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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0112
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

Frid: Ey, die alten lieben Bischoff haben an dem nye zweyfelt, das sy nitt aller ding
solten under dem Kaiser sein und im zü allem dem, das sy nur mit Gott thün mochten,
gehorsamen, Wie wir das zwar bey allen alten lieben vätern so vil zeügknuß haben und
wenn wir kain andre hetten, wäre doch die zeügknuß des ainigen Gregorii überig369
genüg, weyl er selbs ain Bapst gewesen und ain eyfriger hailiger Bapst, der der Kirchen 5
freylich nichts wirdt begeben370 haben. Der bekennet an so vil orten, 371 das Got dem
Kaiser gegeben habe, zü herrschen nit allain über das Kriegsvolck und andere, sonder
auch über die Priester, brauchet mitt namen das wort Dominari372 und sagt, Got hab
das dem Kaiser gegeben.
Sinnp: Nun, ich sihe wol, lieben brüder, das bey den alten lieben hailigen hieran kain 10
zweyfel gewesen ist, das die gaistlichen im gewalt und der gehorsame der ordenlichen
gemainen oberkaiten, so das schwerdt tragen, seind und deren gebott in allem, das sy
nur mit Gott thün mogen, geleben sollen. Zü diser zeyt aber wirdt uns das entgegen
geworffen: Die Kaiser | [L ia] j haben solche ire oberkait über die gaistlichen und
nämlich373 der einsetzung halb der Bäpst und Bischoff freywillig begeben374 und sy 15
auch verschworen375. Darumb sollen sy sich sollicher oberkait über die gaistlichen
auch nitt mehr anmassen. Freylich, ir habt gelesen, was in der 63. distinction376 einge-
füret wirdt, wie Kaiser Ludwig, Flainrich und Otto, die ersten diser namen, allen
gewalt über die Bäpst und gaistlichen, der wahl und andershalb, den Bäpsten gentzlich
begeben und verschworen haben. Flart: Es wirt ja eingefüret. Es stat aber bey ainem 20
tail »Palea«377. Frid: Billich steht Palea darbey. Dann in derselbigen distinction lesen
wir, c. >Agatho<378, das die alte gwonhait vermocht habe, kainen Bapst zü Rom zu
weyhen und einzusetzen, man hette dann seine wahl züvor dem Kaiser fürbracht und
des vergunst derenhalb erlanget. Welches recht dann züvor die Kaiser hatten, die sich
zü Constantinopel hielten. 25
Und im can.ff >Adrianus<379 lesen wir, das diser Bapst sampt dem gantzen Concilio,
das er zü Romi gehalten, dem Künig Carolo, den er zü schutz der Kirchen, wie er sich
rhümet, gehn Rom zü kommen vermügt, das recht, ain Bapst, auch Ertzbischoff und
Bischof in lendern zu setzen, also zügestellet hatt, das der verbannet sein solle, der
darwider ettwas fürnimmet380. Gleyches recht hatt hernacher Bapst Leo der dritt dem 30
ff) Druck: cao[ut].
369. Ausreichend.
370. Sinn: der für die Kirche nichts nachgegeben hat.
371. Epistola ioß. [Marg.].
372. Vgl. Indictio XI. Aug. (III,64); MGH Epistolae 1, S. 226, Z. 1—3: Valde mihi durum
videtur, ut ab eius servitio milites suos prohibeat, qui et omnia tribuit, et dominari eum non
solum militibus, sed etiam sacerdotibus concessit.
373. Vornehmlich, besonders.
374. Abgegeben.
375. Feierlich mit einem Eid bekräftigt.
376. Decr. Grat., D. LXIII. c. 30. 32.
377. Vgl. oben S. 89, Anm. 234.
378. Decr. Grat., D. LXIII. c. 21.
379. Decr. Grat., D. LXIII. c. 22.
380. »Quicumque contra hoc decretum esset, anathematis uinculo eum innodauit.« (Ebd.).
 
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