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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0081
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DIALOGI

77

Will auch damit die liederlichen und farlassigen, noch vil weniger die heüchler, ver-
thediget oder entschuldiget haben.
Hart: Ja, wolte Got, das yederman aufs scherpffest aufsehe, damit kainem heüchler
ymmer mehr statt zü sollichem haiiigen dienst gegeben wurde. Ich hoffe auch, Gott
5 solle uns in dem wider helffen zü ainem recht Christlichen eyfer und ernst, Damit man
allenthalb gleichwol aufsehe, das man diener der Kirchen wole163 und also ob in
halte164, das man in dem der regel Sant Pauli gelebe, i.Timoth. 3 [2.12] und Tit. 1
[7-9]-
165Ich müß aber warlich Gott von hertzen loben, das er uns yetzund gegeben hat, so
10 fein zusamenzükommen, das wir nun alle bekennen, das die ware Religion und der
recht Gottesdienst erforderet und auch darin gemeret wirdt und wachset, das wir uns
auch eüsserlich zü allen Christen getrewlich halten, uns auf die geordneten zeyten mit
recht hertzlicher begirden zur gemainden Gottes verfügen, das wort Gottes da mit
gantz begirigem gemüt horen, das gebet und lob deß Herren mit den brüderen in aller
1; andacht verbringen, die hailigen Sacramenten mit warem glauben empfahen, unser
steür für die armen reichlich und mit willigem hertzen raichen und das uns daran
anderer leüt sünden und mangel nit irren oder verhinderen sollen. Doch das wir allen
sünden und manglen, deren so mit uns in der gemain der Christen seind, helffen also
Christlich begegnen, das gebesseret werden alle die, an denen sollichs mag erlanget
20 werden. Und welche nit mogen gebesseret werden, von der gemain Christi abgehalten,
damit nitt ain wenig saurtayg den gantzen tayg verderbe166.
Frid: Nun sihe, mein Hartmüt, du woltest an unserem lie-| [E 4b] |ben brüder
Sinnprechten verzagen167 und die sach mit im übereylen, gelt, so wir den Herrn suchen
mit demüt und rechter Gotsforcht, geben und nemen bericht mit aller senftmüt und
2; freüntlichait, wir Fmden die warhait und was wir begeren!
Hart: Ich lob Gott, das wir der sachen nun überainkommen seind. Du hast aber
dennocht auch wol gesehen, wie flüchtig Sinnprecht, er solle mirs nit zü ungüt haben,
gehandlet hat. Wir hetten uns der sach auch wol ehr vergleichen mügen.
168Sinnp: Lieber brüder, ich bekenn, ich hab flüchtig geantwort. Es wirt aber oft von
30 euch und den eweren also geschwind gehandlet und die leüt etwan mehr überredt und
übertriben dann mitt der warhait überwisen und gründtlich geleeret. Da hab ich in so
wichtiger sachen wollen gewarsamlich faren. Hab auch hievor mit Fridlieb nichts
besonders gedisputieret gehebt. Hinfüro, lieben brüder, will ich gantz gerad,169 on
scheühe zum nächsten, zur sachen red und antwort geben und meine mainung auffs
35 kürtzest darthon als gegen meinen lieben vertrawten brüdern. Wollen nit mehr so lang
umbhergehn. Und verzeihend mir, das ich auß meiner forcht vor dem hinanfüren und

163. Wähle.
164. Und daß man sich ihnen gegenüber so verhalte, daß ...
165. Summa aller vorigen handlung [Marg.j.
166. Vgl. 1 Kor 5,6.
167. Im Kampf nachlässig, mutlos werden; hier besonders: grob werden.
168. Warumh im anfangflüchtig gehandlet. [Marg.].
169. Schlicht, gradlinig.
 
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