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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0096
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

Nun, mein Sinnprecht, wenn du woltest mainen, das die gaistlichen in alle weg vom
Kaiser nit solten gerichtet oder gestraffet werden und solte inen schlecht yederman
volgen und gehorsamen, so wurde mehr auß disem handel zu nemen sein, das die
Kaiser die Bischoffen richten solten. Hart: Wie das? Frid: Die Bischoff hie in disem
grosten und ansichtigisten Concilien bringen ye ire klagen dem | H 2 a | Kaiser für, 5
begeren, das er sy verhore und richte, haissen in iren Richter sein. Der Kaiser, der Lay,
schlechts ab, sagt, es gebüre im nicht. Welchem sollen wir nun gehorchen, dem Layen
oder den Bischoffen? Sollen wir den Bischoffen gehorchen, so mussen wir den Kaiser
lassen der Bischoffen richter sein, dann sy in das haissen. Sollen wir dann dem Kaiser,
dem layen, gehorchen wider der Bischoffen begeren, so bekennen wir im selbigen 10
abermal, das der Kaiser die Bischoff zü leeren und straffen habe und das sy im gehorsa-
men sollen, Wie in dem, das sy sich selb mitainander gütlich vertragen on sein oder ains
anderen gericht. Also auch in anderem, das recht ist.
Sinnp: Dise Bischoff haben im in dem, das sy den Kaiser zum richter über sich
anrüfften, züvil gethon. Frid: Ja freylich züvil. Dann wie in 256 der frumm Kaiser billich 15
verweysse, solten sy sich gegenainander überal zü kainem unwillen oder klagen haben
bewegen lassen. Und wa auß menschlicher blodigkait yedes etwas bey inen entstanden,
solten sy dasselbig under inen selb lieplich und freüntlich hingelegt haben, das sy
kaines gerichts überal gedorfft hetten. Wie sy dann das ampt trügen, durchs wort
Gottes den Kaiser und alle welt zü leeren, alle lieb und freüntschafft mit yederman zu 20
halten und alles, das dem entgegen, zu straffen und abzutreyben und in dem Gottes
gericht über alle menschen zu üben. Demnach der Herre zun Aposteln gesagt: Welcher
sünd ir nachlassen, die sollen inen nachgelassen sein, welcher sünd ir behalten, die sollen inen behalten
sein 2bl . Dahin begerete der Christlich Kaiser dise Bischoff zu weysen, die ires ampts
halb in und andere sollichs leeren und allenthalb fürderen solten. Er wolte inen 2;
anzaigen, wie sich ir zanck und hader so gar nit vertrüge mit irem ampt und befelch,
wolt inen ja wol einbilden, das sy zü güt darzü waren, das sy von ainigen menschen
solten gerichtet werden. Aber das auß dem, das sy sich also Christlich und unstraflich
hielten und damit sy kains gerichts bedorfften und gar nitt daher, das sy der lare nam
des Bischoflichen ampts allem gericht entziehen solt, wenn sy gleych aufs ergest 30
mißhandleten und unzeliche volcker zum Teüfel füreten.
| [H 2 b] | Sinnp: Ja, das sagst du! Frid: Sinnprecht, diser Kaiser Constantinus sagt es
selb. Sinnp: Wa? 258 Frid: Lise den brief und Edict, das diser Kaiser hat wider die zwen
Arrianischen Bischof, Eusebium und Theogonium, an die zü Nicomedea lassen
außgehn. 259 Darin zaiget er an 260 , wie er habe über dise zwen Bischoff gerichtet und sy 3;
fernhin ins ellend 261 verschicket darumb, das sy über ire vorigen mißhandlungen der
gnaden, die er inen bewysen hatte, undanckbar erfunden waren. Dann sy hatten etlich
256. Den Bischöfen.
257. Jo 20,23.
258. Historia Tripartita 2,22; CSEL 71, S. 120ff.
259. Lib[ro] Eccle[siastica] T’npfartita] üjber] 2. cap. 22. [Marg.].
260. Constantinus hat iiber die bischoff gerichtet. [Marg.].
261. Verbannung.
262. Bestellt.
 
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