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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0035
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VOM AMPT DER OBERKAIT

3 1

allain, was der alten hailigen leerer haltung in diser sachen gewesen sey, wie dann diser
h. Bischof seiner vorfaren und der gemain haltung der Kirchen zum hochsten bevor
gehabt hatt, sonder auch, was uns Gott selb in seiner h. geschrifft von disem handel
leret, als auch zwar diser hailig leerer under allen, die zu Latein geschriben und deren
5 geschriften wir noch haben, sich zum wort Gottes mit ernstem fleiß gehalten, auch vor
andren aufs gründtlichest nach der leer Gottes in allerlay sachen beschaid gegeben hatt.
Dann wir auch nit wolten, das yeman disen h. leerer oder ainigen andren, wenn der
gleich noch vil hailiger und gelerter ware und auch mitt im stymmeten alle Engel und
hailigen, so ye gewesen seind und werdent das wenigest glaubete oder umb seinetwil-
io len anneme, da er nit erkennen mochte, daß das ainig, so solcher leerer fürgibt, auß dem
unfalenden wort Gottes gewißlich und on allen zweifel flusse und auff demselbigen
bestande.
Diß wollest, Christlicher leser, mitt unpartheyschem gemüt lesen, alles vor Gott
erwegen, vor allem auch den h. gayst darzu anrüffen, seind wir ungezweifelt, du solt
i; dich an disem lesen hoch besseren, und ob dich noch ettliche newlich erdichte einreden
irren wolten, habe gedult, alsbald sollen, ob Got will, die Dialogi, von mir deßhalb
fürgenommen, auch außgehn, darin du solchs alles weytleüffig und mit grund gotli-
cher geschrifft verantwurtet fmden würst 40 .
Und noch ains will ich dich im Herren betten und ermanet | [A 4 b] | haben 41 .
20 Dieweyl ich nit zweyfel vor Got, meinem Herren, das diß ain schwärer, hoch verderbli-
cher irrthumb seye, wollen das ampt der obren also von der Religion abziehen, kan ich
erstliche aufbringung solcher mainung nyemandts anders züschreiben dann dem
Sathan, dem vater aller lugen 41a . Diß soltu aber also verstehn und aufnemen, das du
darumb nit hinwerffest die, so schon mit solcher irrthumb behafftet sein mochten.
2; Zwar was wir alle laider sündigen, ist auß irrthumb und falschem wohn 42 , der uns auch
freylich auß Gott nitt kommet, sonder dem Teüfel, derohalb der Herr uns alle und
täglich, ja on underlaß betten haisset: fure uns, o himmlischer vater, nit in versuchung,
sonder erlose uns von dem bosend^, von dem arglistigen, nymmer feyrenden 44 und allweg
obligenden versücher und anstiffter alles argen; wir haben alle nit allain mit blüt und
30 flaisch, sonder mit den bosen, arglistigen gaystern und gewaltigen der welt zu kempf-
fen 45 . Der ist allain deß Sathans frey, der aller sünden frey ist. Darumb wir ain mitley-
den mitainander haben sollen, fürainander getrewlich betten, ainander freündtlich und
mitt aller beschaidenhait der warhait Christi berichten. Der nye irrete, ist Got allain,
und irret dein brüder in dem, so irrest du dich in aim andren und villeicht grosserem.
3; Es seind auch zwar nit schlecht scheynende ursachen, damitt diser irrthumb fürgeben
wirt. Summa: irrthumb und falsch sollen wir mit hochstem fleyß von unsern nächsten

40. Tatsächlich konnte B. seine Dialogi zwei Monate später veröffentlichen. s. unten S. 41 ff.
41. All irtumb kommen vom sathan [Marg.].
41a. Vgl. Jo 8,44.
42. Wahn.
43. Mt 6,13.
44. Feiernden, untätig Seienden.
45. Vgl. Eph 6,12.
 
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