Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0076
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
72

OBRIGKEITSSCHRIFTEN

alles in allem. Weil er aber zü dem allen den dienst deß worts und der Sacramenten
brauchet und solchs durch seine diener, die das wort und die Sacramenten außspenden,
außrichtet, so gibt er inen die ehr, das er selb sagen lasset und haisset sy sagen, sy
waschen die sünd ab, sy geberen new, spenden auß den hailigen gaist und das ewig
leben. Daher ists, das der hailig Paulus schreibt im anfang des 4. capitels, 1. Cor. [4,1]:
Also halte uns der mensch wie diener Christi und außspender der gehaimnuß Gottes und 2. Cor. 3
[6]: Gott hatt uns tauglich gemacht %u dienern deß newen Testaments, nitt deß hüchstabens, sonder
deß gaists.
Sinnp: Er saget aber dabey, wir vermügen des nichts auß uns selb zü gedencken.
Frid: Ja, auß uns selh, das henget der Apostel daran. Item, Aher unser vermügen, [xavoTrjc;,
ist auß Gott136. 137Der Herr will uns zusamentreiben und -halten, wir sollen sein wie
glider aines leybs, da yedes glid sein besonders ampt und werck habe, zü erhalten,
aufzubawen und zü besseren den gantzen leib, Ro. 12 [4—6], i.Cor. 12 [i2ff.], Eph. 4
[16]. Lieber, was waystu in gottlichen sachen, das dir der Herr nit habe durch den
dienst anderer leüt, es sey mit schriften oder worten, zü erkennen geben? Hart: Das
müß ich warlich bekennen, ob mir schon der Herr ettwan auch güte gedancken eingibt,
das sy dannocht ymmer auß dem entstohnd, das ich züvor im lesen oder horen berich-
tet worden bin.
Sinnp: Ey, der Gott lebt noch, ist auch noch milt wie von ewigkait, der die lieben
hailigen väter Noah, Abraham und andre durch sich selb, on mittel der menschen,
geleeret hatt, er kan soliche gnade nach anderen auch beweysen. Frid: Wie durch sich
selb? Sant Stephan sagt zü den Juden: Ir haht das | E ia | gesetg_ empfangen durch der Engel
geschefft138. Und S. Paulus Gal. 3 [19]: Das gesetz^ ist überraichet von den Englen durch die
hand des mitlers. Und züdem haben die Engel nit ire aygen, sonder die formen, gestalten
und reden brauchet, die beflndtlich und auf menschlich art gerichtet waren. So nun der
Allmächtig Gott uns arme menschen so hoch begnadet hat, das er den somen Abrahe139
und nit der Engel hat angenommen, hat sein ewigs wort lassen mensch und kainen
Engel werden, Warumb solte er uns dann nit alle seine gehaimnussen mehr durch
menschen dann durch ainige ander mittel leren? Sinnp: Er wirdt aber auch wol on
solliche mittel leeren künden. Frid: Was kan Gott nit? Er künde auch noch on somen
und ainig zilung140 der menschen bäum und anders schaffen, die schon voller früchten
hiengen, wie ers im anfang thon hatt. Er haltet aber nun die ordnung, das er solche
ding auß irem somen und durch die arbait der menschen wachsen lasset. Also, da Gott
ainmal on menschliche mittel mit dem volck Israel geredt und sein stimm auff ain
andere weys hatt horen lassen, machte ers also, das daß volck selb begerte, sein wort
hinfür durch den Mosen zü vernemen und nit mehr auf die besondere weys. Wie dann
Got den Mosen auch darzü verordnet hat und wolte, das er sein bott und diener anß
volck sein solte.
Dermassen hat er zuletst durch seinen Sun, unseren Herren Jesum, selb geredt mitt
136. 2 Kor 3,5.
137. Damitt uns der herr wol ^usamenhalte, will er der kirchen dienste so theür gehrauchen [Marg.].
138. Apg 7,53.
139. Den Samen, die Nachkommenschaft Abrahams.
140. Zi[e]lung. Hier: Anstrengung. Vgl. Grimm 15, Sp. 1100.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften