzierung des Türkenkrieges ein Vier-
tel der geistlichen Güter zu verkaufen; vgl. Förstemann, Urkundenbuch 2, S. 843.
8. Bucers umfangreiches Schnfttum zur Kirchengüterfrage ist ediert m BDS 12.
9. wozu; zu welchem Zweck. Vgl. Grimm 30 (= XIV,2), Sp. 1019.
10. alle dieweil: so lange. Vgl. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.763.
11. noch.
12. entziehen. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.424.
 
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