DIALOGI
91
hailig Gregorius beschriben hatt und eingeleybet ist, 2.q.7. ca. Sicut 246 : » 247 Wie loblich
und der beschaidenhait zustaht, den fürgesetzten zucht und eer erbieten, Also erfor-
deret die richtigkait und Gottesforcht, das man inen gar nit durch die finger sehe noch
lasse hingehn, wa etwas an inen zu besseren ist, Auff das nit die kranckhait am haupt,
5 wa die nit gehaylet wurde, in den gantzen leib außbreche.« Aber was darf es red von
haimlichen sünden? Ach, wie gern wolten wir die nicht allain mit mänteln, sonder auch
rocken und hembdern und allem, das wir vermogen, zur besserung decken und ver-
bergen? Man handlet aber layder so grob und offentlich und also on alle scheüch zu
unwiderbringlicher ergernuß der gantzen welt und wellends auch nit gedecket haben,
10 das warlich hieher die rede Constantini sich gar nichts reymet.
Darzü meldet weder Ruffini noch Tripartita Historia ain | [H ib] | wort nicht von
diser rede, waher sy joch Bapst Nicolaus 248 genommen hat. »In den schrifften« sagt er
dist. 96, »In scripturis« 249 . Die gloß des orts weyset auff die wort des h. Gregorii, die
wir haben n.q.i, »Sacerdotibus« 250 . Derselbig sagt aber nichts von disem mantel,
x 5 sonder meldet das, so wir haben in Ecclesiastica historia li. 10 ca. 2 251 . Und in Tripartita
historia lib. 2. ca. 2 252 , Wie der frumm Kaiser Constantinus der Bischoffen klagschriff-
ten, die sy im widerainander überantwortet hatten, verbrennen lassen und sy ermanet
zum fryden und zü fleyssigem erorteren der hauptsachen, derenhalb sy dann durch in
zü Nicea versamlet waren 253 . In derselbigen ermanung hat der frumm Kaiser das ampt
20 der Priester und Bischof ja hoch angezogen und bekennet, das er von inen und sy als
Gotter von kainem menschen gerichtet werden sollen. Damit aber wolte der frumm
Kaiser in kainen weg der Bischoff mißhandlung seines gerichts freyen, sonder sy mehr
vermanen, das sy sich irem ampt und befelch wolten also gemäß halten und so unsträf-
lich und hailigklich leben, das niemand an inen ettwas zü straffen oder zü richten hette.
2; Diß sicht man gar feyn in seinen worten, wie wir die haben geschriben li[bro] Triparti-
tae, 2.C.2. 254 : »Mir«, sagt er, »weyl ich ain mensch bin, steht mir nit zü, ain Richterliche
verhorung zu halten den Priestern, das die ainander vor mir anklagen und verantwor-
ten. Welchen Priesteren dann in kainem weg gezymmet, das sy solche leüt bewysen
werden, die von menschen solten zü richten sein.«
30 Sinnp: Ruffinus aber beschreibet dise red Constantini also, das er zun Bischoffen, als
die sein gericht ersücheten, frey gesagt habe: »Ir mogent von menschen nit gerichtet
werden, darumb so harren auff das gericht des ainigen Gottes. Dann ir seind uns
gegeben zü Gotteren, so gebürt sichs nicht, das ain mensch die Gotter richte« 255 . Frid:
246. Decr. Grat., C. II qu. 7. c. 46.
247. Man solle den Bischofen ire sünd nicht lassen hingohn. [Marg.].
248. Ep. 86; MSL 119, Sp. 944 A; Reg. Pont. Rom., Nr. 2796. B. benutzte die Ausgabe des
Beatus Rhenanus (1523), in welcher die Historia Ecclesiastica des Eusehius und die Historia
Tripartita zusammen ediert sind.
