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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0120
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

I 16
wir in Historien haben, das die oberkait solichs bey allen volckeren also geubet hatt.
Also befmden wir gesinnet alle die, die wir für byder, gotsälige leüt halten künden.
Hart: Und welche sich auch ye zum Gottesdienst fleyssig gehalten haben, obgleych
ymmer etwas irrthumbs mit eingelauffen ist, Die hatt Gott für andere erhocht427. Frid:
Es ist auch allweg gar vil besser, Got vor augen haben, wenn das schon mit irrthumb 5
ist, dann Gotes gar nit achten.
Hart: Erkennestu aber nun, mein Sinnprecht, daß das gesatz der natur vermoge, das
alle obren, yeder nach dem gwalt, den im Gott verlihen hatt, dahin zum fürnemesten
trachten sollen, das bey den seinen der ware Gottesdienst recht eingefüret und erhalten
werde, das er nämlich auff die religion, dieselbige bey den seinen zu fürderen, sein 10
gesetze und straffen, das ist, die gantze regierung, richte? Sinnp: Ich sehe wol, das Got
den menschen in irer natur ain trib hiezü geben hatt, bekenne auch das gern, das wir
solichs tribs als aines hohen wercks und liechts Gotes in diser und allen anderen sachen
wol sollen warnemen, wie dann der Herr selb und Paulus daher in erkandtnuß der
warhait, das ist, gottlichs willens, offt einfüren. Wir haben aber noch ain vil hoher 15
liecht, die hailig geschrifft, darin uns Gott geleeret hatt, wie wir im dienen und was wir
der religion halb handlen sollen. Daher sollen wir in allem unser leer und rath nemen.
Frid: Recht. Noch ist uns allweg auch zu sehen, was Gott den menschen in ir hertz
geschriben hat. Wie dann uns auch dash gesatz der natur, daz so hell gottlich liecht, so
in aller menschen hertzen scheinet, zum gewaltigesten überzeüget und deßhalb auch 20
zum hefftigesten treiben solle. Derohalb es auch von Propheten, dem Herren selb und
den Apostolen und in den sachen, die den Gotesdienst besonders belangen, so vil
anzogen wirt.
Sinnp: Ist war. Ich gestande euch lieben brüder geren428, | [M 2 b] | das diß bey uns
ain gewaltig argument sein solle, das uns auch die natur leeret, das aller gewalt von 25
Gott geordnet ist, daß also aller gewalt auch sich dahin gentzlich richten solle, das die
leüt, so under dem gewalt seind, Got recht erkenneten und verehreten. Noch lst mir
auch vonnoten, das ich sollichs auß der geschrifft verneme. Dann wir oft unser flaisch-
lich dunckel und angeboren irrthumb anstatt des liechts und gesatzes der natur ansehen
und demselbigen wider Gottes wort und willen anhangen. Unser hertz ist von jugent 30
auf verkert429. Frid: Wol. Darumb hat uns der Herr auch sein schrifft gegeben, die
sollen wir in diser und allen anderen sachen mitt allem fleyß ansehen und erwegen,
damit wir allenthalb allain Gottes willen geleben. Und das wollen wir auch in disem
handel thün.
Nun, das die oberkait an der religion verschaffen mag und solle, wirt fürnämlich 35
gelaistet an der leere und den Kirchenübungen, den hailigen Cerimonien, wie wir
hernacher weiter erklären werden. Sinnp: Wann auch die leere und Kirchenübungen
recht stehn, wirdt der sach der religion halb kainen mangel haben. Frid: Wolan, so
bekennestu, wenn die schrift hatt, das die obren, so das schwert tragen, sollen die
h) des.
427. Anspielung auf Phil 2,9.
428. Gerne. — Zum Yorhergehenden vgl. Jer 31,33.
429. Vgl. 1 Mos 8,21.
 
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