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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0137
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DIALOGI

13 3

Sinnp: Du fürest da den hailigen Augustinum einher. Haben doch die alten vatter
nicht erkennet Christlich sein, das man die oberkait in sachen des glaubens anrüffe.
i rid: Wer sagt das? 538Sinnp: In Sebastians Francken Chronick539 hab ichs gelesen und
füret darzü ein den hailigen Augustinum, Hilarium, Ambrosium, Hieronymum und
andere. Frid: Diser mensch hat laider in seiner Chronick und anderen bücheren vil
falsch und boß eingefüret, auch von dingen, die zü disen zeytten sich begeben haben,
die er doch wol hette erfaren mügen. Ich müß es ye zügüt den einfältigen anzaigen. Der
Herr waißt, das ich wolte, es gienge im wie mir selb. 540Lieber, ist die Statt Augspurg
im XXXI. jar, der minderen zahl541, von dem Luthero gar abgefallen, hatt die prediger
bede mit iren predigen und messen haissen stillstehn Und von Straßburg, Costentz,
Basel Zwinglische prediger beschicket und alles lassen auff Zwinglische weiß anrich-
ten? Sinnp: Davon waiß ich nichts. J P 2a | [Frid:] Nun schreibt das der Franck von
Augspurg, Ulm und etlichen andren orten, fo. 442542. Solcher unwarhait von alten und
yetzigen zeyten hat er noch gar vil in seiner Chronick. Es ist sich warlich seines frävels
zü verwunderen, so vertrostlich schreibt und richtet er, des er doch gar kain wissen
hatt. Macht dieweyl seinen bücheren sollich prechtige tittel, als ob besser bücher auf
erden nicht wären und hielten nur in sich, was man zu wissen begeren mochte, über-
schüttet dieweyl die welt mit seinen irrsalen und verkauffet die under faißten543 tittelen
für die gewisseste warhait. Doch darbey hatt er vil güts und wares mit beschriben, aber
laider des wenig mitt seinen irrthumben unbeschmaisset544 gelassen.
Sinnp: Warumb haben dann die zü Straßburg im vergunnet, sollich Chronick bey
inen zü trucken? Frid: Er hatts mit der unwarhait erlanget, das er dem, der dazümal
gesetzet ware, die bücher, so man will trucken lassen, vorzüerkennen, versprochen
hatt, es wären in diesem büch nichts dann lautter Historien auß den alten Historien
außgezogen. Darumb, da mans anderst befand, hat der Rath zü Straßburg in mit dem
thurn gestraffet und der Statt verwisen, auch das und andre seine bücher zü trucken
und failzühaben bey inen verbotten545.
Sinnp: Was seind aber dises menschens fürneme546 irrthumb?
Hart: Hast du nit seine Paradoxen547 gelesen? Sinnp: Ich hab yetz noch ain büch von

538. Sebastia\s\\ Francken Chronick. [Marg.].
539. Gemeint ist Sebastian Franck: Chronica. Zeitbuch und Geschichtsbibel. Straßburg 1531.
In der 2. Auflage Ulm 1536 (Nachdruck Darmstadt 1969), S. 203 a. Vgl. K. Kac^erowsky: Seba-
stian Franck. Bibliographie. Wiesbaden 1976. Nr. A 38 — 42, S. 47 — 49. Nr. A 43—47, S. 50—53.
540. Unwarhaitt des Francken wider Augspurg. [Marg.].
541. D. h. dieses Jahrhunderts. Die größere Zahl der vorangegangenen Jahrhunderte wird
weggelassen.
542. In der Straßburger Ausgabe von 1531.
543. Fetten, aufgeblasenen. Lexer 3, Sp. 50 (s. v. veiz).
544. Besudelt, beschmutzt.
545. Vgl. zu diesen Ereignissen das Urteil von Jakob Sturm: ich weiß auch dovon vnd ist by
vnß gedruckt, aber durch den bevelchhaber vbersehen worden; es ist auch der cronickschreiber
darvber gestroft vnd der stat deshalb verwisen; Täuferakten 7, S. 541 f, Nr. 323.
546. Vornehmliche.
547. Gemeint ist Sebastian Franck: Paradoxa. Ulm 1534. K. Kac^erowsky, a.a.O., Nr. A 102,
S. 84.
 
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