249. Decr. Grat., D. XCVI. c. 8. Vgl. Reg. Pont. Rom., Nr. 2791.
250. Decr. Grat., C. XI qu. 1. c. 41 (Sacerdotes a regibus sunt honorandi, non iudicandi).
251. Eusehius: Historia Ecclesiastica 10,2;, GCS Eusebius Werke 2,2, S,. 859h
252. Historia Tripartita 2,2; CSEL71, S. 85 f.
253. Wie ferr Constantin[us\ die gaystlichen Kaiserlichs gerichts gefrejet hat. [Marg.].
254. A.a.O., CSEL 71, S. 86, Z. 13—16.
255. Historia Ecclesiastica 1,2; GCS 9,2, S. 961: »Vos etenim ... dii ...«.
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hailig Gregorius beschriben hatt und eingeleybet ist, 2.q.7. ca. Sicut 246 : » 247 Wie loblich
und der beschaidenhait zustaht, den fürgesetzten zucht und eer erbieten, Also erfor-
deret die richtigkait und Gottesforcht, das man inen gar nit durch die finger sehe noch
lasse hingehn, wa etwas an inen zu besseren ist, Auff das nit die kranckhait am haupt,
5 wa die nit gehaylet wurde, in den gantzen leib außbreche.« Aber was darf es red von
haimlichen sünden? Ach, wie gern wolten wir die nicht allain mit mänteln, sonder auch
rocken und hembdern und allem, das wir vermogen, zur besserung decken und ver-
bergen? Man handlet aber layder so grob und offentlich und also on alle scheüch zu
unwiderbringlicher ergernuß der gantzen welt und wellends auch nit gedecket haben,
10 das warlich hieher die rede Constantini sich gar nichts reymet.
Darzü meldet weder Ruffini noch Tripartita Historia ain | [H ib] | wort nicht von
diser rede, waher sy joch Bapst Nicolaus 248 genommen hat. »In den schrifften« sagt er
dist. 96, »In scripturis« 249 . Die gloß des orts weyset auff die wort des h. Gregorii, die
wir haben n.q.i, »Sacerdotibus« 250 . Derselbig sagt aber nichts von disem mantel,
x 5 sonder meldet das, so wir haben in Ecclesiastica historia li. 10 ca. 2 251 . Und in Tripartita
historia lib. 2. ca. 2 252 , Wie der frumm Kaiser Constantinus der Bischoffen klagschriff-
ten, die sy im widerainander überantwortet hatten, verbrennen lassen und sy ermanet
zum fryden und zü fleyssigem erorteren der hauptsachen, derenhalb sy dann durch in
zü Nicea versamlet waren 253 . In derselbigen ermanung hat der frumm Kaiser das ampt
20 der Priester und Bischof ja hoch angezogen und bekennet, das er von inen und sy als
Gotter von kainem menschen gerichtet werden sollen. Damit aber wolte der frumm
Kaiser in kainen weg der Bischoff mißhandlung seines gerichts freyen, sonder sy mehr
vermanen, das sy sich irem ampt und befelch wolten also gemäß halten und so unsträf-
lich und hailigklich leben, das niemand an inen ettwas zü straffen oder zü richten hette.
2; Diß sicht man gar feyn in seinen worten, wie wir die haben geschriben li[bro] Triparti-
tae, 2.C.2. 254 : »Mir«, sagt er, »weyl ich ain mensch bin, steht mir nit zü, ain Richterliche
verhorung zu halten den Priestern, das die ainander vor mir anklagen und verantwor-
ten. Welchen Priesteren dann in kainem weg gezymmet, das sy solche leüt bewysen
werden, die von menschen solten zü richten sein.«
30 Sinnp: Ruffinus aber beschreibet dise red Constantini also, das er zun Bischoffen, als
die sein gericht ersücheten, frey gesagt habe: »Ir mogent von menschen nit gerichtet
werden, darumb so harren auff das gericht des ainigen Gottes. Dann ir seind uns
gegeben zü Gotteren, so gebürt sichs nicht, das ain mensch die Gotter richte« 255 . Frid:
246. Decr. Grat., C. II qu. 7. c. 46.
247. Man solle den Bischofen ire sünd nicht lassen hingohn. [Marg.].
248. Ep. 86; MSL 119, Sp. 944 A; Reg. Pont. Rom., Nr. 2796. B. benutzte die Ausgabe des
Beatus Rhenanus (1523), in welcher die Historia Ecclesiastica des Eusehius und die Historia
Tripartita zusammen ediert sind.
249. Decr. Grat., D. XCVI. c. 8. Vgl. Reg. Pont. Rom., Nr. 2791.
250. Decr. Grat., C. XI qu. 1. c. 41 (Sacerdotes a regibus sunt honorandi, non iudicandi).
251. Eusehius: Historia Ecclesiastica 10,2;, GCS Eusebius Werke 2,2, S,. 859h
252. Historia Tripartita 2,2; CSEL71, S. 85 f.
253. Wie ferr Constantin[us\ die gaystlichen Kaiserlichs gerichts gefrejet hat. [Marg.].
254. A.a.O., CSEL 71, S. 86, Z. 13—16.
255. Historia Ecclesiastica 1,2; GCS 9,2, S. 961: »Vos etenim ... dii ...«.