DIALOGI
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hauptfragen verrichteten. Es will der tag schier gen abent gehn. Frid: Vom Constan-
tino und Theodosio hab ichs doch schon dargethon. Aber wiltu weyters lesen, wie in
Kaiserlichen nechten versehen ist, das der Kaiser allen gewalt haben und durch die
seinen verrichten solle über alle gaistlichen, es seye der Bapst zü Rhom, andere Patriar-
; chen, Bischoff, Priester oder Münch und wer nur zü disem stand gehoret, Und das der
Kaiser seinen gewalt zü üben hatt an allen dem, das zum gaistlichen stand gehoret, es
seye die wahl und die einsetzung in die gaistlichen amptern, es seye die leer, das leben,
die leipliche versehung, verrichtung ires ampts in raychung der Sacramenten, singen
und lesen und was sy ymmer zu thün haben. Item, das der Kaiser ire ungehorsame nach
10 aller gebüre, auch wa sy das verdienen, an leib und leben zü straffen habe, 363Diß alles
flndest du, so du es leesen wilt, vilfältig und außtrucklich gesetzet in den Novellis
Con[stitutiones] 3.5.6.7.16.3 7.42.43.45.46.57.58.59.67.75.79.81.83.86.109.111.12 3364,
und in diser Constitution findest du ain summa schier aller vorgesetzten satzungen;
Item in der 131.132.13j365.
15 Hart: Zwar in Codice vom anfang biß an den 14. titel366 des ersten büchs, was seind
es anders dann gesetz und ordnungen belangen der Kirchenhendel und ampt der
gaistlichen, auß welchen ain yeder wol sicht, das bey den alten daran nieman gezweyfelt
hat, das die Kaiser und also alle ordenlichen oberkaiten, die das schwerdt tragen, allen
gewalt haben, wie über die leib der gaystlichen, also auch über ir ampt und alles thün,
20 Aber wie aller gewalt von Gott geordnet ist zur besserung.
Frid: Meine brüder, wenn wir nit so gar in verkereten sinn gegeben wären, wer
künde doch anders gedencken, dann das j [K 4 b] | die, welchen Gott das schwert und
also gewalt über das gantz leben der menschen vertrawet hat, zum hochsten das zü
versehen haben, dardurch man allain recht lebet, als die religion ist und das ampt der
2; gaistlichen. Dann so es am ampt und dienst der gaistlichen fehlet, das der gotsdienst
nitt recht geleeret und fürbracht wirdt, was künde da ymmer güts zu hoffen sein? So
kan ye an solchem nieman baß helffen dann die, denen Gott den grosten gewalt geben
hat. Derohalb bekennet der Christlich Kaiser Justinianus billich, das im nichts solle so
hoch angelegen sein, als das die Priester erbar leben, Con[stitutio] 6367 Und Confstitu-
30 tio] 5 9368, was irgent güter werck seind, das dieselbigen von dem Kayser ainen anfang
haben sollen. Item, das im an dem, das die Kirchensatzungen und -ordnungen recht
yehalten werden, mehr gelegen sein solle, dann an andern gemainen satzungen.
Hart: Nun, mein Sinnprecht, wenn die lieben hailigen Bischoff zü denen zeyten dise
mainung des Kaisers nit hetten als recht und Christlich erkennet, freylich, diser Kaiser,
3; der doch die Bischof so hoch gehebt, wurde sich solchs gewalt nit underzogen haben.
363. Die kaiserlichen recbt, so ^eügen von geivalt der Kaiser über die gaistlichen. [Marg.]. — Hier fängt
der Hauptsatz an: so findest du dies alles ...
364. Corpus Iuris Civilis, Nov. III. V. VI. VII. XVI. XXXVII. XLII. XLIII. XLV. XLVI.
LVII. LVIII. LIX. LXVII. LXXV. LXXIX. LXXXI. LXXXIII. LXXXVI. CIX. CXI.
CXXIII.
