Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0047
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DIALOGI

43

(3906.bb.24), Marburg UB, München SB (J. can. P. 159, u. ö.), Oxford BL, Schaff-
hausen StB, Schlettstadt StB (Walter 867), Straßburg BNUS, BM (C. 1435), und im
Wilhelmstift, Stuttgart LB, Torun BGU (6 II 1720), Ulm StB, Utrecht UB, Wien NB
(74. G. 24), Wien UB (I 234899), Wolfenbüttel HAB, Zürich ZB; vgl. auch Bibl.
Nr. 50.
Die wichtigsten Abschnitte dieser Schrift sind abgedruckt bei N. Paulus: Protestan-
tismus und Toleranz. Freiburg i. Br. 1911. S. i47ff.

3. Grundgedanken der Schrifl
Die »Dialogi« sind an den Augsburger Rat gerichtet, dem Bucer einen »Fürstlichen
gayst« zuschreibt, welcher ihn befähige, »die ware Religion, gesunde lere und gotgefel-
hge Kirchenübungen bey den iren« anzurichten. Damit beweisen sich die Ratsherren
als »ware Götter und hayland« (vgl. 1 Kor8,5 und Ps 82,6). So haben auch die From-
men des Alten Testaments und die Kaiser Konstantin und Theodosius sich die Reli-
gion und den wahren Gottesdienst aufs höchste angelegen sein lassen11.
Bucer zeigt dann die einzelnen Gruppen auf, die in Augsburg der Kirchenreform
ablehnend gegenüberstehen. Es sind erstens die katholische Priesterschaft, zweitens
eine Gruppe von Humanisten (wie Konrad Peutinger, Konrad Hel, Sebastian Franck
und Christoph Ehem), welche die Ansicht vertreten, die Obrigkeit habe nur für den
äußeren Frieden zu sorgen, nicht aber sich um die Kirchenreform zu kümmern, drit-
tens die Libertinisten, welche jeden Zwang als »newes Bapstumb«12 ablehnen und
persönlich dem kirchlichen Leben indifferent gegenüberstehen, schließlich die Un-
gläubigen, die allen Gottesdienst verspotten. Bucer fügt hinzu, daß es diese vier
Gruppen nicht nur in Augsburg, sondern auch anderwärts gibt13.
Die »Dialogi« sind auf Bitten einiger Zuhörer seiner Predigten in Augsburg entstan-
den, welchen der Vorwurf des unchristlichen Ungehorsams gemacht worden war, weil
sie die Forderung nach einer Kirchenreform erhoben hatten. Dieser Vorwurf wurde
nicht nur von Altgläubigen, sondern auch von »newirrigen« vorgebracht, die jeden
obrigkeitlichen Eingriff in das innere Leben der Kirche zurückwiesen. Wie wichtig die
Sorge der Obrigkeit für das innere kirchliche Leben aber sei, zeige der »erschröcklich
jamer« zu Münster, wo die Katastrophe der Täufer bei Abfassung der »Dialogi« noch
nicht eingetreten war14. Wo die Obrigkeit sich diesem Dienst entzogen habe, seien die
Kirchen »erschröcklich verstöret und verwüstet worden«15, wie dies jetzt seit etlichen
hundert Jahren der Fall sei.
11. s. unten A 2 b, S. 49.
12. Der Vorwurf, in Straßburg ein neues Papsttum errichten zu wollen, wurde B. u. a. von
Engelbrecht und Jakob Ziegler gemacht; BDS 5, S. 448ff. und 525, Anm. 48.
13. Ajb/^a, S. 50h B. bezeichnet diese Ungläubigen als Epikuräer und Sadduzäer. Zum
Begriff Epikuräer vgl. jetzt M. Lienhard: Les epicuriens ä Strasbourg entre 1530 et 1550 et le
probleme de l’incroyance au XVIe siecle. In: Croyants et sceptiques au XVIe siecle. Hrsg. v.
M. Lienhard. Straßburg 1981. S. 15—45.
14. Unten A 4b, S. 52, Münster fiel am 25. Juni 1535.
15. Unten A 5 a, S. 52.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften