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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0090
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86

OBRIGKEITSSCHRIFTEN

leben lassen und ist kain unrhat, den der Bapst durch ainigen gewalt erregen müge, der
in solchem zu scheühen seye.
Aber mit den verbottnen graden der Ehe213 und dergleichen dingen, die man an inen
selb214 mit Gott thun oder lassen mag, ists ain anders. Solcher ding halb soll nyeman im
selb unrath erregen. Und wa er den auch mochte mit gelt abtragen, soll er des vil ehe215 ;
thun, dann sich in grosser gefarde begeben, wie sich ainer auch von aim morder im
wald etwan abkaufen muß, wa in nit ain ordenlicher gwalt errettet. Daher gehort dann,
das der Herr sagt: Von dem rock zum mantel zu geben und zwaien meylen zu gehn mit
dem, der nur zu ainer tringet216, wa mans nit besseren mag. Wa es aber Gott besser gibt,
da ist sein werck und gab, des hat sich der Christ allweg zü seinem lob auch zü gebrau- io
chen. Allain er sehe wol drauff, wenns Got bessere, oder wir selb understohn uns
aigens fürnemens, Gottes ordnung zü entziehen.
Sinnp: Wir kommen zü weyt in dise sachen und zü fer von dem, davon wir fürnam-
lich handlen sollen, namlich vom gewalt der gaistlichen gegen den Kirchenübungen.
Hart: Mein Sinnprecht, diß, davon wir yetzund geredt haben, ist warlich auch nitt von i;
onnoten, als verwirret es yetz in der welt steht, von wegen deß eingemischeten gewalts
der vermaineten gaistlichen, den sy allenthalben haben also eingeflicket. Frid: Nun,
wir wollen doch yetz zü unserem fürgenommenen handel widerkeren: Was die genand-
ten gaystlichen an den hailigen Kirchenübungen für gewalt haben. Und steht die sach
meines glaubens kürtzlich auff dem: 20
| [G 2 b] j Seind irgent Bischof, die da wollen und vermügen uns dartzü zü helfen,
das bey uns die leere und Cerimonien Christlich angericht und gehalten wurden, so hat
inen Got ye solchs gegeben und richten in solchem Gottes bevelch und gewalt auß.
Dann, was hastu, das du nit empfangen habest, spricht sant Paulus217. So ist aller gewalt von
Got geordnet218. Wer wolte, das ir solchen frummen, getrewen dienern Gottes, die zü 2;
unserm hayl also dienen wolten und kündten, in dem, das doch zü seinem aigen hayl
raichet, nit von hertzen geren gehorsamen? Findt sichs aber, das ir leeren, schaffen und
gebietten, des sy sich gegen uns in Kirchenhendlen anmassen, nit zü fürderung Christ-
licher leer und Kirchenübungen dienen will, sonder mehr darwider, wie sichs layder zü
diser zeyt haltet, so bezeüget ir aygen werck und that, das sy in solchem von Gott 30
kainen bevelch noch gewalt haben. Darumb sollen wir ir gehaiß und gebott in solchen
fal als die stymm der frembden und das thün des widerchrists fliehen. Paulus sagt ye,
wir haben kain gewalt zur zerstorung, sonder allain zur besserung219.
2I3- Vgl. B.s Schrift »Von der Ehe«, die er Ende 1533 verfaßte, und die im folgenden Jahr an
den Rat zu Ulm gesandt wurde (BOL 15, S. XLIX, Anm. 200). Zu den verbotenen Graden der
Ehe vgl. die Darstellung B.s in »De regno Christi«, BOL, S. 154—156. Hierbei greift er auf die
große Schrift »Von der Ehe« (1533), S. 5 a, und das »Scriptum maius vom Eegericht« (1534?),
Nr. 33 — 35.40 — 42, zurück. In der censura super libro sacrorum (Tomus Anglicanus, S. 487)
bittet er den englischen König, ein Gesetz über die verbotenen Grade auszuarbeiten.
214. Sinn: an und für sich genommen.
215. Eher.
216. Vgl. Mt 5,40h
217. 1 Kor 4,7.
218. Vgl. Ro 13,1.
219. Vgl. 2Kor io,8.
 
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