365. Ebd. Nov. CXXXI. CXXXII. CXXXIII.
366. Corpus Iuris Civilis, Cod. 1,1—14.
367. Corpus Iuris Civilis, Nov. VI.
368. Ebd., Nov. LIX.
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hauptfragen verrichteten. Es will der tag schier gen abent gehn. Frid: Vom Constan-
tino und Theodosio hab ichs doch schon dargethon. Aber wiltu weyters lesen, wie in
Kaiserlichen nechten versehen ist, das der Kaiser allen gewalt haben und durch die
seinen verrichten solle über alle gaistlichen, es seye der Bapst zü Rhom, andere Patriar-
; chen, Bischoff, Priester oder Münch und wer nur zü disem stand gehoret, Und das der
Kaiser seinen gewalt zü üben hatt an allen dem, das zum gaistlichen stand gehoret, es
seye die wahl und die einsetzung in die gaistlichen amptern, es seye die leer, das leben,
die leipliche versehung, verrichtung ires ampts in raychung der Sacramenten, singen
und lesen und was sy ymmer zu thün haben. Item, das der Kaiser ire ungehorsame nach
10 aller gebüre, auch wa sy das verdienen, an leib und leben zü straffen habe, 363Diß alles
flndest du, so du es leesen wilt, vilfältig und außtrucklich gesetzet in den Novellis
Con[stitutiones] 3.5.6.7.16.3 7.42.43.45.46.57.58.59.67.75.79.81.83.86.109.111.12 3364,
und in diser Constitution findest du ain summa schier aller vorgesetzten satzungen;
Item in der 131.132.13j365.
15 Hart: Zwar in Codice vom anfang biß an den 14. titel366 des ersten büchs, was seind
es anders dann gesetz und ordnungen belangen der Kirchenhendel und ampt der
gaistlichen, auß welchen ain yeder wol sicht, das bey den alten daran nieman gezweyfelt
hat, das die Kaiser und also alle ordenlichen oberkaiten, die das schwerdt tragen, allen
gewalt haben, wie über die leib der gaystlichen, also auch über ir ampt und alles thün,
20 Aber wie aller gewalt von Gott geordnet ist zur besserung.
Frid: Meine brüder, wenn wir nit so gar in verkereten sinn gegeben wären, wer
künde doch anders gedencken, dann das j [K 4 b] | die, welchen Gott das schwert und
also gewalt über das gantz leben der menschen vertrawet hat, zum hochsten das zü
versehen haben, dardurch man allain recht lebet, als die religion ist und das ampt der
2; gaistlichen. Dann so es am ampt und dienst der gaistlichen fehlet, das der gotsdienst
nitt recht geleeret und fürbracht wirdt, was künde da ymmer güts zu hoffen sein? So
kan ye an solchem nieman baß helffen dann die, denen Gott den grosten gewalt geben
hat. Derohalb bekennet der Christlich Kaiser Justinianus billich, das im nichts solle so
hoch angelegen sein, als das die Priester erbar leben, Con[stitutio] 6367 Und Confstitu-
30 tio] 5 9368, was irgent güter werck seind, das dieselbigen von dem Kayser ainen anfang
haben sollen. Item, das im an dem, das die Kirchensatzungen und -ordnungen recht
yehalten werden, mehr gelegen sein solle, dann an andern gemainen satzungen.
Hart: Nun, mein Sinnprecht, wenn die lieben hailigen Bischoff zü denen zeyten dise
mainung des Kaisers nit hetten als recht und Christlich erkennet, freylich, diser Kaiser,
3; der doch die Bischof so hoch gehebt, wurde sich solchs gewalt nit underzogen haben.
363. Die kaiserlichen recbt, so ^eügen von geivalt der Kaiser über die gaistlichen. [Marg.]. — Hier fängt
der Hauptsatz an: so findest du dies alles ...
364. Corpus Iuris Civilis, Nov. III. V. VI. VII. XVI. XXXVII. XLII. XLIII. XLV. XLVI.
LVII. LVIII. LIX. LXVII. LXXV. LXXIX. LXXXI. LXXXIII. LXXXVI. CIX. CXI.
CXXIII.
365. Ebd. Nov. CXXXI. CXXXII. CXXXIII.
366. Corpus Iuris Civilis, Cod. 1,1—14.
367. Corpus Iuris Civilis, Nov. VI.
368. Ebd., Nov. LIX.